Mit ihrem Vorstoß, Leistungskürzungen für junge Hartz-IV-Bezieher abzuschaffen, stößt die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles auch in der eigenen Partei auf Kritik.
Junge Hartz-IV-Empfänger können bei Verstößen gegen die Regeln härter bestraft werden als ältere. Schon beim ersten Verstoß, der über ein Meldeversäumnis hinausgeht, kann ihnen die gesamte Leistung gesperrt werden. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) macht sich schon länger dafür stark, dies zu ändern.
Die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I (ALG I), das anders als Hartz IV aus der Arbeitslosenversicherung bezahlt wird, war im Zuge der Arbeitsmarktreformen deutlich gekürzt worden.
Heute gilt: Nach einem Jahr Beschäftigung gibt es 6 Monate ALG I, nach zwei Jahren 12 Monate. Ab einem Alter von 50 Jahren können Erwerbslose bei längeren Beschäftigungszeiten 15 bis maximal 24 Monate (ab 58 Jahren) ALG I erhalten.
Es beträgt 60 Prozent des im letzten Jahr vor der Arbeitslosigkeit verdienten Nettogehalts, mit einem Kind 67 Prozent.
Nahles meint, dass die Tatsache, dass jüngere Beschäftigte das ALG I weniger lang als ältere Arbeitssuchende erhalten würde, kontraproduktive Folgen haben würden. Die SPD-Chefin vermutet: "Die melden sich nie wieder im Jobcenter, um einen Ausbildungsplatz zu suchen. Ergebnis sind ungelernte junge Erwachsene, die wir nicht mehr erreichen."
Vom Koalitionspartner CDU kam Kritik. Unionsfraktionsvize Hermann Gröhe widersprach prompt: "Zur Unterstützung durch Hartz IV gehören eben auch Mitwirkungspflichten mit dem Ziel, wieder Arbeit zu finden." Das sei gerade bei jungen Arbeitslosen wichtig. "Eine Mitwirkungspflicht steht jedoch nur auf dem Papier, wenn es keine Möglichkeit gibt, bei Verweigerung auch Leistungen zu kürzen."
Auch parteiintern fand Nahles nicht nur Unterstützer: "Bei jüngeren Hartz-IV-Empfängern grundsätzlich ganz auf Sanktionen zu verzichten, halte ich für zu kurz gesprungen", sagte Parteivize Malu Dreyer den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wichtiger sei es, "gute und individuelle Maßnahmen anzubieten", wie dies in ihrem Bundesland geschehe, ergänzte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin.
(pb/dpa)