Erneut kann sich die Feministin Alice Schwarzer nicht zurückhalten – und gerät ins Kreuzfeuer. Der Grund: Sie kritisiert den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, auf eine Weise, die viele offenbar alles andere als positiv empfinden. Damit erntet Schwarzer zum wiederholten Male eine Welle kritischer Kommentare.
Alice Schwarzer wünscht sich von Selenskyj gemäßigtere Töne. "Ich bedauere, dass Selenskyj nicht aufhört zu provozieren", sagte sie am Samstag der Deutschen Presse-Agentur in München bei der Vorstellung des Dokumentarfilms "Alice Schwarzer". Sie findet: Wenn Bundeskanzler Olaf Scholz der Einladung Selenskyjs folge und am 9. Mai nach Kiew reise, wäre das eine "Provokation ohne Gleichen". An diesem Tag feiert Russland den sowjetischen Sieg über das nationalsozialistische Deutschland im Zweiten Weltkrieg.
Mit ihren Aussagen zieht sie erneut heftigen Gegenwind auf sich. So bezeichnet der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter Alice Schwarzer gar als "Handlanger von Putin". Und der ARD-Reporter Georg Restle stellt auf Twitter Schwarzers Kompetenz infrage: "Es gibt so viele kluge Frauen, die sich hier zum Teil seit vielen Jahren sachkundig über die Ukraine äußern (...). Aber Deutschland debattiert über Alice Schwarzer, als wisse diese Frau, worüber sie da redet."
Auch der "Welt"-Journalist Deniz Yücel findet zynische Worte über die neuesten Aussagen der Feministin. Für ihn hört sich deren Bedauern, dass Selenskyj nicht aufhöre zu provozieren und der Wunsch, dass er gemäßigtere Töne anschlägt, offenbar anders an. Er twittert: "Ich bedauere, dass diese jungen Dinger nicht aufhören, mit tiefem Dekolletés und kurzen Röcken Männer zu provozieren".
Dazu kommentiert er: "Die Feministin Alice Schwarzer wünscht sich von Frauen gemäßigtere Bekleidung, um Belästigung oder gar Vergewaltigung zu vermeiden." Damit zieht er offenbar einen zynischen Ursachen-Vergleich zwischen dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und Vergewaltigungen.
Schwarzer steht bereits seit Tagen wegen eines offenen Briefes an Scholz in den Schlagzeilen, in dem sie sich aus Furcht vor einer Ausweitung des Krieges mit anderen Intellektuellen gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine ausspricht.
Trotz einer gewaltigen Gegen-Welle, die darauf folgte – sie verteidigt den Brief: Wenn man die offizielle Politik des Präsidenten "zum Teil fragwürdig" fände, bedeute das nicht, dass man nicht mit dem Land fühle oder die Opfer ignoriere – "ganz im Gegenteil", findet Schwarzer.
(ast / mit Material von dpa-afxp)