Angela Merkel beim EU-Gipfel auf dem Weg zum Gruppenfoto. (v.l. Ratspräsident Charles Michel, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen, im Hintergrund die anderen Ratsmitglieder.)Bild: www.imago-images.de / Alexey Vitvitsky
Deutschland
Erst am Freitag wurde die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Standing Ovations beim EU-Gipfel von ihren Regierungskolleginnen und -kollegen verabschiedet. Nach einer Rede von Ratspräsident Charles Michel erhoben sich die anderen Staats- und Regierungschefs zum dankenden Applaus, wie die dpa von einem EU-Diplomat erfuhr. Demnach betonte Michel in seiner Dankesrede, ein Gipfel ohne Merkel sei wie "Rom ohne den Vatikan oder Paris ohne den Eiffelturm". Diese Worte dürften Merkel gerührt haben. Auch Abschiedsgeschenke habe es dem Bericht zufolge gegeben.
Der Tag rückt näher, an dem Angela Merkel ihr Amt abgeben wird. Einen konkretem "Stichtag" gebe es allerdings nicht, wie Merkel im Interview mit der "Süddeutsche Zeitung" erklärte. Denn das deutsche System, wie Merkel weiterausführte, bringe es mit sich, "dass man den genauen Tag vor Abschluss der Regierungsbildung noch nicht genau kennt." "Der Abschied hat jetzt durch die Aufnahme der Koalitionsgespräche einen zeitlichen Rahmen, und ich bin flexibel." Allerdings habe sie sich noch nicht überlegt, was sie am Tag danach mache, gibt sie gegenüber der "Süddeutsche Zeitung" zu.
Merkels Pläne nach ihrer Amtszeit
Auf die Nachfrage der Tageszeitung, ob Ausschlafen eine der Möglichkeiten sei, antwortete Merkel: "Ja, sicherlich anschließend dann immer mehr." Und gibt zu bedenken: "Ich glaube aber nicht, dass man gleich am nächsten Tag durchschläft."
Ihr Mann, Joachim Sauer, habe aber trotzdem keine Sorge, dass sie nun nur noch zu Hause rumsitzen würde: "Ich glaube, davor hat er nicht solche Angst", sagt Merkel der "Süddeutsche Zeitung" im Interview. Sie erklärt weiter: "Erstens hat er selbst genug zu tun, und zweitens habe ich mich noch nie dadurch ausgezeichnet, nur zu Hause rumzusitzen."
Obama: Emotionale Verabschiedung von Merkel
Neben den Anwesenden beim EU-Gipfel haben sich auch andere bekannte Politiker von Angela Merkel verabschiedet – so auch der ehemalige US-Präsident Barack Obama. Er meldete sich mit einer persönlichen Videobotschaft auf Twitter zu Wort, die Ratspräsident Charles Michel auf seinem Account teilte.
"So viele Menschen, Mädchen und Jungen, Männer und Frauen, haben ein Vorbild gehabt, zu dem sie in schwierigen Zeiten aufschauen konnten"
Barack Obama in einer Video-Botschaft an Angela Merkel
In dem Video verabschiedet sich Obama von seiner "Freundin" Angela Merkel. Sie sei eine Frau, die "vielen Stürmen" standgehalten hat. "So viele Menschen, Mädchen und Jungen, Männer und Frauen, haben ein Vorbild gehabt, zu dem sie in schwierigen Zeiten aufschauen konnten", sagte der frühere US-Präsident. Er wisse das, weil er selbst einer dieser Menschen sei. Weiter betonte er, dass es von Charakter zeuge, dass Merkel gerade vermutlich lieber bei dem EU-Gipfel arbeite, als bei diesem im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
"Ich war glücklich, dein Freund zu werden"
"Ich war glücklich, dein Freund zu werden", sagte Obama. Er habe das Privileg gehabt, auf ihre Partnerschaft während vieler Krisen zurückgreifen zu können. Die Deutschen und die ganze Welt schulde ihr einen Dank für ihre hohen moralischen Standards. Barack Obama wünscht ihr am Ende seiner Video-Botschaft noch "viele weitere produktive Jahre" und schloss mit einem "Dankeschön" auf Deutsch.
(lc)
Nach dem Ampel-Aus war abzusehen, dass die Rot-Grüne Minderheitsregierung ohne ihren Ex-Partner FDP nicht mehr viele Projekte im Bundestag umsetzen kann. Denn auch die Union zeigte bei den meisten Themen wenig Interesse an einer Zusammenarbeit.