25 Straftaten und 9 Verletzte: Die Fakten aus Chemnitz im Überblick
Begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot sind am Samstag in Chemnitz
rund 9500 Menschen verschiedener Lager bei mehreren Kundgebungen auf
die Straße gegangen. Es kam zu einigen Zwischenfällen.
02.09.2018, 09:5302.09.2018, 11:11
Mehr «Politik»
Demonstration der AfD und Pegida
Laut Versammlungsbehörde nahmen rund 4500 Menschen an einem gemeinsamen Marsch der AfD und des ausländerfeindlichen Bündnisses Pegida teil. Diesem schlossen sich auch Demonstranten der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pro Chemnitz an.
Zeitgleich kamen zu einer Veranstaltung für Frieden und gegen
Ausländerfeindlichkeit unter dem Motto "Herz statt Hetze" rund 4000
Menschen auf einen Parkplatz bei der Johanniskirche. In den
Nebenstraßen wurden zudem weitere hundert Teilnehmer gezählt.
Zur Kundgebung, die von den Parteien Die Linke und Bündnis 90/Grüne
organisiert wurden, erschienen Bundes- und Landespolitiker sowie die
Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig. "Von Sachsen und Chemnitz
muss heute die klare Botschaft ausgehen: Wir werden mit allen Mitteln
des Rechtsstaates den rechten Hetzern entgegentreten", sagte die
SPD-Politikerin.
Auch SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und der Fraktionschef der Linken
im Bundestags, Dietmar Bartsch, mischten sich unter die Teilnehmer. "Ich finde es ganz toll, dass die Stadtgesellschaft in Chemnitz aufsteht
und ein klares Zeichen setzt, dass Hass, dass Gewalt, dass Rassismus in der Stadt nichts zu suchen haben", sagte Bartsch.
Auch die SPD wolle ein Zeichen setzen, sagte Klingbeil. "Wir
stehen hinter den friedlichen Protesten, wir wollen, dass klar wird, die
Mehrheit denkt hier anders, denkt nicht rechtsextrem, denkt nicht
ausländerfeindlich."
Zwischenfälle
Mit zunehmender Dauer der Veranstaltungen wurde die Stimmung in der
Stadt angespannter. Der Zug mit rechten Demonstranten kam am frühen
Abend nur stockend voran. Nach einem verspäteten Start wurde der Marsch
kurz vor dem Denkmal mit dem Karl-Marx-Kopf wieder gestoppt und
schließlich unter lautstarkem Protest abgebrochen.
Wasserwerfer fuhren auf. Ein Großteil der Teilnehmer weigerte sich
trotz mehrfacher Aufforderung, die abgebrochene Kundgebung zu verlassen
und stand dem starken Polizeiaufgebot feindselig gegenüber. Es gelang
ihnen sogar, einen Wasserwerfer zum Stillstand zu bringen.
Wie die Polizei mitteilte, hatten Gegendemonstranten zuvor versucht, auf
die Strecke zu gelangen. "Unsere Einsatzkräfte werden teilweise
gezwungen, unmittelbaren Zwang einzusetzen! Noch mal unser Aufruf, bitte
bleibt gewaltfrei!", schrieb die Polizei via Twitter. Auch an anderen Stellen der Stadt musste die Einsatzkräfte nach eigenen Angaben teilweise eingreifen.
Rangeleien mit der Polizei lieferten sich auch Teilnehmer aus einer
Gruppe von 300 Personen, die versucht hatten, zu einer Versammlung der
AfD vorzudringen, wie die Polizei weiter mitteilte. Die Beamten
sicherten wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs die Personalien der
Betroffenen.
Presse angegriffen
Viele rechte Demonstranten reagierten gereizt auf die Anwesenheit von
Journalisten. Im Internet finden sich unzählige Videos, die von
Übergriffen zeugen. Der Polizei gelang es nicht immer, die
Pressevertreter zu schützen.
Rechtsextreme in Chemnitz bedrohten schon Anfangs Woche Journalisten
Video: watson/Felix Huesmann, Lia Haubner, Marius Notter
Bilanz
Bei den Demonstrationen in Chemnitz sind nach einer ersten
Bilanz der Polizei neun Menschen verletzt worden. Zudem wurden
mindestens 25 Straftaten verzeichnet, wie die Polizei am späten
Samstagabend mitteilte.
Details zu den Verletzten nannte die Polizei nicht. Bei den Straftaten
handelte es sich den Angaben zufolge um Sachbeschädigungen,
Körperverletzungen, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und das
Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.
Insgesamt waren 1800 Beamte im Einsatz. Die sächsischen
Beamten wurden von Kollegen aus anderen Bundesländern und der
Bundespolizei unterstützt. An den verschiedenen Kundgebungen beteiligten
sich den Angaben zufolge rund 9500 Menschen.
Abseits der Demonstrationen wurde ein 20-jähriger Afghane
von vier vermummten Menschen angegriffen und geschlagen. Der Mann erlitt
leichte Verletzungen. Die Polizei prüft, ob es sich bei den Tätern
möglicherweise um ehemalige Versammlungsteilnehmer handeln könnte.
Deal für den Krieg? Putin schickt Zootiere an Jong-un
Russland und das abgeschottete Nordkorea nähern sich politisch immer weiter an. Im Juni dieses Jahres besuchte der russische Machthaber Wladimir Putin Nordkorea. Es waren 24 Jahre seit seinem ersten Besuch vergangen.