Deutschland
11.09.2018, 07:2911.09.2018, 07:29
"Wir trauern" – unter diesem Motto hatte der AfD-Abgeordnete Hannes Loth einen Trauermarsch in Köthen angemeldet, zu dem nach Polizeiangaben etwa 550 Menschen kamen.
- Wie schon am Vortag kreiste über Köthen, einer Stadt mit gut 26.000 Einwohnern, ein Hubschrauber.
- Eine Reiterstaffel der Polizei ritt durch die Innenstadt. Auch ein Wasserwerfer stand bereit.
- Landesinnenminister Holger Stahlknecht (CDU) sprach von mehreren hundert beteiligten Polizisten, darunter Beamte aus Niedersachsen, Hessen, Schleswig-Holstein, Berlin und Thüringen.
Köthen

Bild: X02197
Nach einer Schweigeminute und einer kurzen Kundgebung auf dem Markt
zogen die Teilnehmer durch die Innenstadt zu dem Schauplatz der
Auseinandersetzung, einem Spielplatz. Hier war es zum Streit zwischen zwei Männergruppen gekommen. Ein 22-Jähriger starb, für ihn wurde ein Kranz der AfD
Sachsen-Anhalt niedergelegt. Er war der Bruder eines bekannten Rechtsextremen aus Köthen.
Köthen

Bild: X02197
Tags zuvor
waren bei einer ersten Spontandemonstration rund 2500 Menschen
zusammengekommen. Unter den Demonstranten waren nach Einschätzung der
Sicherheitsbehörden zwischen 400 und 500 Rechtsextreme aus
Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen.
Was ist in Köthen passiert?
Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler war es in der Nacht zu Sonntag an dem Spielplatz zum Streit zwischen mindestens zwei afghanischen Staatsbürgern und mindestens zwei Deutschen gekommen. Am Ende war der 22-Jährige tot. Er starb nach Behördenangaben an Herzversagen. Wie genau es dazu kommen konnte, ist bislang nicht zweifelsfrei geklärt. Die Polizei nahm zwei Afghanen im Alter von 18 und 20 Jahren fest. Im sächsischen Chemnitz hatte zwei Wochen zuvor ein ähnlicher Fall zwei Tage lang zu Spontandemos mit rechtsextremer Beteiligung und Gewaltausbrüchen geführt.
Dem Augenschein nach beteiligten sich am Montagabend vor allem
Menschen aus Köthen und der Region an der AfD-Kundgebung. Laut
Polizei gab es zunächst keine Strafanzeigen. Im Zusammenhang mit der
Demonstration am Vortag hatte die Polizei zunächst zehn Anzeigen
registriert. Innenminister Stahlknecht zog ein positives Fazit. Er dankte allen
Polizisten.
"Wir haben die Versammlungsfreiheit garantiert und einen starken Staat demonstriert"
Holger StahlknechtDeutsche Presse-Agentur
Es blieb friedlich in Köthen.
Anders sah es in Halle aus. Dort rissen einige der 450 Teilnehmer einer Montagsdemo den rechten Arm hoch zum Hitlergruß, riefen "Sieg Heil", attackierten Polizisten. Die Polizei leitete zehn Ermittlungsverfahren ein, unter anderem wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Körperverletzung. Die rechte Szene hatte ihre Anhänger verstärkt für die Demonstration in Halle mobilisiert nach den Vorfällen in Köthen und Chemnitz.
Manche Demonstranten in Halle seien stark alkoholisiert gewesen und hätten
Polizisten bespuckt, hieß es von der Polizei. Außerdem sei es zu Handgreiflichkeiten unter
Demonstranten gekommen. Wieviele der Teilnehmer Rechtsradikale waren,
vermochte die Polizei zunächst nicht zu sagen. Neben der Montagsdemo
gab es demnach eine Gegenveranstaltung der linken Szene mit 80 bis
100 Teilnehmern. Die sei friedlich geblieben.
(sg/dpa)
Von einem Parkhaus gefilmt: Die komplette rechtsextreme Demo in Chemnitz
Video: watson/Felix Huesmann, Marius Notter
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