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Neue Erkenntnisse zur Sprengung von Nord Stream 2 – was wir wissen

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Die Spuren führen in die Ukraine: Was hat es mit der Sprengung der Nord-Stream-2-Pipelines auf sich?Bild: KEYSTONE / Philipp Schmidli
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Neue Erkenntnisse zur Sprengung von Nord Stream 2 – was wir wissen

09.03.2023, 11:01
Carl-Philipp Frank / watson.ch
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Was ist passiert?

In der Nacht zum 26. September letzten Jahres vermeldete der Betreiber der beiden Nord-Stream-Pipelines einen Druckabfall in drei von vier Röhren. Bei ersten Abklärungen wurden drei Lecks südöstlich der dänischen Insel Bornholm entdeckt, ein paar Tage später fand man einen 200 Meter langen Riss an einer der Röhren.

Es dauerte nicht lange, bis Dänemark vermeldete, es handle sich nicht um einen Unfall: Aufgrund des zeitlichen Ablaufs und des nahen Zusammenliegens der Lecks lag der Verdacht nahe, dass es sich dabei um einen gezielten Sabotageakt handelte.

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Ermittlungen im Fall Nord Stream 2 ergaben, dass Sprengsätze zum Einsatz gekommen waren.Bild: Swedish Coast Guard

Der russische Präsident Wladimir Putin sprach von einem "Akt des internationalen Terrorismus" und "beispielloser Sabotage". Auch deutsche Behörden gingen von Sabotage aus: Berechnungen hatten ergeben, dass hochwirksame Sprengsätze zum Einsatz gekommen waren. In den Medien wurde heiß spekuliert, wer hinter dem mutmaßlichen Anschlag steckte – Hauptverdächtiger war Russland selber.

Was gibt es Neues?

Ein aktueller Bericht eines deutschen Medienkonsortiums bringt neue Hinweise zum Ablauf der Sprengung ans Licht. Angeblich soll den deutschen Ermittlungsbehörden ein Durchbruch gelungen sein. Die Spuren führen diesmal in die Ukraine.

So ist es den Ermittlern gelungen, das Boot zu ermitteln, das mutmaßlich für den Anschlag verwendet wurde. Dabei soll es sich um eine private Jacht handeln, die zwar von einer Firma mit polnischem Sitz angemietet worden sei, aber zwei Ukrainern gehört.

Laut dem Bericht stach das Schiff am 6. September vom deutschen Rostock aus in See. An Bord: ein Kapitän, zwei Taucher, zwei Tauchassistenten und eine Ärztin. Die Ermittler konnten das Boot rückwirkend am nächsten Tag vor der dänischen Insel Christiansø, nordöstlich von Bornholm, lokalisieren. Die Attentäter sollen also den Sprengstoff in diesem Zeitraum zu den Pipelines gebracht und dort platziert haben.

Welchen Sprengstoff? Sprengstoff, den die Ermittler offenbar auf dem Boot nachweisen konnten. Das Schiff wurde nämlich in ungereinigtem Zustand zurückgegeben. Bei Untersuchungen wurden dann eben Spuren von Sprengstoff auf dem Tisch in der Kabine gefunden.

Was sagen die USA?

Auch auf amerikanischer Seite wird nun eine pro-ukrainische Gruppierung hinter dem Anschlag vermutet. In einem vage gehaltenen Beitrag stützt sich die "New York Times" auf einen neuen Geheimdienstbericht.

Konkrete Angaben, weshalb eine solche Gruppe für den Anschlag verantwortlich sei oder was den Geheimdienst zu dieser Annahme führt, werden nicht gemacht. Die US-Regierung bestätigte zwar die Existenz des Berichts, gab aber keine Informationen über die Sicherheit des Inhalts oder darüber, wie der Bericht zustande kam.

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Auch wenn eine pro-ukrainische Gruppe verdächtigt wird: Wolodymyr Selenskyj steht nicht unter Verdacht.Bild: www.imago-images.de / APAimages

Was die US-Behörden jedoch klar formulierten, ist, dass kein Beweis für eine Mitwisserschaft Wolodymyr Selenskyjs oder seiner Top-Generäle vorliege. Auch gebe es keine Anzeichen, dass die Täter unter Führung von ukrainischen Regierungsmitarbeitern gehandelt hätten.

Wer wird sonst noch beschuldigt?

Nach wie vor steht die Theorie einer russischen "False Flag Operation" im Raum. So sollen russische Akteure den Anschlag durchgeführt und gezielt Hinweise auf eine pro-ukrainische Täterschaft gestreut haben. Damit soll die Schuld der Ukraine zugeschoben werden.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Russland einer solchen Aktion unter falscher Flagge beschuldigt wird. So ist die Theorie weitverbreitet, dass die Anschläge auf russische Wohnhäuser, die schlussendlich der Auslöser für den zweiten Tschetschenienkrieg waren, gar nicht von tschetschenischen Terroristen, sondern von russischen Agenten durchgeführt wurden.

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2006: Ein Kind schaut vom Balkon eines zerstörten Hauses in Grosny, Tschetschenien.Bild: IMAGO / ITAR-TASS

Währenddessen werden auch die USA des Anschlags bezichtigt. So will der legendäre Enthüllungsjournalist Seymour Hersh herausgefunden haben, dass die Sprengsätze von US-Marinetauchern angebracht und anschließend ferngezündet wurden. Die ganze Aktion habe unter dem Deckmantel einer NATO-Übung stattgefunden und sei auf direkte Anordnung des Weißen Hauses passiert. Hersh beruft sich dabei auf eine anonyme Quelle, die "ziemlich viel darüber zu wissen scheint, was vor sich ging".

Wie geht es weiter?

Es ist unklar, wie lange die offiziellen Ermittlungen noch andauern werden. Sollten Dänemark, Deutschland oder Schweden zum Schluss kommen, dass tatsächlich ukrainische Kreise hinter dem Anschlag steckten, würde dies sicherlich die bilateralen Beziehungen zwischen Berlin und Kiew belasten.

Ein Berater von Präsident Selenskyj sagte allerdings am Dienstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, die Ukraine habe nichts mit "dem Missgeschick" in der Ostsee zu tun gehabt.

Eine Reparatur der beschädigten Pipelines könnte laut "New York Times" mehr als 500 Millionen Dollar kosten. Vorige Woche berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass die Besitzerin der Pipelines, die Nord Stream AG mit Sitz in Zug, aktuell keine Pläne wälze, diese Reparatur auszuführen. Die Nord Stream AG befindet sich mehrheitlich im Eigentum des staatlichen russischen Energiekonzerns Gazprom.

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