Julia Klöckner ist in den vergangenen Monaten schon häufig kritisiert worden; meistens ging es dabei darum, dass in ihrer Rolle als Bundestagspräsidentin erforderliche Neutralität vermissen ließ.
So machte Klöckner etwa die Regenbogenfahne und den CSD zu einem Politikum und setzte eine strenge Kleidungsordnung im Bundestag auch mit Rausschmissen durch. Mit einem Auftritt bei einem CDU-Sommerfest in Koblenz, auf dem Firmengelände von "Nius"-Financier Frank Gotthardt, den Klöckner mit Handschlag begrüßte, irritierte die Bundestagspräsidentin am Wochenende abermals.
Zu allem Überfluss setzte sie ausgerechnet auf dieser Veranstaltung auch noch die Arbeit von "Nius", dem rechtspopulistischen und hetzerischen Portal, mit der der linken Zeitung "taz" gleich. Nicht nur in der Opposition und in progressiven Kreisen gab es dafür erneut Kritik an Klöckner.
Diese verwandelte sich auf Social Media aber in einen unfairen Shitstorm: Unter inhaltliche Kritik mischte sich in den vergangenen Tagen auch Spott über Klöckners Kleidung bei der Veranstaltung.
CDU-Kollegin und Bundesministerin Karin Prien äußerte darüber ihr Unverständnis, eine Grünen-Abgeordnete ruderte daraufhin zurück.
Auf X gingen vor allem in linken Bubbles Memes und Tweets herum, in denen sich User:innen über das Kleid von Klöckner lustig machten. Dieses war türkis mit einem Blumenmuster – höchstens etwas eigenwilliger Geschmack, doch eigentlich nichts Besonderes.
Dennoch schrieb etwa Ulrich Schneider, bis 2024 langjähriger Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in einem Post: "Weshalb soll es in einer Demokratie Pflicht sein, Fake News und Hetze zu ertragen? Es muss doch reichen, wenn ich Kleider ertrage, die aussehen wie eine Wandtapete." Er versah seinen Kommentar mit einem Zwinker-Emoji.
Verglichen wurde Klöckners Kleid zudem mit altertümlichen flauschigen Klodeckelbezügen – oder wegen des Schnitts auch mit einem Nachthemd.
Die Grünen-Abgeordnete Paula Piechotta schaltete sich ebenfalls in die Debatte ein und postete: "Ich würde es wirklich nicht Nachthemd nennen. Aber damit wird Julia Klöckner jetzt auch noch zum Marketing-Problem für Marc Cain." Dazu postete sie einen Screenshot, der offensichtlich Klöckners Kleid im Onlineshop der Marke Marc Cain – für den Preis von 189,50 Euro – zeigt.
Ein Tweet, der in den Augen einiger zu weit ging, zumal er von einer Bundestagsabgeordneten der Grünen kam. Familienministerin Karin Prien beschwerte sich in einer Antwort: "Argumentieren jetzt die Grünen(-Frauen) ernsthaft mit dem Outfit von Julia Klöckner? Unterste Schublade. In jeder Hinsicht."
Piechotta wiederum verteidigte sich damit, genau das Gegenteil gemeint zu haben. Sie schrieb: "Keine Angst, tun sie nicht. Sondern sie kritisieren, dass manche Herren hier auf Twitter Klöckner nicht berechtigt politisch kritisieren, sondern sich über ihren vermeintlichen 'Nachthemd-Auftritt' aufregen."
Dennoch lösche sie ihren Tweet, bevor Prien "das aber falsch weiterverbreite". Aufzufinden ist der Tweet in Screenshots jedoch noch. Ob Piechotta in ihm wirklich kritisiert, dass sich andere über das vermeintliche "Nachthemd" echauffieren, statt dies mit ihrem Tweet selber zu tun, bleibt anzuzweifeln.
Wichtig sei, so Piechotta: "Die politische Kritik an Klöckners Aussagen zur 'taz' und zu 'Nius' ist berechtigt und wichtig, Kritik am Kleid ist überflüssig."