Die Zahlen steigen in Deutschland immer weiter. Bund und Länder haben jetzt reagiert und einen harten Lockdown beschlossen. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat jedoch Bedenken. Bild: imago images / Jürgen Heinrich
Deutschland
Der Chef der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, rechnet mit einem Scheitern
des seit Mittwoch geltenden Lockdowns. "Ich gehe nicht davon aus,
dass wir bis zum 10. Januar eine relevante Absenkung der
Infektionsraten und schon gar nicht der Todesfälle erreichen werden",
sagte Gassen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Daran
werde auch eine Verlängerung des Lockdowns nichts ändern. "Ein
Lockdown, egal wie hart, ist keine geeignete langfristige Strategie
in der Pandemiebekämpfung."
Stattdessen sollte mehr für den Schutz
der Risikogruppen in den Alten- und Pflegeheimen getan werden.
Außerdem müssten Menschenströme entzerrt werden, beispielsweise durch
den Einsatz von mehr Bussen und Bahnen, sowie subventionierten
Taxifahrten für Risikogruppen, forderte Gassen.
Aufhebung von Restriktionen ohne Rücksicht auf Impfverweigerer
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung plädiert außerdem dafür, bei einer künftigen Lockerung der Corona-Maßnahmen auf Impfverweigerer keine Rücksicht zu nehmen. "Wer sich bei breiter Verfügbarkeit eines Impfstoffes nicht impfen lassen will, muss dann auch mit dem Risiko leben, an Covid-19 zu erkranken oder gar daran zu sterben", sagte KBV-Chef Andreas Gassen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Es könne nicht sein, "dass der Rest der Gesellschaft dauerhaft auf Impfverweigerer Rücksicht nehmen muss", betonte der KBV-Vorsitzende. Deshalb sollten nach seiner Ansicht die Corona-Schutzmaßnahmen aufgehoben werden, nachdem alle impfbereiten Menschen eine Impfung erhalten haben: "Wenn jeder, der es möchte, eine Impfung bekommt, können wir auch die Beschränkungen aufheben."
Corona-Impfungen sollen noch im Dezember starten
Die Corona-Impfungen sollen in Deutschland voraussichtlich direkt nach Weihnachten am 27. Dezember starten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe die Gesundheitsministerkonferenz der Länder über die erwartete Zulassung und Lieferung des Impfstoffes von Biontech und Pfizer informiert, teilte die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit am Mittwochabend mit. Für die Bundesländer ergebe sich daraus der 27. Dezember als Starttermin. Insbesondere solle mit den Impfungen in Pflegeheimen begonnen werden.
Die europäische Arzneimittelbehörde EMA will ihre Entscheidung über die Zulassung des Impfstoffs des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer am Montag treffen. Es wird mit einem positiven Entscheid gerechnet.
(vdv/dpa/afp)
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