Ein Fall von rassistischer Diskriminierung machte bundesweit Schlagzeilen. bild: www.imago-images.de / michael gstettenbauer
Deutschland
30.09.2021, 17:1230.09.2021, 18:22
Nachdem eine Wahlhelferin in Bergheim einer Frau mit Kopftuch die Stimmabgabe verweigert hatte, ist nun ein neuer Fall von Diskriminierung bekannt geworden. Der Duisburger Buchautor Burak Yilmaz, der für sein Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen hat, berichtet auf Twitter von dem Vorfall am Wahlsonntag.
"Wegen meinem Namen wurde ich am Sonntag im Wahllokal vom Schriftführer rassistisch angegangen. Es war echt eine Herausforderung, mich in der Situation zu beherrschen", schrieb er am Mittwoch. Der Sonntag sei danach für ihn gelaufen gewesen. Doch Yilmaz habe sich prompt zur Wehr gesetzt und das Gespräch protokolliert. Dieses sei dann per Mail an das Wahlamt gegangen.
Autor setzt sich zur Wehr
Mit für ihn zufriedenstellendem Ergebnis: "Der Schriftführer wird bei Wahlen nicht mehr eingesetzt, solche Leute dürfen an einem so wichtigen Tag nicht die Stadt repräsentieren." Und das zuständige Wahlamt ging dem Bericht nach sogar noch weiter. Für die nächsten Wahl habe er sich als Schriftführer angeboten und nehme wahrscheinlich die Stelle des Mannes ein. "Meinen Namen wird der Typ so leicht nicht mehr vergessen- case closed!"
Was genau der Inhalt des Gesprächs zwischen Burak Yilmaz und dem Schriftführer war, ist nicht bekannt. Über Details schweigt sich Yilmaz bis dato aus, eine Anfrage von watson lehnte er mit dem Verweis auf Zeitgründe freundlich ab.
Für ihn ist der Fall also erledigt – für die Frau aus Bergheim geht ihr Fall weiter. Und weil das so ist, drängt sich der Eindruck auf: Popularität kann gewisse Vorgänge ungemein beschleunigen.
"Ein peinlicher Vorfall"
Die Betroffene mit dem Namen Nahari hatte nach der Bundestagswahl auf Instagram berichtet, ihr sei der Urnengang verweigert worden. Begründung: Mit ihrem Kopftuch verstoße sie gegen ein Verhüllungsverbot.
Zunächst verließ Nahari das Wahllokal, traf unterwegs noch eine weitere betroffene und kam einige Zeit später wieder – diesmal ließ sie eine Kamera mitlaufen. Eine Stadt-Sprecherin sprach später von einem „peinlichen Vorfall“. Man wolle Nahari zum Gespräch ins Rathaus einladen.
Gespräch mit der Stadt steht noch aus
Die hat sich erneut per Instagram-Story gemeldet. "Die Stadt meint, es wäre kein rassistischer Fall. Wir hoffen, dass die Stadt das auch darlegen kann." Bis zur endgültigen Klärung solle man reflektiert mit der Angelegenheit umgehen, sagt Nahari, die für watson nicht zu erreichen war.
"Die Stadt meint, es wäre kein rassistischer Fall. Wir hoffen, dass die Stadt das auch darlegen kann"
Sie wolle zwei Dinge klarstellen: "Es handelt sich hierbei nicht um einen Einzelfall, weil mindestens zwei Personen betroffen waren. Die Dunkelziffer ist unbekannt." Ein persönliches Treffen mit dem Bürgermeister sei noch nicht vereinbart worden. Für den Termin, schreibt Nahari, brauche sie noch etwas Zeit und juristische Unterstützung.
Übrigens hat sich auch Burak Yilmaz zu dem Vorfall geäußert. „Auch der Vorfall in Bergheim zeigt, dass Rassismus im Wahllokal keinen Halt macht", twitterte er im Zuge seines Statements. "Die Stadt Bergheim muss sich hier positionieren und der betroffenen Frau solidarisch zur Seite stehen.“
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