Nach der Entscheidung der Grünen in Baden-Württemberg gegen eine mögliche Ampel-Koalition gibt es heftige Kritik seitens der SPD, aber auch der Nachwuchsorganisation der Grünen. Damit mache die Partei von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) einen "Schritt zurück", sagte die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten". "Die Grünen verpassen die große Chance für eine progressive Landespolitik."
Der Vorstand der Grünen in Baden-Württemberg hatte sich am Donnerstag für eine Fortsetzung des Regierungsbündnisses mit der CDU ausgesprochen und einer Ampel-Koalition mit SPD und FDP damit eine Absage erteilt. Grüne und CDU wollen am Samstag zu abschließenden Sondierungsgesprächen zusammenkommen, um dann die eigentlichen Koalitionsverhandlungen zu führen.
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil griff sowohl die Grünen als auch den aktuellen CDU-Koalitionspartner im Bund scharf an. "Die Union versinkt im Chaos und zeigt in den letzten Tagen immer deutlicher, dass ihr der inhaltliche und moralische Kompass fehlt", sagte Klingbeil den beiden Zeitungen. "Und trotzdem entscheiden sich die Grünen in Baden-Württemberg für eine Koalition mit der müden CDU."
Dies sei "eine klare Entscheidung gegen einen Aufbruch, und das wird auch für die Bundestagswahl hängen bleiben", sagte Klingbeil. Die SPD wisse aus eigener Erfahrung, wie "ambitionslos" die Union in der Regierung agiere, fügte er mit Blick auf die große Koalition hinzu. "Um die Zukunft dieses Landes zu gestalten, braucht man Mehrheiten ohne die Union."
Auch die Grüne Jugend reagierte empört auf die Entscheidung für eine Fortsetzung der grün-schwarzen Koalition in Stuttgart. Die Nachwuchsorganisation warf dem Landesverband Wählertäuschung vor. "Eine erneute Koalition mit der CDU ist falsch und fatal", sagte die Sprecherin der Grünen Jugend, Anna Peters, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
"Vor den Wahlen haben die Grünen in Baden-Württemberg klar gesagt, dass sie sich eine Regierung ohne Union wünschen. Diese Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die in den letzten Monaten Wahlkampf für den Wechsel gemacht haben."
Bei der Landtagswahl am 14. März waren die Grünen die stärkste Kraft im Land geworden. Sie landeten mit 32.6 Prozent deutlich vor der CDU mit 24.1 Prozent. Rechnerisch waren danach die Fortsetzung der grün-schwarzen Koalition oder eine Ampel-Koalition möglich.
(hau/afp)