Sie waren lange das bekannteste Polizistenpaar im deutschen Fernsehen: "Toto und Harry" aus Bochum wurden durch die gleichnamige Fernsehreihe auf Sat.1 zu Kultfiguren. Am Wochenende machte Torsten "Toto" Heim allerdings mit rechtspopulistischen Aussagen von sich reden. Die Polizei Bochum prüft, ob er damit gegen das Gesetz verstoßen hat.
Seit 2001 waren Torsten Heim und sein Streifenkollege Thomas "Harry" Weinkauf immer wieder im Fernsehen zu sehen. Als Ruhrpott-Polizisten im alltäglichen Wahnsinn und als "Kultcops im Ausland" rund um die Welt. Harry hat sich mittlerweile aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, Toto spielt bei Scripted-Reality-Formaten einen fiktiven Polizisten – neben seinem Hauptberuf als echter Polizeibeamter in Bochum.
Nebenbei engagiert sich Torsten Heim schon seit Jahren für einen guten Zweck: Er unterstützt als Botschafter das Kinderhospiz Mitteldeutschland. In dieser Rolle war der Polizist am vergangenen Wochenende auch auf einem Truckerfestival im thüringischen Breitungen. Dort warb er jedoch nicht nur für das Hospiz, sondern äußerte sich auch politisch.
Totos Aussagen klangen ziemlich nach AfD
Ein Video, das am Wochenende von Besuchern des Festivals auf Facebook hochgeladen und seitdem über 1.800 Mal geteilt wurde, zeigt Torsten Heims Ansprache. Den Beginn kann man dort nicht nachhören, die Aufnahme setzt erst später ein.
Da sagt er:
"Wir bauen Synagogen, wir bauen Minarette und so weiter und so fort. Aber wer sich hier nicht benehmen kann, der hat auch kein Aufenthaltsrecht."
Wer sich in Deutschland "scheiße" verhalte und Straftaten begehe, der müsse zurück in sein Land geschickt werden, sagte der Polizeibeamte weiter. Was das mit Synagogen und Moscheen zu tun hat? Schon lange, bevor es das Land Deutschland gab, lebten Juden hier und beteten in Synagogen. Auch Moscheen werden von vielen deutschen Staatsbürgern besucht.
Wer als Deutscher im Ausland Straftaten begehe, werde abgeschoben, sagte Toto weiter und ergänzte: "Aber wir sind eigentlich zu weich, das ist leider so. Es wird nicht gleich behandelt und das fällt den meisten Menschen ja auf."
Heim legte noch nach:
"Da können nicht einige Leute von auswärts kommen und alles hier machen und Geld abkassieren [...]"
Als der Bühnenmoderator ihn anschließend fragte, ob er nicht in die Politik gehen wolle, sagte Torsten Heim: "Wenn ich in die Politik gehe, dann würd's rappeln". Er habe da jedoch keine Zeit für.
Er fühle sich manchmal "belogen und betrogen", erklärte er anschließend:
"Gerade ich als Polizeibeamter, der sich 30 Jahre mit linken Zecken rumärgern muss. [...] Wenn einer mal 'ein bisschen deutsch' sagt, dann biste rechtsradikal und Rassist [...]"
Zusammengefasst: Torsten Heim will mehr Abschiebung straffällig gewordener Ausländer – und bringt das mit Synagogen und Moscheen in Verbindung. Außerdem beschwert er sich über Lügen und Betrug, ein Vorwurf, der sich mutmaßlich an die Politik richtet. Von Linken spricht er als "Zecken", ein abwertender Begriff, der vor allem in der rechtsextremen Szene gebraucht wird.
Die AfD findet's super
Beifall bekam Toto dafür von der lokalen AfD: Der Bochumer Kreisverband der Partei teilte das Video auf seiner Facebookseite und kommentierte: "Da spricht einer mal aus, was der Bürger denkt. Schaut Euch auch die tollen, positiven Kommentare an!"
Aber darf Torsten Heim sich als Polizist so äußern? Als Beamter unterliegt er dem Mäßigungsgebot. Das bedeutet, dass er auch bei öffentlichen Aussagen, die er in seiner Freizeit tätigt, die Mäßigung und Zurückhaltung wahren muss, "die sich aus ihrer Stellung gegenüber der Allgemeinheit und aus der Rücksicht auf die Pflichten ihres Amtes ergibt".
Die Polizei Bochum wurde laut eigener Aussage erst am Donnerstag auf das Video aufmerksam. Derzeit werde geprüft, inwiefern das Verhalten tolerabel ist, erklärte der Polizeisprecher Frank Lemanis auf watson-Nachfrage. Es werde auch geprüft, ob die Aussagen strafrechtliche oder disziplinarische Folgen hat, oder von der Meinungsfreiheit gedeckt ist.
Update: Mittlerweile hat sich Toto der "Rheinischen Post" gegenüber zu seinen Aussagen geäußert. Er habe nichts gegen Ausländer, sagte er dem Blatt. Zur Beweisführung erklärte er außerdem: "Ich gehe gern zum Griechen und gern zum Türken, ich habe viele Freunde und Kollegen, die ausländische Wurzeln haben, und bin mit ihnen aufgewachsen." Er finde Links- und Rechtsextremismus gleichermaßen schlecht und sei ganz sicher nicht in der AfD.
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