Bayerns Ministerpräsident Markus Söder geht auf Stimmenfang. Mal wieder. Denn in drei Wochen wird gewählt. Am 8. Oktober bestimmen die Menschen in Bayern und Hessen einen neuen Landtag. Der CSU-Politiker hat erst kürzlich mit seinem Auftritt beim Oktoberfest für Furore gesorgt.
Schließlich gilt auf der Wiesn der Grundsatz, keinen Wahlkampf zu betreiben. Getan hat er es trotzdem. Kurz vor dem Anstich nutzte er am Mikrofon die Gelegenheit, seine Position zu einer möglichen Verlängerung der reduzierten Mehrwertsteuer für die Gastronomie in der Schottenhamel-Festhalle klarzustellen: "Ich finde, Essen und Trinken ist eh schon zu teuer. Keine Erhöhung für Steuern auf Essen und Getränke".
Applaus im Bierzelt. Kritik im Nachgang.
Auch 2020 gab es Unmut über seine Art, Wahlkampf für die Kommunalwahl zu betreiben. Oder, genauer gesagt, für wen er ihn betrieben hat. Damals überraschte Söder mit der Möglichkeit, personalisierte Wahlkampf-Botschaften via Video an Freund:innen oder Bekannte schicken zu lassen, und zwar mit persönlicher Namensnennung. Was innovativ klang, hatte nur einen Haken: Es standen "nur" 400 Namen zur Auswahl. Diese ließen Rückschlüsse auf die Politik der CSU zu. Sie zeigten auch, wer der Partei besonders am Herzen lag.
Jetzt geht Söder wieder auf die gleiche Art auf Stimmenfang. Diesmal überrascht er jedoch mit einer Änderung. Klar ist: Wieder gibt es Luft nach oben.
Dass die CSU eher konservativ ist, dürfte kein Geheimnis sein. Dass die Partei und Markus Söder 2020 aber derart offensichtlich Menschen mit Migrationshintergrund ausschloss, stieß auf heftige Kritik. Denn die Namen, die für die personalisierten Grußbotschaften durch den Politiker zur Verfügung standen, hatten alle eines gemein: Sie waren so deutsch, dass es deutscher kaum ging.
Typische Namen zur Auswahl: Edeltraud, Ute, Agnes oder Kurt. Besonders auffällig war, dass es sogar verschiedenste Schreibweisen für deutsche Namen gab. Während sich etwa Reinhard, Reinhardt und Rainhard alle über eine persönliche Grußbotschaft freuen durften, gingen alle Mohammeds oder Mashas leer aus. Einzige Namen mit einem möglichen Migrationshintergrund: Mario und Svetlana, bei sehr wohlwollender Interpretation.
Es wurde relativ deutlich klar, auf welche Stimmen die CSU abgesehen hatte. Nicht umsonst hagelte es dann heftige Kritik.
Offenbar hat man nun aber aus vergangenen Fehlern gelernt. Denn der CSU-Politiker machte jetzt auf X (ehemals Twitter) auf seine persönlichen Grußbotschaften aufmerksam. Man könne es an sich selbst, an Verwandte, Bekannte und Freunde schicken lassen, um "möglichst viele Menschen" davon überzeugen zu können, "am 8. Oktober mit beiden Stimmen CSU zu wählen!"
Diesmal ist die Namensauswahl offenbar anders. Man kann in ein Feld jeden beliebigen Namen eingeben. Und: Auch einige typisch ausländische Namen erhalten eine persönliche Grußbotschaft. Zumindest auf der Tasse, die der Ministerpräsident in die Kamera hält. So bekommen Mohameds nun etwa auch ein Video mit der Tassen-Botschaft "I love Mohamed" zu sehen. Den Namen nimmt Söder allerdings nicht selbst in den Mund.
Allerdings scheint das nicht mit jedem Namen zu funktionieren. Die watson-Redaktion hat es auch mit fiktiven Namen probiert. Das Ergebnis: Eher eine typische Wahlwerbe-Mail, die alles andere als personalisiert ist. Statt einem Namen steht in diesen Fällen auf der Tasse nur: "I love Bayern". Das ist auch anderen User:innen aufgefallen, die ihrem Unmut auf X freie Luft machen. So schreibt einer unter dem Söder-Beitrag: "Ich bekomme kein persönliches Video für 'Hubsi'." Dazu setzt er ein trauriges Emoji.
Offenbar arbeitet man bei der CSU also noch nicht mit KI, um die Personalisierung perfekt zu machen. Der Selbstversuch zeigt jedoch: Man schließt nicht mehr alle ausländischen Namen per se aus. Ein Fortschritt.
Besonders gut kommt die personalisierte Grußbotschaft trotzdem nicht an. Unter dem Beitrag ist der Großteil der Kommentare negativ. "Dann doch lieber der Standard-Spam per Mail", schreibt etwa ein User. Viele regen sich auch darüber auf, dass Söder sich angeblich selbstverliebt betrachtet. Andere schimpfen über die CSU oder bezeichnen die Video-Botschaft als "Zeitverschwendung".