Am 4. Juli war der amerikanische Nationalfeiertag. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) gratulierte den USA zum Unabhängigkeitstag per Tweet – dafür muss er nun einiges an Kritik einstecken.
Am 4. Juli 1776 erklärte Amerika seine Unabhängigkeit von Großbritannien. Deshalb wird der US-Nationalfeiertag am 4. Juli auch der "Independence Day" genannt. In den USA finden viele Feierlichkeiten an diesem Tag statt.
Und auch der Finanzminister freute sich für die Amerikaner: Die USA seien immer ein weltweites Leuchtfeuer für Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat und Marktwirtschaft gewesen, beginnt Lindner seinen Tweet.
"Sie sind unser wichtigster Verbündeter", betont Lindner. "Die Phase, als es daran Zweifel gab, liegt hinter uns. Unseren amerikanischen Freunden wünsche ich einen happy #4thOfJuly!"
Worte, die nicht bei der gesamten Twitter-Welt gut ankommen. Unter seinem Tweet finden sich zahlreiche Kommentare, die Empörung ausdrücken. Kritisiert werden unterschiedliche Aspekte.
Zum Beispiel wird die Situation der Frauenrechte und der Rechte der LGBTQI+-Community bemängelt.
Einige Twitter-User stellen den US Supreme Court und seine jüngsten Entscheidungen in den Fokus. "Sie haben schon mitbekommen, was da am #SupremeCourt gerade abgeht?", schreibt ein User. Eine andere Person schreibt: "Ähm, sind die letzten Gerichtsurteile an ihnen vorbeigegangen? (...).
Das oberste amerikanische Gericht hat ein seit 1973 geltendes Grundsatzurteil ("Roe v. Wade") aufgehoben. Den Bundesstaaten ist es nun freigestellt, ob sie Abtreibungen erlauben wollen. Sie können sie auch gänzlich verbieten, was bereits manche Bundesstaaten gemacht haben.
Weitere User machen auf die Vorfälle am US-Nationalfeiertag in Chicago aufmerksam. Bei einer Parade hat ein Mann eine Schießerei begonnen, mindestens sechs Menschen haben ihr Leben dabei verloren. Zahlreiche Menschen wurden verletzt.
Dazu schreibt ein Twitter-Nutzer diesen Kommentar: "Happy 4th of July, wenn es bei den Feierlichkeiten in Chicago ein Attentat mit Toten gegeben hat? Sind Sie noch bei Trost?"
Auch bekannte Gesichter lassen den Tweet von Lindner nicht ohne Weiteres stehen.
Unter anderem richtet sich die Journalistin Georgine Kellermann auf Twitter an den Politiker. "Lieber Herr Lindner, wann haben Sie diesen Tweet komponiert? Vor acht Jahren? So etwas nennt frau Realitätsverlust. Träumen Sie weiter. Freundliche Grüße."
Die USA-Expertin Annika Brockschmidt reagierte ebenfalls auf Lindners Tweet. "Es ist erschreckend, dass der deutsche Finanzminister anscheinend keine Nachrichten schaut", schreibt sie. "Was für eine katastrophale Fehleinschätzung der Lage in den USA von Lindner – die deutsche Politik hat großenteils keine Ahnung, was da auf uns alle zurollt."
Bisher hat sich Christian Lindner auf Twitter zu der Kritik noch nicht zu Wort gemeldet.
(and)