In Nordrhein-Westfalen wird aktuell besonders ein Tweet kontrovers diskutiert: ein Posting von Bahar Aslan.
Sie lehrt nebenberuflich eigentlich interkulturelle Kompetenzen an der Polizei-Hochschule Gelsenkirchen. Nun wurde sie gefeuert.
Grund dafür war ein Tweet auf der Kurznachrichten-Plattform Twitter. Darin übte Aslan öffentlich Kritik an der Polizei. Ihr schlug daraufhin sowohl Unterstützung als auch Kritik entgegen – sowie eine Kündigung. War dieser Tweet angemessen für eine Lehrerin an einer Polizei-Hochschule?
Am Wochenende schrieb die Lehrerin und Women of Color auf Twitter:
Damit kritisierte sie unter anderem den vorherrschenden Rassismus in vielen Polizeibehörden in Deutschland.
Daraufhin folgte ein Shitstorm. Die Hochschule verkündete dann auf Anfrage von "Zeit Online", dass die Beauftragung von Aslan "mit sofortiger Wirkung" beendet sei. Sie sei ungeeignet, eine "vorurteilsfreie, respektive fundierte Sichtweise im Hinblick auf Demokratie, Toleranz und Neutralität zu vermitteln".
Aslan selbst habe die Nachricht allerdings nicht von der Hochschule erfahren, sondern über ebenjenen Medienbericht, wie sie auf Twitter klarstellte.
Ein persönliches Gespräch blieb laut Aslan auch Tage später aus. Gegenüber "Zeit Online" äußerte sich Aslan in dem Zusammenhang so:
Auch sprach die Pädagogin von einer Kampagne gegen sie. Weiter sagte Aslan: "Den Tweet bereue ich nicht. Ich werde zu Missständen nicht schweigen."
Bahar Aslan hat sich nach ihrem Rauswurf für die Unterstützung und den Zuspruch bedankt. Besonders freue sie sich über diverse Jobangebote von Universitäten und Fachhochschulen, schrieb sie in der Nacht zum Dienstag auf Twitter.
Die Kritik an ihrem Rauswurf reicht von "Dunkler Tag für die Meinungsfreiheit", bis hin zu "Klarer Fall von Cancel Culture". Auch bekannte Namen, wie Autorin Düzen Tekkal oder Politikwissenschaftler Carlo Masala machen sich für die Dozentin stark. So schreibt Tekkal beispielsweise auf Twitter: "Es muss möglich sein, das Vorhandensein rechtsextremer Polizisten und ihre Strukturen – die es einfach gibt! – zu benennen."
Aslan räumte aber auch erstmals ein: "Die Ausdrucksweise mag man kritisieren, vielleicht war es eine unglückliche Wortwahl." Gegenüber "Zeit Online" sagte sie:
Der GdP-Landesvorsitzende Michael Mertens hatte zuvor am Montag gesagt, eine solche "Pauschalverurteilung der Sicherheitsbehörden geht gar nicht". Der Fall müsse arbeits- und strafrechtlich aufgearbeitet und geprüft werden.
Aslan sprach von einer Verleumdungskampagne, an der sich zu ihrem Erstaunen GdP-Landeschef Mertens beteiligt habe: Es habe sich bei ihrem Tweet nicht um eine Pauschalverurteilung aller Polizisten gehandelt, wie dieser behaupte.
"Dachte, dass es Konsens ist, dass wir klare Kante gegen Rechts zeigen. Habe mich offensichtlich geirrt", twitterte sie. Über das Agieren der Gewerkschaft sei sie "sehr erstaunt". Sie bekomme nun Hass-Botschaften im Minutentakt.
(Mit Material der dpa)