
In Deutschland ist häusliche Gewalt immer noch ein riesiges Problem.Bild: imago images / Jussi Nukari
Deutschland
07.06.2024, 12:1607.06.2024, 12:16
Wenn nicht einmal die eigenen vier Wände sicher sind, mindestens eine Person im Haushalt gewalttätiges Verhalten zeigt, spricht man von häuslicher Gewalt. Opfer sind meist Frauen und Kinder. Doch auch gegen Männer richtet sich die Gewalt zu Hause.
In Deutschland ist diese Form von Gewalt offenbar immer noch ein riesiges Problem: Wie aus einem aktuellen Bericht zur polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht, ist die Zahl der Opfer von häuslicher Gewalt im vergangenen Jahr erneut gestiegen. 2023 waren es insgesamt offiziell 256.276 Menschen, das sind 6,5 Prozent mehr als 2022. Bereits im Jahr davor hatte es einen Anstieg um mehr als acht Prozent gegenüber 2021 gegeben.

Häusliche Gewalt ist von außen oft nicht sichtbar.Bild: dpa / Fabian Sommer
Häusliche Gewalt: Meist kommt sie in der Partnerschaft vor
Die meisten Opfer waren demnach weiblich (70,5 Prozent). Bei 65,5 Prozent der Betroffenen handelte es sich um Gewalt in der Partnerschaft. Hier gab es insgesamt knapp 168.000 Fälle, 6,4 Prozent mehr als 2022.
Die restlichen Opfer von häuslicher Gewalt (34,5 Prozent) waren laut Statistik von innerfamiliärer Gewalt betroffen. Hier handelt es sich um eine Form von Gewalt, die sich beispielsweise auch zwischen Großeltern und Enkelkindern oder anderen nahen Angehörigen abspielen kann. Diese Form von Gewalt betraf 2023 laut Statistik insgesamt 78 341 Menschen. Dies sind 6,7 Prozent mehr als im Vorjahr.
Statistik zeigt: Meist üben Männer häusliche Gewalt aus
Auch im vergangenen Jahr waren bei häuslicher Gewalt 75,6 Prozent der Tatverdächtigen männlich. Mit 79,2 Prozent waren die Opfer von Partnerschaftsgewalt überwiegend Frauen, 20,8 Prozent der Betroffenen waren männlich. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um vorsätzliche einfache Körperverletzung (59,1 Prozent), Bedrohung, Stalking oder Nötigung (24,6) sowie um gefährliche Körperverletzung (11,4).

Martina Link, Lisa Paus und Nancy Faeser stellten das "Bundeslagebild Häusliche Gewalt" vor.Bild: dpa / Kay Nietfeld
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) äußerte sich erschüttert: "Die erneut deutlich gestiegenen Zahlen zur häuslichen Gewalt zeigen das erschreckende Ausmaß einer traurigen Realität. Gewalt ist ein alltägliches Phänomen. Das ist nicht hinnehmbar", sagte Paus. Gemeinsam mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und der Vizepräsidentin des Bundeskriminalamts, Martina Link, stellte sie am Freitag das sogenannte Bundeslagebild zur häuslichen Gewalt vor.
Den Betroffenen stellte Paus ein neues Gesetz in Aussicht. "Wir brauchen dringend ein flächendeckendes, niedrigschwelliges Unterstützungsangebot bestehend aus sicheren Zufluchtsorten und kompetenter Beratung." Dafür werde derzeit an einem Gesetz zur Sicherung des Zugangs zu Schutz und Beratung bei geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt gearbeitet. Dieses sogenannte Gewalthilfegesetz werde "die Grundlage für ein verlässliches und bedarfsgerechtes Hilfesystem bei häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt schaffen."
(Mit Material der dpa)
Union und SPD haben im Bundestag beschlossen, den Familiennachzug für Geflüchtete mit eingeschränktem Schutzstatus für zwei Jahre auszusetzen. Weder als konkrete Maßnahme noch als Symbol ergibt die Entscheidung Sinn. Besonders den "Familienparteien" CDU und CSU darf man Doppelmoral vorwerfen.
"Die CSU ist die Familienpartei. Wir stehen für eine familienfreundliche Gesellschaft, in der Kinder willkommen sind und Familien wertgeschätzt werden."