Mischaël
Modrikamen will von Beginn an dabei gewesen sein. Stolz erzählt der
52-jährge Belgier: "Ich habe Donald Trump unterstützt, da war er noch nicht einmal
Präsidentschaftskandidat". Damals habe er eine Videobotschaft für Trump aufgenommen, die Millionen angeklickt haben. Zur Vereidigung Trumps sei er extra nach Washington geflogen. "Als einziger belgischer Politiker", sagt Modrikamen. Eine Ehre.
Er selbst ist Chef einer kleinen rechtsnationalen Partei in Wallonien. In seiner Begeisterung schreibt er nach der Wahl 2017 sogar einen Brief an das Trump-Team und dessen Wahlkampfleiter Stephen
Bannon. Darin fordert Modrikamen: "We have to unite forces." Man müsse eine Einheit bilden.
Nur: Niemand in Capitol Hill reagiert auf seinen Vorschlag. Zwei Jahre lang – nichts. Bis vor zwei Wochen. Im Sommer 2018 soll der Drahtzieher des Trumpismus den Belgier endlich erhört haben.
Wir haben mit dem Mann gesprochen, der für Bannon den europäischen Kontinent auf die rechte Spur heben will. Modrikamen hat uns seine Geschichte erzählt.
Steven Bannon braucht einen Truchsess in Europa
Das Telefon von Modrikamen klingelt. Ein Mitarbeiter des Brexit-Kämpfers Nigel
Farrage ist am Apparat. Er lädt ihn nach London ein. Dabei geht es aber nicht um Donald Trump, der gerade durch Europa tourt. „Nigel gab mir zu verstehen, dass Steve Bannon mich sprechen wolle“, erzählt Modrikamen.
Er habe sich also auf den Weg zu einem Treffen gemacht, das einen Tag vor Trumps Besuch in Großbritannien stattfand. Mit dabei im Fünfsterne Hotel im Londoner Stadtteil Mayfair waren neben Modrikamen auch der rechtsextreme Front-National-Politiker und Lebenspartner von Marine LePen,
Louis Aliot, Nigel Farage und Stephe Bannon selbst.
Sie alle
hätten sich für eine Stiftung interessiert, die er nach der US-Wahl in einem Vorort Brüssels zusammen mit seiner Frau gegründet hat.
Seine The Movement-Foundation sollte die Erfolgsgeschichte von Trump und Brexit in Europa forsetzen. Damals interessierte sich niemand dafür. Jetzt aber will Steve
Bannon mitmachen.
Er kündigte an, aus "The Movement" einen Hub für die Rechten in Europa zu machen, um dann im Mai
2019 die Parlamentswahlen für sie zu gewinnen.
Wie soll 'die Bewegung' aussehen?
Einige Tage nach diesem Mittagessen habe Modrikamen den nächsten Anruf bekommen. Man wolle seine Bewegung so schnell wie möglich auf den Weg bringen, habe ihm Bannon erklärt. Gespräche über Personal, Budget und Inhalte sollen sofort beginnen.
Kurz darauf gibt Bennon gegenüber dem US-Magazin "Daily Beast" ein interview. Darin gibt er den Plan bekannt. Dessen Titel: "Steve Bannons Plan zur Übernahme Europas" sorgt weltweit für Auffregung.
Bannon sagt darin:
"Die Organisation soll als zentrale Anlaufstelle für Wahlorganisation,
Kommunikationsberatung, Daten-Targeting und als Think-Tank dienen"
Bannon hatte mit diesen Instrumenten großen Anteil am Erfolg von Donald Trump. Mit seinem damaligen Sender-Netzwerk Breitbart schaffte er eine eigene Öffentlichkeit und zerrte die Debatte in den USA immer weiter nach rechts. Im
August 2017 feuerte Trump seinen Chefberater dennoch nach heftigem
Streit über das Enthüllungsbuch "Fire and Fury: Inside the Trump White House".
Europa, so fürchten viele, ist Bannons neues Projekt.
Und hier soll Modrikamen ins Spiel kommen, den Bannon im Interview nicht erwähnt. Der Belgier spricht von bis zu 15 Mitarbeitern für "die Bewegung". Leute, die etwas von Technologie verstehen, genauso wie Berater und Experten für politische Kommunikation.
"Erst wollen wir eine Verbindung zwischen den eurokritischen Parteien außerhalb der Parlamente herstellen. Dann bringen wir sie bei Themen wie Souveränität, Flüchtlinge und Grenzen auf eine Linie für den kommenden Wahlkampf", sagt Modrikamen.
Den meisten Parteien würde bisher die Expertise dazu fehlen, die nötigen "Tools". Bannon, so glaubt der Belgier, könne sie liefern.
Er sagt:
"Es geht um Datenanalyse, Soziale Netzwerke, auch eine europäische Version von Breitbart wäre denkbar"
watson
Bei der Frage, wofür das Geld für die neue Organisation herkommen soll, geht Modrikamen nicht ins Detail. Es sei zu früh, sagt er.
Europas Rechte finanziert aus den USA?
Genau die Geldfrage wird aber eine entscheidene sein. Soviel sagt Modrikamen: Bannon könne "The Movement" finanziell tragen.
Modrikamen glaubt:
"Die Foundation wird volle, legitime Unterstützung von amerikanischen Spendern, Organisationen und Institutionen bekommen"
Modrikamen aber scheint überzeugt: Bannon habe genügend Kontakte zu Spendern und eine eigene Organisation zum Fundraising, die den Aufbau möglich mache. Mit dieser Finanzierung sollen auch einzelne nationalistische Parteien in Europa unterstützt werden. "Alles im Rahmen des EU-Rechts natürlich", sagt Modrikamen.
Er ist vorsichtig: Erst im November durchsuchten belgische Ermittler die Büros seiner Parti Populaire. Der Vorwurf: Mutmaßlich illegale Unterstützung der Brexit Kampagne und der UKIP-Partei in Großbritannien. Modrikamen weißt diese Vorwürfe zurück.
Kommt die Finanzierung von Bannon tatsächlich, könnte "The Movement" in Brüssel die Arbeit aufnehmen. Ob die nationalistischen Parteien in Europa sich aber aus den USA finanzieren lassen wollen, ist eine andere Frage.
Sitzt die AfD mit im Boot?
Denn es gibt sie längst, die europäischen Verbünde der Nationalisten. Laut Recherchen des Politikmagazins Politico unter den Eurokritischen Parteien empfinden deren Vertreter Bannons Einmischung als überflüssig.
Jérome Rivière, Sprecher des Front National, sagte:
"Wir lehnen jedes supra-nationale Gebilde ab und machen nicht bei irgendeiner von Bannons Schaffungen mit"
Im Mai erst traf sich Marine LePen vom Front National (der heute Assembly Nationale heißt) in Nizza mit den rechten Größen des Kontinents. Geert Wilders aus den Niederlanden war dabei, Harals Vilimsky aus Österreich und andere. LePen schafft ihr eigenes Netzwerk.
Trotzdem könnten sich die Parteien an den Angeboten der neuen Bewegung gütlich tun, selbst wenn sie nicht bei der Gründung von "The Movement" aktiv sind. Kosten würde sie das Ganze schließlich nichts.
So setzt Modrikamen auch auf die AfD:
"Natürlich", antwortet er auf die Frage, ob seine Bewegung auch in Kontakt mit der AfD stehe. Er sieht die selbst ernannte Alternative als potentiellen Partner für seine Organisation.
Nicht nur kenne er Beatrix von Storch seit langem. Auch habe sein Büro immer wieder Kontakt zum AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen.
Die AfD hat auf Anfrage von watson bisher noch nicht dazu reagiert.
Hat Steve Bannon seine rechte Hand gefunden?
Modrikamen jedenfalls hat Großes vor. In "The Movement" will er die Rolle des "Managing Director" übernehmen.
Er kümmere sich jetzt erst einmal um das Personal. Losgehen soll es im September. Bannons rechte Hand in Europa sei er dennoch nicht, sagt Modrikamen. Schließlich ginge es hier um eine Revoluion, nicht um die Rolle einzelner.
"Ich diene nicht Bennons Interessen, sondern denen meines Landes", sagt Modrikamen. Belgien wird sich freuen, das zu hören.
Olaf Scholz äußert sich überraschend positiv über Donald Trump
Nach der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten herrscht viel Ungewissheit darüber, wie es jetzt mit der Ukraine weitergeht. Es gibt nicht unbegründete Ängste davor, Trump könne dem Land bald den Geldhahn zudrehen.