Ein roter Teppich, Kampfjets am Himmel und der Slogan "Pursuing Peace" (Frieden anstreben) im Hintergrund: Mit großer Geste empfing US-Präsident Donald Trump den russischen Staatschef Wladimir Putin auf einem Militärstützpunkt in Alaska. Drei Stunden sprachen die beiden Männer. Am Ende blieb, wie erwartet, der große Durchbruch aus. Kein Waffenstillstand, kein Frieden.
Während Trump vage von "Fortschritten" sprach, setzte Putin auf Bilder. Für die Ukraine und ihre Verbündeten war der Gipfel ein Dämpfer. In Anchorage inszenierten sie die großen Staatsmänner, während im ukrainischen Sumy russische Drohnen einschlugen. Was bleibt nach dem Treffen? Die fünf wichtigsten Erkenntnisse.
Vor dem Gipfel hatte Trump vollmundig angekündigt, er werde abbrechen, wenn Putin sich nicht bewege. Doch am Ende blieb er sitzen und sprach an der Wirklichkeit vorbei. "Wir hatten ein äußerst produktives Treffen und über viele Punkte bestand Einigkeit", erklärte er auf der Pressekonferenz vage.
Und weiter: "Ein paar wenige sind noch offen. Einer davon ist der wichtigste. Aber wir haben eine sehr gute Chance, dahin zu kommen. Wir sind noch nicht da, aber wir haben eine gute Chance."
Das Problem: Substanz fehlte. Das von Trump geforderte Ende der Kämpfe blieb unerreichbar. Während er sprach, flogen in Sumy sogar Drohnenangriffe.
Daniel Fried, ehemaliger US-Botschafter in Polen und heute Fellow am Atlantic Council, fällt ein hartes Urteil: "Kein Abkommen, kein Waffenstillstand und kaum Anzeichen für Fortschritte." Für Trump bedeutet das: Er hat sich auf ein Treffen eingelassen, das Putin Bilder lieferte und ihm selbst nun massiven Druck von Nato-Partnern und der Ukraine einbringt.
Für Putin war die Einladung nach Alaska ein Triumph. Zehn Jahre lang hatte er keinen Fuß mehr auf US-Boden gesetzt, seit dem Beginn seines Angriffskriegs war er im Westen isoliert. Mit dem Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs galt er als geächteter Staatschef.
In Anchorage empfing ihn Trump mit militärischen Ehren, rotem Teppich und einem Lächeln. Russische Staatsmedien feierten den Handschlag als "historisch". CNN analysierte: "Auch ohne größere Fortschritte war es für ihn ein Sieg."
Oleh Shamshur, früherer ukrainischer Botschafter in Washington und Fellow beim Atlantic Council, warnt: "Putin war in der wichtigsten Frage der Gespräche unnachgiebig." Für ihn sei der eigentliche Gewinn die symbolische Rückkehr in die internationale Diplomatie gewesen.
Und das ohne auch nur einen Millimeter nachzugeben. Damit hat Putin sein Ziel erreicht: Er konnte der Weltöffentlichkeit zeigen, dass er nicht isoliert ist, sondern wieder auf Augenhöhe mit dem US-Präsidenten verhandelt.
Trump trat in Alaska als jemand auf, der den Krieg beenden will. Doch die Verantwortung dafür legte er danach auffällig Richtung Ukraine. Die Rede von einem Dreiertreffen zwischen den Staatschefs war hingegen nicht. In einem Interview mit Fox News sagte er stattdessen nach dem Treffen: Selenskyj müsse "einen Deal machen".
Bedeutet, dass Trump den Druck auf Kiew statt auf Moskau legt. Für die Ukraine eine gefährliche Perspektive: Territoriale Zugeständnisse oder Sicherheitsgarantien könnten so zur Bedingung für einen Waffenstillstand werden.
John E. Herbst, ehemaliger US-Botschafter in der Ukraine und heute Direktor des Eurasia Center beim Atlantic Council, schrieb in seiner Stellungnahme: Wenn Putin keine wirklichen Zugeständnisse mache, müsse Trumps Antwort "schnell und umfassend" sein, mit harten Sanktionen und einem großen US-Waffenpaket.
Andernfalls könnte sich Trump vom Friedensstifter zum Erfüllungsgehilfen russischer Taktik machen. Diese Rollenverschiebung ist eine der heikelsten Erkenntnisse von Anchorage: Statt Putin steht nun Selenskyj unter Rechtfertigungsdruck.
Wer auf ein Zeichen der Mäßigung gehofft hatte, wurde enttäuscht. Putin sprach von den "tieferliegenden Ursachen" des Krieges. Es ist seine altbekannte Argumentation, dass die Ukraine kein Existenzrecht habe. Brian Whitmore, Analyst am Atlantic Council, fasst es drastisch zusammen: "Russlands Ziele bleiben maximalistisch und eliminierend."
Für ihn ist klar: Putin geht es nicht um einzelne Territorien, sondern darum, die Ukraine als souveränen Staat auszulöschen. Melinda Haring, ebenfalls Fellow beim Atlantic Council, sieht die USA in der Pflicht: "Trump sollte daran denken, dass die Vereinigten Staaten die Karten in der Hand halten, nicht Russland."
Doch der Auftritt in Alaska vermittelte ein anderes Bild: Während Putin mit breitem Grinsen in Trumps Limousine stieg, wirkte der US-Präsident eher wie der Gastgeber einer Show. Nicht wie derjenige, der die Bedingungen diktiert.
Trump kündigte zunächst an, Selenskyj und Nato-Partner über das Treffen informieren zu wollen. Putin sagte auf Englisch: "Next time in Moscow", also "nächstes Mal in Moskau".
Nun steht fest: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reist am Montag zu Gesprächen mit Trump nach Washington. Das kündigte er nach einem Telefonat mit dem US-Präsidenten an.
Damit wird klar: Die Ukraine bleibt, zumindest vorerst, in die Gespräche eingebunden. Vorausgesetzt, das Treffen endet nicht wieder im Eklat.
Für den Sicherheitsexperten Philippe Dickinson, den stellvertretender Direktor der Transatlantic Security Initiative am Atlantic Council, ist dennoch Vorsicht geboten: "Putin wird nur auf Stärke reagieren. Ohne massiven Druck wird er weiter auf Zeit spielen."
Genau das könnte sein Kalkül sein: Treffen um Treffen zu nutzen, um die westliche Geschlossenheit zu schwächen, während der Krieg weitergeht.