In einigen deutschen Lokalzeitungen werden die Anzeigen-Seiten derzeit mit vermeintlichen Stellengesuchen von Menschen aus dem Gesundheitsbereich geflutet. "Ungeimpfte Krankenschwester sucht ab 16.03.22 neue Herausforderung. Schweren Herzens muss ich meinen Traumjob leider aufgeben", steht zum Beispiel in der aktuellen Samstagsausgabe des "Bautzener Boten". Einige Zeilen darüber heißt es: "Notfallsanitäter (41, ungeimpft) sucht ab 16.03.22 wieder Arbeit, wo er Menschen in Not helfen kann, was er schon jahrelang gemacht hat und jetzt leider nicht mehr darf".
Viele dieser Anzeigen sind jedoch wohl gefälscht. Unabhängig voneinander haben das der RBB-Redakteur Andreas Rausch und t-online.de recherchiert. Rausch nahm sich dafür die Stellenmarkt-Seite des "Bautzener Boten" vor und rief einige der in den Stellenanzeigen angegebenen Nummer an. "Am Ende haben meine 18 Stichproben zu keinem einzigen Telefonat geführt", schreibt er auf Twitter. Es seien Fantasienummern wie 1234567890 dabei gewesen.
Zu dem Schluss, dass viele der Stellengesuche fake sind, kam auch t-online.de. Es seien zwar auch echte Nummern angegeben worden, die zum Teil zu Facebook- und Telegramprofilen führten, hinter denen sich teilweise auch echte Menschen aus dem Gesundheitssektor verbergen. Allerdings gebe es dabei auch einige Ungereimtheiten: Hinter der Nummer einer "Schwester Olivia" stecke zum Beispiel ein männlicher Rammstein-Fan.
Was soll die Aktion also? Für die Recherchen hat t-online.de eigenen Angaben zufolge mit dem auf Analysen beim Messengerdienst Telegram spezialisierten Twitterer @Datenliebe1 zusammengearbeitet und festgestellt, dass solche "Anzeigenfluten" geplant werden. Das zeigen diverse Aufrufe in Telegram-Gruppen, in denen um Unterstützung für die Anzeigen-Aktionen geworben wird.
"Wir werden alle ein Stellengesuch in der Heilbronner Stimme machen. Die Anzeigen werden am Samstag, 29.01, erscheinen. Inhalt sollte langjährig beschäftigt, ungeimpft und ab 16.03. enthalten", heißt es darin. Man erhoffe sich, mit vielen Anzeigen "ein Zeichen setzen zu können".
Den Initiatoren geht es offensichtlich darum, gegen die einrichtungsbezogene Impfpflicht zu protestieren, die ab dem 15. März für Angestellte im Gesundheitsbereich gelten wird. Durch die Anzeigen-Aktion soll die Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt werden.
(nik)