Der weltberühmte Rote Platz in Moskau ist stets gut besucht und gilt als das Herz der Stadt. Bild: AP / Alexander Zemlianichenko
International
Der Rote Platz ist das Herz der russischen Hauptstadt Moskau. Er ist ein Magnet für Tourist:innen und eine Bühne für die inszenierten Paraden des Kreml. Aber auch ein Ort für Demonstrierende, die sich noch trauen, in Russland ihre Stimme zu erheben.
Denn die Mehrheit der Russen unterstützt die Autoritäten, wie die russische Journalistin Ekaterina Glikman in einem früheren Gespräch mit watson sagt. Laut ihr werde man wohl nie erfahren, was wirklich in den Köpfen der Menschen in Russland vor sich geht. Viele halten sich an die Devise: Schweigen, zustimmen und keine Fragen stellen.
Trotzdem gibt es wenige Menschen, die sich dem Putin-Regime entgegenstellen – wie jüngst eine russische Aktivistin.
Neu: dein Watson-Update
Jetzt nur auf Instagram: dein watson-Update!
Hier findest du unseren
Broadcast-Channel, in dem wir dich mit den watson-Highlights versorgen. Und zwar nur einmal pro Tag – kein Spam und kein Blabla, versprochen! Probiert es jetzt aus. Und folgt uns natürlich gerne
hier auch auf Instagram.
Stille Solo-Protestaktion auf dem Roten Platz
Es wirkt beinahe surreal. Im Hintergrund sind die historischen Gebäude zu sehen, die Türme der Basilius-Kathedrale sowie die rötlichen Mauern des Lenin-Mausoleums. Inmitten dieser Wahrzeichen Russlands sticht ein tiefblauer und sonnengelber Fleck hervor. Die bekannten Farben eines Landes, das sich gegen den brutalen Angriffskrieg des Kreml wehrt.
Die ukrainische Flagge im Herzen Moskaus
Eine Frau wickelt sich in die Flagge der Ukraine ein und stellt sich mitten auf den Roten Platz. Laut des russischen Menschenrechtsmedienprojekts "OVD-Info" soll es sich dabei um die Aktivistin Aljona Kozhevnikova handeln. Sie selbst habe das Projekt über ihr Vorhaben informiert.
Schließlich wurde sie von der Polizei festgenommen und auf die Polizeiwache im Bezirk Kitay-gorod gebracht. Dort sollen Beamte einen Bericht über ihre Diffamierung der russischen Armee und ihren Verstoß gegen die Vorschriften für öffentliche Veranstaltungen erstellt haben.
Doch: Die Aktivistin wurde wieder freigelassen. Allerdings heißt das nicht unbedingt, dass sie "frei" sei. Der russische Geheimdienst wird sie wohl genau im Auge behalten. Denn Kreml-feindliche Stimmen beziehungsweise Proteste werden in Russland konsequent unterdrückt und bekämpft.
Das Putin-Regime bekämpft freie Meinungsäußerung
Es sei verrückt, woran sich ein Mensch gewöhnen könne, meint die Russin Glikman in dem früheren Gespräch mit watson, die mittlerweile in der Schweiz lebt, wo sie das erste Mal angstfrei an einer Demonstration teilnahm. Diese Art von Freiheit sei in Russland unvorstellbar. Dabei sei es aus Sicht von Glikman nur menschlich, das sagen zu dürfen, was man denkt.
Laut Glikman verharrt die russische Gesellschaft in einem passiven Status. "Wer leise ist und Dinge aussitzt, ist auf der sicheren Seite", sagt die Russin. Doch einige sind noch immer mutig genug, ihre Meinung zu äußern – wie Alyona Kozhevnikova.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Innenministeriums zeigt: Jede:r dritte:r Polizeibeamt:in hat bei Kolleg:innen rassistisches Verhalten bemerkt. Autor und Journalist Mohamed Amjahid forscht seit Jahren zum strukturellen Rassismusproblem der Polizei und hat darüber ein Buch geschrieben. Im Gespräch mit watson erläutert er die vielschichtige Problematik.