Sie sind jung, sie sind viele und sie haben eine verdammt laute Stimme. Am Freitagmittag stehen Tausende vor dem Brandenburger Tor in Berlin und fordern die Politik zum Handeln gegen den Klimawandel auf. Nicht nur hier, nicht nur in Deutschland wird an diesem Freitag demonstriert, sondern in mehr als 1600 Städten auf der ganzen Welt. Allein in Deutschland gehen laut Veranstalterangaben insgesamt mehr als 300.000 Menschen auf die Straße. Dabei steht der Klimastreik auch im Zeichen der Europawahl am Sonntag. Das Motto: #voteclimate.
Auf einem Transparent, das die Demonstranten vor sich her tragen, als sie vom Brandenburger Tor aus durch das Regierungsviertel laufen, wird die Wahl zur Klimawahl erklärt. Mehrere Redner rufen dazu auf, am Sonntag wählen zu gehen. Wahlaufrufe und EU-Fahnen prägen das Bild der Klimastreik-Demo.
Dabei dürfen viele der Demonstranten noch gar nicht wählen. So laut ihre Stimme auf der Straße auch ist, an der Wahlurne bleiben sie außen vor. Die 16-jährige Amelie ist eine von ihnen. "Ich würde am Sonntag gerne wählen gehen", erklärt sie. Ginge es nach ihr, dann gäbe es ein Wahlrecht ab Geburt. "Ich finde es total wichtig, dass alle Leute wählen dürfen. Ich denke, die Demokratie würde dadurch noch viel demokratischer werden."
Besonders wichtig ist Amelie bei der Europawahl das Klima, "weil das so ein großes Problem ist, und wir unsere Erde gerade kaputt machen", sagt sie. Es müsse jetzt gehandelt werden, bevor es zu spät ist. Und sie ergänzt: "Es ist auch wichtig, dass ein klares Zeichen gegen rechts und gegen die ganzen nationalistischen Bewegungen gesetzt wird."
Es sei schade für seine Generation, dass sie erst so spät mitbestimmen darf, findet Ole. Auch für ihn steht das Klima an erster Stelle. "Darum stehe ich hier", erklärt er. "Ich finde es toll, dass sich so viele Leute den Protesten angeschlossen haben – auch viele Leute, die wählen dürfen. Dadurch bekommen wir gewissermaßen auch eine Stimme."
Im Vorfeld des internationalen Klimastreik-Aktionstags am Freitag hatten die "Fridays for Future"-Aktivisten mit Videospots zur Wahl aufgerufen. Darin sind Kinder zu sehen, die sich entscheiden, etwas für das Klima zu tun: Essensreste wegfuttern, statt sie wegzuschmeißen etwa, oder Fahrrad und Zug nehmen, statt zu fliegen.
(fh)