Einmal im Jahr steht die bayerische Hauptstadt besonders im internationalen Rampenlicht: zur Münchener Sicherheitskonferenz. Seit den 1960er-Jahren treffen sich hier hochrangige Vertreter:innen und Expert:innen aus Politik, Militär, Wirtschaft sowie von Nichtregierungsorganisationen.
Im Fokus stehen sicherheitsrelevante Themen – und gerade dieses Jahr gab es viele hochbrisante Konflikte, Krisen und Kriege zu besprechen. Doch ausgerechnet den Gastgeber haben die Diskussionen und Reden aber scheinbar nicht mitgerissen.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist durch sein Auftreten bei der Konferenz im Hotel Bayerischer Hof heftig in die Kritik geraten.
SPD-Politiker Kaj Hoffmann teilt ein Video auf Twitter, auf dem Söder die Rede des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) lauscht. Dabei fallen seine kräftigen Kaubewegungen auf. Für Hoffmann steht fest: Söder kaut Kaugummi "wie ein bockiger Schuljunge."
Das ist seiner Meinung nach respektlos und unprofessionell. Er weist daraufhin, welchen Shitstorm wohl Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) oder die ehemalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) dafür einstecken müssten.
Dieses Benehmen fällt auch dem politischen Beobachter Sebastian Eberle auf. Auf Twitter postet er dazu zwei Fotos von Söder, der mit ausgestreckten Beinen lässig in der vorderen Reihe sitzt. Seine Mimik sticht sichtlich hervor: Er wirkt gelangweilt, oder einfach müde? Eberle stichelt: Ein ganz wichtiger Akteur der Konferenz verfolgt die Reden und Diskussionen "mit größtem Interesse".
"Dafür aber fleißig Bilder neben Staatsfrauen und Männern auf Twitter posten, um sich wichtig zu machen", kritisiert ein Twitter-User in den Kommentaren. Und ja, es ist auffällig: Söder wirkt viel frischer, motivierter und fröhlicher auf seinen Selfies mit bekannten Politiker:innen. Etwa auf dem Foto mit der finnischen Premierministerin Marin Sanna.
Auch beim Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron setzt Söder ein charmantes Lächeln auf.
Dieser Kontrast fällt etwa der Journalistin Judith Görs auf. Sie stellt dazu zwei Fotos gegenüber: Söder, wenn es einen Fototermin mit einem Politpromi gibt vs. wenn Politpromi über Sicherheitspolitik spricht.
Der Journalist Rainer Woratschka schreibt auf Twitter: "So geht's nicht". Das nächste Mal könne Söder gleich noch mit Schlafbrille und einem Hocker zum Beine-Hochlegen teilnehmen.
Söder mag desinteressiert bei der Rede von Scholz wirken, aber beim Vieraugengespräch mit dem Kanzler kehrt die gute Laune Söders wohl zurück. Das zeigen Fotos, die er auf Twitter mit der Welt teilt. "Wenn es um die Sicherheit für Deutschland geht, gibt es keine Parteigrenze", schreibt er. Dann würden die demokratischen Kräfte zusammenhalten.
Das Motto der Konferenz lautet "Frieden durch Dialog" – das nehmen sich wohl auch Söder und Scholz zu Herzen. Schließlich stehen die Union und SPD oft auf Kriegsfuß. Woher Söders sichtlich "gelangweiltes Auftreten" bei der Rede Scholz herrührt, bleibt aber ein Rätsel. Er selbst hat sich nicht zu der Kritik geäußert.