"Auf in die neue Pornozeit!" lautet der Titel des neuesten Antrags der Jusos der SPD Berlin-Mitte. Dort haben sie konkrete, teilweise unkonventionelle Forderungen an ihre Partei und die Regierung. Dabei geht es um öffentlich-rechtliche Pornografie, Aufklärung, Zwangs- und Kinderarbeit sowie Rassismus und Sexismus in der Industrie.
Zu Beginn ihres Antrags wird auf die Relevanz der Thematik hingewiesen. Weltweit würden jährlich etwa 100 Milliarden Pornos allein von einer einzigen Plattform heruntergeladen, außerdem gebe es etwa 100 Millionen Konsument:innen weltweit, die meist männlich und unter 35 Jahre alt seien.
Mit dem Machtmonopol der Branche durch Firmen wie Mindgeek, die unter anderem "Pornhub" und "YouPorn" gehört, komme es allerdings zu einigen Problemen. So würden "häufig sexistische und rassistische Stereotype" in Pornos vermittelt, außerdem seien die Arbeitsbedingungen nicht nachvollziehbar.
Und die Jusos geben auch ein Beispiel.
Im Antrag schreiben sie:
Mittlerweile gebe es zwar einen jährlichen Transparenzbericht und etliche Videos wurden gelöscht, dennoch seien die Transparenz und Moderation der Plattform absolut unzureichend. Unternehmen wie Mindgeek seien daher nicht nur nicht in der Lage, gegen Missbrauchsfälle vorzugehen, sondern bauten ihr Unternehmen sogar teilweise darauf auf.
In dem Antrag schreiben die Jusos wörtlich: "Sie bauen ganze Unternehmensstrukturen auf Illegalität und Undurchsichtigkeit auf."
Die Jusos pochen daher auf eine Stelle für Pornografie im Bund, die sich um Information und Beratung kümmert, als Kontrollinstanz und Beschwerdestelle fungiert und wissenschaftliche Untersuchungen durchführt.
Außerdem solle eine solche Stelle Unterstützung für Darsteller:innen anbieten. Obendrein fordert die SPD-Jugend ihre Partei auf, sich für eine Reglementierung der Inhalte auf Pornoseiten einzusetzen. Hier schlagen sie etwa vor, "feministische, aufklärende und suchtpräventive Clips vor den pornografischen Inhalten vorzuschalten". Zudem müsse es eine FSK-Einstufung geben.
Außerdem wollen die Jungsozialist:innen, dass das Thema Pornografie fest in den Biologieunterricht eingebunden und dem Lehrpersonal entsprechende Weiterbildungen angeboten werden. Der Grund sei die meist problematische Wirkung von ungefilterter Pornografie auf Jugendliche. So wirke Sex in Pornos häufig "wie eine Performance oder Leistungssport". Scheitern, Ausprobieren und Kommunikation gebe es nicht. Das führe zu "völlig unrealistischen Vorstellungen", die auch das Menschenbild nachhaltig beeinflussen könnten.
Dabei kamen die Jusos auch zu einer etwas kuriosen Forderung: öffentlich-rechtlicher Pornografie, finanziert durch die GEZ. Dazu schrieben sie:
Neben Aspekten wie Diversität und Gleichberechtigung seien auch die Themen Verhütung, Kommunikation und gerechte Arbeitsbedingungen und Bezahlung wichtig. Als gutes Beispiel fungiere Schweden, das schon 2009 den ersten feministischen und antirassistischen Porno staatlich produzierte. In Deutschland gibt es bisher auch feministische Pornografie, in der Regel kostet diese aber über zehn Euro monatlich.
In den sozialen Netzwerken hagelte es für die Forderung Kritik und Gelächter. Viele Personen wiesen darauf hin, dass die GEZ-Beiträge schon jetzt zu hoch seien und es an kostenfreier Pornografie zudem nicht mangeln würde. Der Antrag würde außerdem aufzeigen, "dass die Rundfunkgebühr abgeschafft und ein nutzungsabhängiges Bezahlsystem dafür eingeführt werden muss", schrieb jemand auf Twitter.
Außerdem scheiterten die Jungsozialist:innen hier völlig bei der Prioritätensetzung, lautet einer der Vorwürfe. In Zeiten von Krieg, Hungersnot, Energie- und Klimakrise seien solche Forderungen deplatziert.
(crl)