Viel Wirbel hatte es bereits im Vorfeld des ARD-Sommerinterviews mit dem Fraktionschef im Bundestag und Bundessprecher der AfD Alexander Gauland gegeben.
Er hatte die Teilnahme an der obligatorischen Zuschauerfragerunde "Frag selbst" im Anschluss des Interviews abgelehnt. Ohne Begründung – bisher.
Während des Sommerinterviews, dass die ARD am Sonntag um 18.30 Uhr ausstrahlt, wollte die Moderatorin Tina Hassel nun wissen, warum er sich nicht den Fragen der Zuschauer stellen wollte.
Und die Antwort lässt tief blicken. Gauland begründet seine Absage damit, dass er im Vorfeld gerne gewusst hätte, welche Fragen man ihm denn genau stellen würde.
Eine bemerkenswerte Antwort. Denn: Dass Journalisten die Fragen Politikern im Vorfeld nicht mitteilen, ist eigentlich selbstverständlich. Offenbar nicht für den AfD-Politiker.
Die ARD-Journalistin Tina Hassel weist Gauland dann auch darauf hin, dass keiner der anderen Sommerinterview-Teilnehmer die Fragen der Zuschauer vorher bekommen habe. Es sei also auch eine Frage der Gleichbehandlung.
Gauland sieht das offenbar anders. Seine Antwort formuliert er als Frage: "Warum muss ich sozusagen in ein schwarzes Loch gucken?" "Sie müssen gar nichts", antwortete die Moderatorin am Ende der Sendung knapp und bedankt sich bei Gauland für sein Kommen.
Zuvor hatte die Moderatorin Tina Hassel einfach während des Interviews die von einigen Zuschauern eingesandten Fragen verlesen. Darunter die nach einer erneuten Kandidatur Gaulands für den Parteivorsitz. Er habe bei der vorangegangenen Wahl die Erfahrung gemacht, dass man manchmal kandidieren müsse, "wenn es schwierig wird", antwortete dieser. Auf eine weitere Zuschauerfrage, welches Alter das richtige für einen Ausstieg aus der Politik sei, antwortete der 78-Jährige: "Das kommt ganz auf die individuelle Leistungsfähigkeit an."
Brisant wurde es auch bei einer Frage nach Gaulands Verhältnis zum brandenburgischen AfD-Landesvorsitzenden Andreas Kalbitz. Diesem wurden Verbindungen zu diversen rechtsextremen Gruppierungen in der Vergangenheit nachgewiesen. Gauland verteidigte den Brandenburger Kalbitz. Der sei ein "bürgerlicher Mensch", er könne "nichts Rechtsextremes in ihm finden", sagte der AfD-Bundesvorsitzende. "Er macht das gut."
Gauland beschwerte sich in dem Interview auch über Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der der AfD einen bürgerlichen Charakter abgesprochen hatte. Der Bundespräsident hätte eine Rede halten können, wo er diese Themen anspricht, in diesem Zusammenhang aber nicht die AfD erwähnen dürfen, sagte der AfD-Vorsitzende. Letzendlich versuche Steinmeier, die AfD "aus dem politischen Diskurs auszugrenzen". Das sei aber allenfalls Sache des Bundesverfassungsgerichts.
(ts/ mit afp)