Karl Lauterbach sieht sich auf Social Media aktuell neuen Vorwürfen der "Plandemie" konfrontiert – wie sie Corona-Leugner:innen zu Pandemiezeiten nannten.Bild: dpa / Bernd von Jutrczenka
Deutschland
Expert:innen warnen schon lange: Durch die fortschreitende Klimakatastrophe kommt es häufiger zu Hitzewellen. Darauf ist Deutschland jedoch bisher nicht vorbereitet. Ganz im Gegensatz zu unseren Nachbarn, wie etwa Frankreich.
Das Land hat bereits 2004 einen Hitzeschutzplan verpasst bekommen, in dem genau vorgeschrieben ist, was Städte und Kommunen wann zu tun haben, um ihre Bürger:innen zu schützen.
Jedes Jahr sterben in Deutschland zwischen 5000 und 20.000 Menschen durch Hitze. Dagegen will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nun vorgehen. Er kündigte vergangene Woche auch für Deutschland einen Hitzeschutzplan nach dem Vorbild von Frankreich an.
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Je nach Schwere der Hitze würden im ganzen Land dann Schutzmaßnahmen ausgelöst – etwa sollen Ältere angerufen und dazu aufgefordert werden, regelmäßig zu trinken. Lauterbach könne sich auch vorstellen, Informationen per App zur Verfügung zu stellen sowie eine eigene Website zu diesem Thema einzurichten.
Auf Tiktok nahmenmutmaßliche Corona-Leugner:innen diesen Plan allerdings zum Anlass, um Karl Lauterbach einen neuen "Lockdown" vorzuwerfen – nur diesmal nicht wegen der Corona-Pandemie, sondern wegen der Hitze. Das Kollektiv "Corrective.org" hat sich die Vorwürfe genauer angeschaut.
Masken, Homeoffice und geschlossene Geschäfte waren zu Hochzeiten der Corona-Pandemie normal.Bild: imago images / Müller-Stauffenberg
Recherche-Kollektiv entkräftet Lockdown-Vorwürfe
Vergangene Woche war in einer Bundespressekonferenz mit Karl Lauterbach am Dienstag unter anderem die Rede von Notstand, einer "Katastrophe im Gesundheitswesen" und einer möglichen Überlastung des Gesundheitssystems. Dadurch fühlten sich einige an die Corona-Pandemie erinnert.
Auf Tiktok hieß es dann: Der nächste Lockdown stünde an – unter dem Vorwand des Hitzeschutzes. Darum ging es in der Pressekonferenz allerdings nicht. Es ging um das Hitzeschutzkonzept Lauterbachs, um die Zahl der Hitzetoten in Deutschland zu senken.
Das Vorbild Frankreichs nach einem Stufenplan sieht auf der höchsten Alarmstufe zwar Veranstaltungsverbote vor, allerdings keine Ausgangssperren.
"Corrective.org" stellte diesbezüglich auch eine offizielle Anfrage an das Gesundheitsministerium. Sie wollten wissen, ob es denkbar wäre, dass das öffentliche Leben aufgrund von Hitzewellen so drastisch eingeschränkt werden müsse wie während der Corona-Pandemie.
Die Antwort: Man wolle Gespräche mit "allen relevanten Akteuren" nicht vorgreifen. Es wurde zudem auf die Website des Gesundheitsministeriums zu diesem Thema verwiesen. Ein Blick darauf zeigt: Dort ist von Lockdowns keine Rede.
Der in Frankreich geltende Stufenplan sieht vier verschiedene Stufen vor – von grün über gelb und orange, bis rot. Rot ist dabei eine Hitzewelle, die "aufgrund ihrer Dauer, ihrer Intensität und ihrer geografischen Ausdehnung außergewöhnlich ist". Dann müssten demnach "eventuell" auch Maßnahmen zur Einschränkung von Aktivitäten in Betracht gezogen werden, wie etwa Schulausflüge oder große Menschenansammlungen.
Allerdings lässt sich das nicht mit den Corona-Lockdowns vergleichen. Damals war die Gastronomie geschlossen und man durfte zeitweise das Haus nachts nicht mehr verlassen.
Auch das Gesundheitsministerium in Frankreich bestätigte "Correctiv.Faktencheck" auf Anfrage diese Schlussfolgerung: Ausgangssperren, wie es sie während der Corona-Pandemien gab, seien "keine geeignete Maßnahme bei Hitzeperioden".
In Deutschland ist das Hitzeschutzkonzept noch längst nicht ausgereift, während es in Frankreich seit fast 20 Jahren bereits erprobt ist. Die genauen Maßnahmen werden in Deutschland erst noch entschieden.
Karl Lauterbach bedankte sich auf Twitter für die Recherche von "Corrective.org" mit den Worten: "Es sterben zu viele Menschen an zunehmenden Hitzewellen. Das stört Querdenker nicht. Wir werden Alte und Kranke durch Hitzepläne schützen."
Mit einer in der Nacht gestarteten Bodenoffensive Israels gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon hat die Lage in Nahost eine neue Eskalationsstufe erreicht. Die israelische Armee sprach von "begrenzten" Angriffen auf Ziele in Grenznähe und nannte diese eine unmittelbare Bedrohung für Gemeinden in Nordisrael. Israels Luftwaffe bombardierte am späten Abend zudem erneut Ziele nahe der libanesischen Hauptstadt Beirut.