Deutschland
05.06.2018, 20:3106.06.2018, 11:41
lars wienand
So sieht Alltagsrassismus aus: Ein Schaffner in einem Regionalexpress wollte eine Frau mit dunklerem Hautton aus der 1. Klasse werfen – ohne überhaupt nach dem Ticket zu fragen. Er war an die SPD-Landtagsabgeordnete Giorgina Kazungu-Haß geraten. 4 Fakten.
Ein Einzelfall? Keineswegs.
Der peinliche Vorfall
Peinliche Momente in einem Zug im Rheinland-Pfalz: Ein Schaffner hat sich nicht vorstellen können, dass die dunkelhäutige rheinland-pfälzische SPD-Landtagsabgeordnete Giorgina Kazungu-Haß (30) mit ihrer Familie Tickets für die 1. Klasse hat. In betont langsamer Sprache habe er die frühere Konrektorin einer Schule aufgefordert, das Abteil zu verlassen, berichtet Kazungu-Haß. "Die Bahn muss ihre Mitarbeiter davor schützen, dass sie sich und andere in solche Situationen bringen", so die Politikerin.
Kazungu-Haß kam vom Rheinland-Pfalz-Tag in Worms und hatte für die Familie auch 1.-Klasse-Tickets gekauft, weil die Züge sehr voll werden sollten. Als Abgeordnete hat sie ein Netzticket, mit dem sie in der 1. Klasse fahren kann. Dort saß die Familie dann alleine, als der Bahnbedienstete kam.
Die Abgeordnete
Giorgina Kazungu-Haß, geboren in Koblenz, arbeitet als SPD-Abgeordnete im Mainzer Landtag. Bild: dpa
Giorgina Kazungu-Haß hat kenianische Wurzeln, wurde im biederen Beamtenstädtchen Koblenz geboren, mit 23 Jahren Juso-Landesvorsitzende und hat nach dem Studium als Lehrerin gearbeitet. "Ich bin eine richtige Kartoffel", sagt sie.
Sie ist mit einem Pfälzer verheiratet, der einen dunklen Hauttyp hat. Und sie habe zu hören bekommen: "Das ist die 1. Klasse, hier können sie nicht sitzen".
Der Versuch einer Entschuldigung – macht es nicht besser
Zunächst habe der Kontrolleur nicht einmal die Antwort ernst genommen, dass die Familie dafür Tickets habe und keine Diskussion gewollt. "Für meine Kinder war das schlimm, für uns alle peinlich, wir waren froh, dass das 1.-Klasse-Abteil leer war."
Schaffner: "Sie müssen das verstehen." Peinlich wurde es dann dem Bahn-Bediensteten, als Kazungu-Haß ihm die Netzkarte mit dem Abgeordnetenausweis als Legitimation zeigte. "Diese Ausweise kennen Bahnmitarbeiter natürlich." Die Antwort habe es zunächst nicht besser gemacht: "Er sagte, ich müsse das verstehen, er erlebe so viel mit solchen Leuten. Da war dann klar, dass es um Ressentiments geht."
Die Politikerin machte den Vorgang auf Twitter und Facebook öffentlich. "So arg ist mir das zum ersten Mal passiert." Sie habe aber auch Rückmeldung von Familien mit vielen Kindern erhalten, die unabhängig von der Hautfarbe von ähnlichen Erfahrungen bei Kontrollen berichteten.
Die Konsequenzen
Der Mitarbeiter der Bahn sei sicher nicht mit dem Vorsatz aufgestanden, an dem Tag etwas Diskriminierendes zu tun, so Kazungu-Haß. Jeder stecke Menschen einmal in Schubladen, sie auch. "Da muss man sich auch erst einmal nicht schämen. Nur wenn man nicht bereit ist, sich das bewusst zu machen." Es sei aber symptomatisch, dass sich viele bei Menschen mit anderer Hautfarbe gar nicht vorstellen könnten, es mit Deutschen zu tun zu haben.
Die Bahn sei gefordert, Mitarbeiter so zu schulen, dass sie sich und Reisende nicht in Situationen bringen würden wie am Sonntag. "Die Bahn hat Regeln, deren Beachtung muss sie von Mitarbeitern einfordern." Die Deutsche Bahn hat gegenüber t-online.de eine Antwort zu dem Fall angekündigt.
Der Artikel ist zuerst erschienen auf t-online.de
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