Die SPD-Landtagsabgeordnete Nadine Julitz wehrt sich gegen Sexismus im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern.Bild: dpa-Zentralbild / Jens Büttner
Deutschland
14.06.2020, 11:2211.06.2024, 16:29
"Na, das Kleid ist aber ganz schön knapp." Mit diesem Satz hat der AfD-Abgeordnete Jens-Holger Schneider eine Sexismusdebatte im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern ausgelöst. Die SPD-Abgeordnete Nadine Julitz trug bei einer Sitzung ein rotes Sommerkleid, als sie zum Rednerpult im Landtag ging und der Satz – hörbar für Julitz – aus Reihen der AfD fiel.
Julitz machte den Vorfall Mitte Mai im Landtag in den sozialen Medien öffentlich. Am Mittwoch griff sie den Satz erneut auf, als sie die Antwort bekam, es habe sich bei dem Kommentar nur um ein Kompliment gehandelt. Daraufhin erklärte sie im Landtag während einer Rede: "In diesem Moment haben mir alle, die es verstanden haben – und es sind links nur Herren – auf den Arsch geguckt. Das ist kein Kompliment, das ist Sexismus, meine Herren."
SPD-Politikerin legt nach
Der "Bild am Sonntag" sagte sie über den Vorfall nun: "In einer politischen Debatte bin ich als Politikerin an das Pult getreten, um die Position der SPD-Fraktion vorzutragen. In diesem Moment habe ich mich in meiner Rolle als Politikerin erniedrigt und, ja, auch eingeschüchtert gefühlt."
Außerdem erklärte sie nochmal, warum der Satz nicht als Kompliment zu verstehen sei: "Eine Bemerkung zur Krawatte eines Mannes, die oft als Gegenbeispiel angeführt wird, ist etwas völlig anderes. Das passende Äquivalent zu dem Spruch, den ich ertragen musste, wäre eher: 'Na, die Hose sitzt im Schritt aber ziemlich eng…'"
Der AfD-Abgeordnete Schneider äußerte sich in der "Bild am Sonntag" ebenfalls. Er sagte:
"Ja, ich habe die Länge von Frau Julitz Kleid kommentiert, den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr. Die Aussage bezog sich aber auf die Angemessenheit der Kleidung von Frau Julitz im Parlament und war an meine Parteikollegen gerichtet. Ich bin eben altmodisch und durchaus konservativ, Sexismus liegt mir aber völlig fern."
Jens-Holger Schneider
SPD-Politikerin Julitz betonte dagegen, es handle sich hierbei nicht um einen Einzelfall. Im politischen Alltag käme es immer wieder vor, dass sie auf ihr Geschlecht, Aussehen und Alter reduziert werde. Im Wahlkampf habe die AfD sie in ihrer Heimatstadt abfällig als "Müritz-Barbie" bezeichnet.
Julitz wolle den Vorfall auch nutzen, um allgemein auf das Sexismusproblem aufmerksam zu machen: "Wir Frauen dürfen das nicht so einfach hinnehmen, sondern müssen uns wehren, es ansprechen, auf die Probleme aufmerksam machen"
(lau)
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