Ein Bild von Marina Owsjannikowas Protestaktion in der Hauptnachrichtensendung des russischen Staatsfernsehens. Bild: dpa / ---
International
Sie wusste, worauf sie sich einlässt und tat es trotzdem: Die TV-Mitarbeiterin, die am Montag mit einem Protest gegen Russlands Krieg in der Ukraine die Hauptnachrichtensendung des russischen Staatsfernsehens unterbrach, wird nun weltweit für ihren Mut gefeiert.
TV-Mitarbeiterin protestiert mit Plakat in Live-Sendung
Der Mitschnitt der Szene, in der sie mit einem
handgeschriebenen Plakat hinter der Nachrichtensprecherin auftaucht,
wurde am Dienstag vielfach unter anderem bei Twitter geteilt. "Was
Mut wirklich bedeutet", schrieb etwa Pianist Igor Levit dazu. Der
ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bedankte sich bei ihr.
Zugleich hätten Anwälte der Bürgerrechtsorganisation IWD-Info die
Frau auch mehr als zehn Stunden nach der Protestaktion nicht
kontaktieren können, schrieb der Ex-Chefredakteur des dichtgemachten
Radiosenders Echo Moskwy, Alexej Wenediktow, bei Twitter.
"Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen"
schreibt Marina Owsjannikowa auf ihrem Plakat
Die Frau sprang am Montagabend während der Live-Übertragung hinter
der Nachrichtensprecherin ins Bild und hielt ein Schild mit den
Worten "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet
ihr belogen". Dazu rief sie mehrmals laut: "Nein zum Krieg!" Der
Sender schaltete nach wenigen Sekunden zu einem Videobeitrag.
Statement auf Twitter verbreitet
Laut russischen Medienberichten und Journalisten heißt die Frau
Marina Owsjannikowa und ist eine Mitarbeiterin des Staatssenders. Im
Netz verbreitete sich ein zuvor aufgenommenes Video, in dem sie sagt,
sie schäme sich dafür, jahrelang Kreml-Propaganda verbreitet zu
haben. "Was in der Ukraine geschieht, ist ein Verbrechen."
Verantwortlich für die Aggression sei nur Russlands Präsident
Wladimir Putin. Sie rief ihre Landsleute dazu auf, gegen den Krieg zu
protestieren. "Es liegt nur an uns, diesen ganzen Wahnsinn zu
beenden." Die Behörden könnten nicht alle einsperren.
"Was in der Ukraine geschieht, ist ein Verbrechen"
Marina Owsjannikowa in ihrem Statement
Das Lager des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny will die
Frau unterstützen. Man wolle die Strafen übernehmen, die gegen sie
verhängt werden könnten, schrieb Maria Pewtschich von Nawalnys
Organisation FBK am Dienstag bei Twitter. In Russland drohen hohe
Strafen für angebliche Falschinformationen über die russischen
Streitkräfte bis hin zu 15 Jahren Gefängnis. Der Krieg in der Ukraine
wird in den Staatsmedien als "militärische Spezialoperation"
bezeichnet, ihn als Krieg zu benennen ist strafbar.
Marina Owsjannikova hat in den letzten Jahren bei dem TV-Kanal "Channel One" in Moskau gearbeitet. In einer im Internet verbreiteten Übersetzung des Videos, wie sie zum Beispiel auch das Redaktionsnetzwerk Deutschland verbreitet, sagt sie, dass auch sie in den letzten Jahren Kreml-Propaganda beschäftigt hat. "Ich schäme mich jetzt sehr dafür. Ich schäme mich dafür, dass ich zuließ, dass vom TV-Bildschirm gelogen wurde. Ich schäme mich dafür, dass ich zuließ, dass Russen in Zombies verwandelt wurden."
"Ich schäme mich dafür, dass ich zuließ, dass vom TV-Bildschirm gelogen wurde"
Marina Owsjannikowa in ihrem Twitter-Statement
Weiter kritisiert sie, dass in der Vergangenheit und nach dem Anschlag auf Alexej Nawalny nicht demonstriert worden sei.
"Wir haben 2014 geschwiegen, als das alles anfing. Wir sind nicht für Demonstrationen rausgekommen, als der Kreml Nawalny vergiftet hat. Wir haben dieses menschenfeindliche Regime einfach nur stillschweigend beobachtet. Jetzt hat sich die ganze Welt von uns abgewendet. Und noch zehn Generationen unserer Nachfahren werden sich von der Schande dieses Brudermord-Krieges nicht reinwaschen können."
Aus dem Twitter-Statement
Was ist über Marina Owsjannikowa noch bekannt?
Was ist über sie noch bekannt? In ihrem Statement erzählt Marina Owsjannikowa, dass ihr Vater Ukrainer und ihre Mutter Russin sei. Nach eigenen Angaben auf ihrem Facebook-Profil hat sie an der Kuban State University und an der Präsidialakademie in Moskau studiert. 2005 habe sie dort ihren Abschluss gemacht. Außerdem sei sie Mutter und lebe in Moskau.
Erst gestern hat sie ihr Facebook-Profilfoto geändert. Es zeigt sie mit einem Halsband in den Farben von Russland und der Ukraine. Dazu hat sie eine Friedenstaube auf das Foto montiert. Mehr als 100.000 Menschen haben auf das Foto reagiert. Fast 45.000 Kommentare, unter dem die Menschen ihr ihren Dank aussprechen, hat das Foto aktuell.
(and/mit Material von dpa)
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