"Wir müssen damit rechnen, dass Corona mit voller Wucht wieder auf uns zukommt", sagte der bayerische Ministerpräsident.Bild: www.imago-images.de / Frank Hoermann/SVEN SIMON
Deutschland
02.08.2020, 08:5702.08.2020, 12:00
CSU-Chef Markus Söder hat sich angesichts der
steigenden Zahl an Neuinfektionen gegen weitere Lockerungen von
Corona-Auflagen ausgesprochen. "Wir müssen damit rechnen, dass Corona
mit voller Wucht wieder auf uns zukommt", sagte der bayerische
Ministerpräsident der "Bild am Sonntag". "Wenn wir nicht aufpassen,
kann bei uns wieder eine Situation wie im März entstehen", so Söder. "Es ist absolute Wachsamkeit gefragt und deshalb ist jetzt nicht die Zeit für neue Lockerungen oder naive Unvorsichtigkeit." Das Virus bleibe eine "Daueraufgabe, die
uns permanent unter Stress setzt".
Viele Menschen seien im Umgang mit dem Virus leider leichtsinniger
geworden, so Söder weiter. "Dazu gehören auch die extremen Lockerer
und Verschwörungstheoretiker, die alle Maßnahmen schnellstens
aufheben wollten." Jeder, der das Coronavirus unterschätze, sei
widerlegt worden. Die zweite Welle sei praktisch doch schon da: "Sie
schleicht durch Deutschland." Es gelte daher, noch aufmerksamer zu
sein und rasch und konsequent zu reagieren.
Söder glaubt nicht an Fußballspiele mit Zuschauern
Vor diesem Hintergrund lehnte Söder auch Fußballspiele mit Zuschauern
zum Start der neuen Saison ab: "Ich bezweifle, dass wir im August
weitere Lockerungen beschließen können. Daher bin ich auch als
Fußballfan sehr skeptisch zum Start der Bundesliga. Geisterspiele ja,
aber Stadien mit 25 000 Zuschauern halte ich für sehr schwer
vorstellbar." Das wäre das falsche Signal und auch der Bevölkerung
schwer zu vermitteln, wenn man dafür Unmengen von Testkapazitäten
aufbrauchen würde.
Söder plädierte zugleich dafür, im Herbst ein weiteres Rettungspaket
für die Automobilzulieferer, die Luft- und Raumfahrt sowie den
Maschinenbau schnüren. Zudem sollten die Regelungen zum
Kurzarbeitergeld aus seiner Sicht bis weit ins nächste Jahr
verlängert werden.
Söder: Kür des Kanzlerkandidaten kann auch erst im März stattfinden
In dem Interview ging es auch um die Kanzlerkandidatur, bei der spekuliert wird, dass Söder nach ihr greifen könnte. Der CSU-Chef plädiert nun dafür, dass sich die Union bei der Nominierung des Kanzlerkandidaten mehr Zeit lässt. "Wir werden uns nach dem CDU-Parteitag einen Zeitpunkt für die Festlegung des Kanzlerkandidaten überlegen. Das muss nicht unbedingt der Januar sein, das kann auch erst im März 2021 stattfinden", sagte der bayerische Ministerpräsident der "Bild am Sonntag". "Ein zu langer Wahlkampf neben einer aktiven Kanzlerin ist wenig sinnvoll."
Anfang Juni hatte Söder noch erklärt, die Frage, wer als Kanzlerkandidat der Union antrete, werde voraussichtlich im Januar nach der Wahl des neuen CDU-Chefs entschieden. Die Bundestagswahl findet voraussichtlich im Herbst 2021 statt. Die CDU kommt Anfang Dezember zu einem Parteitag in Stuttgart zusammen, um einen neuen Parteivorsitzenden zu wählen. Die CSU trifft sich eine Woche später in Nürnberg.
"Es gibt gute Gründe, warum die CSU nie den Kanzler gestellt hat"
Um den CDU-Vorsitz - und so indirekt auch um die Kanzlerkandidatur - bewerben sich Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet, der Wirtschaftspolitiker Friedrich Merz und der Außenpolitiker Norbert Röttgen. Bei der Frage nach der Kanzlerkandidatur der Union liegen alle drei in Umfragen aber weit hinter Söder zurück. Der wiederum versichert immer wieder, sein Platz sei in Bayern.
Natürlich freue es ihn, dass man ihm laut Umfragen auch andere Aufgaben zutraue, bekräftigte Söder in der "Bild am Sonntag". "Aber gleichzeitig wollen mich die Bayern als Ministerpräsidenten behalten." Das ist für ihn sehr wichtig. "Die CDU hat das Vorschlagsrecht für den Kanzlerkandidaten und war immer die Kanzlerpartei. Es gibt gute Gründe, warum die CSU nie den Kanzler gestellt hat." Er werde mit voller Kraft mithelfen, dass es Deutschland gut gehe - "aber meine Aufgabe ist in Bayern".
Nach dem Ampel-Aus war abzusehen, dass die Rot-Grüne Minderheitsregierung ohne ihren Ex-Partner FDP nicht mehr viele Projekte im Bundestag umsetzen kann. Denn auch die Union zeigte bei den meisten Themen wenig Interesse an einer Zusammenarbeit.