RTL-Politik-Chef Nikolaus Blome und RTL-Moderatorin Frauke Ludowig interviewen Bundeskanzlerin Angela Merkel im Bundeskanzleramt.Bild: dpa / Sandra Steins
Deutschland
04.02.2021, 20:2404.02.2021, 21:48
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht in
der Corona-Krise Grund zur Hoffnung, hat aber mit Blick auf mögliche
Lockerungen zugleich vor "falschen Hoffnungen" gewarnt. "Ich sehe ein
leichtes Licht am Ende des Tunnels, aber es ist eine unglaublich
schwere Zeit", sagte Merkel am Donnerstag in einem Interview der
Sender ntv und RTL. Der Scheitelpunkt der zweiten Welle sei
überschritten. Die Infektionszahlen gingen deutlich herunter, es
kämen zunehmend Impfungen. Allerdings seien Zielwerte noch nicht
erreicht.
Merkel verwies auf die Gefahr durch Mutationen des Virus. Sie
warb erneut um Verständnis für ihre Politik. Sie müsse immer wieder
"harte Entscheidungen" treffen. "Und wie gerne würde ich auch was
Gutes verkünden. Aber es hat ja keinen Sinn, wir dürfen ja auch keine
falschen Hoffnungen wecken, und deshalb versuche ich, immer
realistisch zu sein."
Noch keine Vorhersage für kommende Corona-Konferenz
Bund und Länder wollen am 10. Februar über ihr weiteres Vorgehen
in der Corona-Pandemie beraten. Bei ihren Beratungen am 19. Januar
hatten sie beschlossen, den Lockdown zur Eindämmung der
Corona-Pandemie bis Mitte Februar zu verlängern. Restaurants und
Bars, Freizeiteinrichtungen sowie viele Geschäfte bleiben zumindest
bis zu diesem Zeitpunkt geschlossen. Bund und Länder hatten aber
zugleich vereinbart, dass eine Arbeitsgruppe ein Konzept für eine
"sichere und gerechte" Öffnungsstrategie erarbeiten soll.
Auf die Frage, was bei der Konferenz mit den
Länder-Regierungschefs herauskommen werde, sagte Merkel: "Ich kann's
Ihnen noch nicht sagen, was wir Mittwoch machen werden, weil ich noch
fünf Tage die Entwicklung abwarten muss. Weil ich mir angucken muss,
wie weit ist das britische Virus schon vorgedrungen."
Deutschland könne es sich nicht leisten, in eine Situation zu
geraten, wie es etwa Portugal passiert sei: "Große Öffnungen um die
Weihnachtszeit, die britische Version des Virus, und dann ein
überlastetes Gesundheitssystem".
Merkel betroffen von Schicksalen alter Menschen
Merkel sagte, es solle am Mittwoch eine Entscheidung geben, die
insgesamt für die Wirtschaft gut sei. "Wenig Infektionszahlen
bedeuten auch eine bessere Situation für die Wirtschaft, das haben
alle Untersuchungen gezeigt." Sie bekräftigte Aussagen, die
Alternativen seien nicht Gesundheit oder Wirtschaft beziehungsweise
Gesundheit oder Bildung, sondern beides gemeinsam.
Die Kanzlerin zeigte sich in dem Interview betroffen über
Schicksale von alten Menschen, die bei ausbleibenden Impfungen in
Angst vor einer tödlich verlaufenden Corona-Infektion leben müssen.
"Da gibt es dramatische Schicksale." Umso mehr müsse man die anderen
Schutzregeln einhalten, gerade in den Pflegeheimen. "Wir müssen jetzt
ganz, ganz vorsichtig noch sein, damit auf den letzten Metern nicht
so viele Menschen noch sterben." Merkel verteidigte zudem ihre
Entscheidung, die Impfstoffe über die EU-Kommission zu erwerben.
Verzögerungen bei der Lieferung von Impfstoffen stehen heftig in der
Kritik.
(mse/dpa)
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