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Corona: Epidemiologen fordern schärfere Maßnahmen in den kommenden 2 Wochen

BERLIN, GERMANY - FEBRUARY 28: Members of Germany's coronavirus emergency task force sit down for a work session while a monitor shows the global spread and human toll of the virus at offices of  ...
Der Krisenstab des Bundes. Bild: Getty Images Europe / Sean Gallup
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Corona: Forscher fordern schärfere Maßnahmen in den nächsten 2 Wochen

20.03.2020, 07:1720.03.2020, 09:20
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Die Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie hält weitere Maßnahmen innerhalb der nächsten zwei Wochen für nötig, damit die Zahl der Coronavirus-Infizierten die vorhandenen Kapazitäten der Intensivstationen nicht überschreitet.

In einer Stellungnahme wird zwar betont, dass die bisher getroffenen Maßnahmen bereits die rasche Ausbreitung des Virus gebremst hätten. Aber nach den angenommenen Szenarien müsse geprüft werden, welche weiteren Schritte folgen könnten.

So kommen die Forscher zu dieser Forderung:

In ihrer Stellungnahme spielen die Forscher verschiedene Szenarien durch. Die zentrale Frage ist dabei: Wann ist das deutsche Gesundheitssystem überlastet? Wann gibt es mehr Corona-Patienten, die auf der Intensivstation betreut werden müssen, als es Plätze auf Intensivstationen gibt?

Die Studie geht von den existierenden 30.000 Intensivbetten aus. Bund und Länder hatten beschlossen, die Zahl möglichst rasch zu verdoppeln.

Um die Szenarien zu verstehen, braucht es ein paar Annahmen und Fachbegriffe:

Ausgangspunkt der Forscher ist der worst case: Würden keine Kontrollmaßnahmen ergriffen und keine Änderungen des Verhaltens stattfinden, "läge der Höhepunkt des Ausbruchs (maximale Zahl infizierter Personen) bereits im Sommer 2020", heißt es.

Die Epidemiologen warnen:

"Die große Gefahr eines ungehinderten Ausbruchverlaufs besteht darin, dass in einem kurzen Zeitraum eine sehr große Zahl an Patienten eine Behandlung auf Intensivstationen benötigen würde und das Gesundheitssystem hiervon sehr schnell überfordert wäre."

In diesem Szenario einer unkontrollierten Ausbreitung würde ein Infizierter zwei bis drei Personen anstecken. Der Fachbegriff dazu lautet: Die effektive Reproduktionszahl liegt zwischen zwei und drei.

Diese Reproduktionszahl müsse aber in den Bereich von 1 bis 1,2 sinken, um die Kapazitäten des Gesundheitssystems nicht zu überlasten. Um die Ausbreitung nicht nur zu verlangsamen, sondern einzudämmen, müsse die Reproduktionszahl unter eins sinken.

So sehen die Szenarien der Forscher aus:

In dem Papier werden dann verschiedene Szenarien durchgespielt, die die Grenzen des deutschen Gesundheitssystems austesten sollen. Die Forscher nehmen eine effektive Reproduktionszahl von 1,5 oder 2 an und simulieren dann ab dem 15. März die Infektionszahlen und die Patientenzahlen auf Intensivstationen über einen längeren Zeitraum. In jedem Szenario werden entweder nach 7, 14, 21, 28 oder 35 Tagen Maßnahmen ergriffen, die dafür sorgen, dass die effektive Reproduktionszahl unter eins sinkt.

Die Folgerung:

"Die Szenarien zeigen, dass zusätzliche Maßnahmen innerhalb der nächsten zwei Wochen eingeführt werden müssten, um die Kapazitäten der Intensivstationen nicht zu überschreiten."

In beiden Fällen sei eine konsequente Umsetzung für einen längeren Zeitraum notwendig.

Der Appell:

Modellierungen sind immer mit Unsicherheiten verbunden. Stimmen die Annahmen? Stimmen die Variablen. Dennoch, das Urteil der Forscher lautet: "Wir unterstützen die Maßnahmen, die bereits von der Bundesregierung umgesetzt wurden", aber"wir mahnen an, kritisch die Umsetzung weiterer Maßnahmen zu prüfen."

Ihnen sei bewusst, dass "diese Einschränkungen der Bürgerrechte menschlich, sozial, wirtschaftlich und auch gesundheitlich eine erhebliche Belastung für die Menschen und Unternehmen unseres Landes darstellen". Daher sei es wichtig, eine öffentliche Debatte über die notwendigen Maßnahmen und die verschiedenen Szenarien zu führen.

(Mit Reuters)

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