Jakiw Palij diente den Nationalsozialisten als KZ-Aufseher. Nun wurde bekannt: Der aus den USA nach Deutschland abgeschobene SS-Mann lebte laut einem Medienbericht nach Kriegsende in einem Lager für Überlebende der NS-Verfolgung in Süddeutschland und erschlich sich Unterstützungsleistungen.
Das geht aus historischen Dokumenten zu sogenannten Displaced Persons im Archiv des Internationalen Suchdienstes (ITS) in Bad Arolsen hervor, wie die "Bild"-Zeitung berichtet.
Demzufolge muss er seine SS-Zugehörigkeit verschwiegen haben. Zu seinen Angaben lägen aber keine Unterlagen vor, sagte der Experte.
Der 95-Jährige war am Dienstag nach Deutschland abgeschoben worden. Die Bundesregierung genehmigte die Einreise, obwohl der ehemalige Wärter eines NS-Arbeitslagers kein deutscher Staatsbürger ist und auch keine Beweise vorliegen, dass er an Nazi-Verbrechen beteiligt war.
Ein von der Staatsanwaltschaft Würzburg bereits früher geführtes Verfahren gegen ihn wegen Beihilfe zum Mord war 2016 aus Mangel an Beweisen eingestellt worden. Der frühere SS-Mitarbeiter kam in einem Pflegeheim im nordrhein-westfälischen Ahlen unter.
Dass es gegen den 95 Jahre alten Palij in Deutschland noch zu einem Verfahren kommt, ist nach Erkenntnissen der "FAZ" jedoch unwahrscheinlich. Die Staatsanwaltschaft Würzburg leitete der "Bild" zufolge 2015 Ermittlungen gegen Palij ein, stellte das Verfahren aber mangels Beweisen wieder ein. Nun liege die Sache mit dem Aktenzeichen AR-Z 10/15 als "Vorermittlungsvorgang" bei der Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg.
(hd/dpa)