Der Davidstern ist ein Symbol des jüdischen Glaubens – unter den Nazis wurde er aber auch missbraucht, um Juden zu stigmatisieren.Bild: dpa / Sebastian Gollnow
Deutschland
13.10.2023, 18:2117.10.2023, 14:28
Mit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel sind wohl so viele Menschen jüdischen Glaubens innerhalb kürzester Zeit gestorben wie seit den Gräueltaten der Nazis nicht mehr. Nun verschärft sich offenbar die Lage für Juden auch außerhalb Israels. Die Hamas hat Palästinenser:innen auf der ganzen Welt dazu aufgerufen, am Freitag, dem 13. Oktober, Gewalt gegen Juden zu verüben.
In Deutschland stehen deshalb die Polizei in allen Bundesländern unter erhöhter Alarmbereitschaft. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, warnt Hamas-Unterstützer vor Aktionen in Deutschland: "Die deutschen Sicherheitsbehörden haben Sie fest im Blick", so Klein im Interview mti dem "Redaktonsnetzwerk Deutschland". Jüdische Einrichtungen würden umfassend geschützt, Verfassungsfeinde beobachtet.
Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg sind unterdessen Symbole an Häusern aufgetaucht, die an das wohl dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte erinnern.
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Der Davidstern ist im jüdischen Glauben ein Symbol der Religion. Er ziert Synagogen und die israelische Flagge. In der Vergangenheit wurde er von den Nazis aber auch immer wieder genutzt, um Menschen als Jüd:innen zu kennzeichnen und zu brandmarken. Jüd:innen mussten in der Zeit des Nationalsozialismus ab September 1941 einen gelben Davidstern mit der Aufschrift "Jude" auf ihrer Kleidung tragen. Somit steht der Stern wie kaum ein anderes Symbol auch für Ausgrenzung, Verfolgung und die Ermordung der europäischen Juden.
Gleichzeitig wurden Jüd:innen damals immer weiter aus dem öffentlichen Leben zurückgedrängt, ghettoisiert. Bereits mit der Machtübernahme Adolf Hitlers begannen die Nazis ganz offensiv Jüd:innen aus dem öffentlichen Leben auszuschließen. An vielen Geschäften wurden beispielsweise Schilder mit der Aufschrift "Kauf nicht bei Juden" angebracht. Und auch Wohnhäuser wurden damals mit einem Judenstern gekennzeichnet. Die Davidsterne, die aktuell an Berliner Häusern entdeckt wurden, erinnern also an diese Aktionen aus der Nazi-Zeit. Der Antisemitismus gipfelte damals in der grausamen Ermordung von sechs Millionen Menschen. Der Holocaust.
Polizei Berlin bestätigt: Es gab mehrere Vorfälle dieser Art
Und jetzt, 90 Jahre nach der Machtübernahme der Nazis, ist er zurück auf Berlins Straßen. Offensichtlich und nicht nur im Verborgenen. Am Donnerstagabend haben Unbekannte einen Davidstern auf die Haustür eines Mehrfamilienhauses gekritzelt, wie die Polizei Berlin gegenüber watson bestätigt: "Es ist tatsächlich in Prenzlauer Berg eine Wand mit einem Davidstern von Unbekannten beschmiert worden", sagt eine Sprecherin.
In dem Haus lebt unter anderem eine 28 Jahre alte Frau mit jüdischen Wurzeln, die den Vorfall gegen 19 Uhr via Internetwache zur Anzeige gebracht hat. "Durch die Frau wurde die Farbschmiererei dokumentiert und anschließend unkenntlich gemacht", heißt es vonseiten der Polizei. Nun ermittelt der polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Wie die Polizei gegenüber watson bestätigt, war das Haus der jungen Frau nicht das einzige Ziel.
Man werte derzeit "nach und nach viele verschiedene Informationen mit ähnlichen Sachverhalten" aus. Dazu zählt noch mindestens ein weiteres Gebäude, das mit einem Davidstern versehen wurde, sowie mehrere "Plakatierungen". Es seien in Berlin Plakate mit "entsprechenden Inhalten" angebracht worden, konkret mit pro-palästinensischen Botschaften.
Davidstern an der Wand: Junge Jüdin beschreibt ihre Angst
Zu dem Vorfall in Prenzlauer Berg äußerte sich zudem die Frau gegenüber der "B.Z.": "Ich saß gestern mit einem Freund im Auto. Als wir zu Hause angekommen sind, habe ich den Davidstern gesehen und einen riesigen Schock bekommen."
Feinde hätte die junge Frau eigentlich keine, an ihrer Wohnungstür hänge allerdings ein jüdisches Symbol. Wer sich mit religiösen Symbolen auskennt, erkenne es leicht. Weiter sagt sie:
"Ich spreche Hebräisch, telefoniere auf Hebräisch und trage einen Davidstern. Ich habe mir wirklich überlegt, ob ich zu Hause bleibe. Ich habe Angst, weil ich die Eskalationsstufe nicht einschätzen kann."
Die Schmiererei habe sie schließlich selbst entfernt, die Polizei habe keine Kapazitäten dafür.
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