Carola Rackete wurde bekannt, weil sie als Kapitänin der "Sea Watch 3" Geflüchtete in Seenot rettete.Bild: DPA / Boris Roessler
Deutschland
Gerade erst hatte die Vorsitzende der Linken, Janine Wissler, ihr Sommerinterview für die ARD gegeben – und von den Nachrichten, die am Montag veröffentlicht wurden, nichts erwähnt.
Denn da gab die Partei bekannt, dass sie die Seenotretterin und Aktivistin Carola Rackete ins Rennen für die EU-Parlamentswahlen im kommenden Jahr schicken will.
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Rackete wurde 2019 international berühmt, weil sie als Kapitänin trotz eines Verbots nach drei Wochen Wartezeit mit der "Sea Watch 3" auf Lampedusa anlegte. Auf dem Schiff befanden sich 53 aus Seenot gerettete Geflüchtete aus Libyen. Rackete wurde daraufhin von der italienischen Regierung festgenommen und zunächst unter Hausarrest gestellt. Das Verfahren gegen sie wurde im Jahr 2021 schließlich eingestellt.
Neben Rackete gibt es noch einen Kandidaten, der eigentlich gar kein Mitglied der Partei ist.
Linke in der Krise
Die Linke befindet sich seit einigen Jahren in der Krise. Doch vor allem in den vergangenen Monaten zerstritt sich die Partei immer mehr. Nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine standen sich Putinversteher:innen und Realpolitiker:innen gegenüber.
Derzeit stellt die Linke fünf Abgeordnete im EU-Parlament. Bundesweit kämpft die Partei bei Umfragen immer wieder um die fünf Prozent, die sie bräuchte, um noch einmal in den Bundestag zu kommen. Auch bei der vergangenen Bundestagswahl hatte es die Linke nur noch einmal ins Parlament geschafft, weil sie genügend Direktstimmen gewonnen hatte.
Sahra Wagenknecht macht es ihrer Partei zunehmend schwer.Bild: imago images / Bernd Elmenthaler
Nun versucht man offensichtlich, die Partei wieder wählbar zu machen – vor allem, nachdem die Gefolgschaft von der wohl prominentesten Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht die Partei immer weiter spaltet. Die Parteiführung versucht offenbar, die Linke wieder stärker an soziale Bewegungen zu binden.
Rackete soll demnach auf Listenplatz zwei stehen. Platz eins ist noch nicht vergeben. Doch auch bei Platz drei steht noch ein großes Fragezeichen. Allerdings hatte die Linke den vierten Listenplatz bekannt gegeben. Dieser Kandidat ist ebenfalls kein Mitglied der Partei – auch wenn er ein bekanntes Gesicht ist.
Es handelt sich um Gerhard Trabert. Der Mediziner ist bereits 2022 für die Linke bei der Wahl zum Bundespräsidenten angetreten. Auch er ist Teil der sozialen Bewegung und spendet etwa durch seinen Verein Armut und Gesundheit an Aktivist:innen, die im medizinischen Bereich in Krisengebieten unterwegs sind. Mit seiner mobilen Arztpraxis betreut er zudem Bedürftige medizinisch.
Gerhard Trabert ist selbst aktivistisch unterwegs. In seiner mobilen Praxis kümmert sich der Arzt um Bedürftige. Bild: dpa-Zentralbild / Peter Zschunke
Hält die Linke ihre aktuellen Umfragewerte auch bei der Europawahl ein, gelten die Listenplätze eins bis vier also als aussichtsreich.
Doch noch ist nicht alles in trockenen Tüchern. Erst müssen Trabert und Rackete den Parteitag der Linken überstehen. Der findet Ende des Jahres statt.
Nach der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten herrscht viel Ungewissheit darüber, wie es jetzt mit der Ukraine weitergeht. Es gibt nicht unbegründete Ängste davor, Trump könne dem Land bald den Geldhahn zudrehen.