FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann beschuldigt übereilt die Russen für den Raketeneinschlag in Polen und rudert nun zurück.Bild: imago-images
International
Am Dienstagabend traf mindestens eine Rakete polnisches Gebiet. Nach ersten Medienberichten sollen es zwei gewesen sein. Zwei Menschen sollen getötet worden sein. Der Einschlagsort liegt unweit der ukrainischen Grenze.
Sofort löste der Vorfall eine hitzige Debatte in den sozialen Medien aus. Schließlich ist Polen ein Nato-Mitglied. Der Schuldige war auch schnell gefunden. Der Finger zeigte rasch nach Russland – noch bevor die Fakten feststanden.
FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann löschte ihren Tweet zum Raketeneinschlag in Polen.Bild: dpa / Michael Kappeler
Auch für die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann konnten die Raketen nur von den Russen stammen. Kurz nachdem der Vorfall bekannt wurde, setzte Strack-Zimmermann einen Tweet ab, der ihr daraufhin um die Ohren fliegen sollte. Mittlerweile hat sie ihn gelöscht.
Strack-Zimmermann erntet Kritik für ihre rasche Anschuldigung
In ihrem Tweet beschuldigte Strack-Zimmermann die Russen. Der Kreml und seine Insassen müssten sich umgehend erklären, meint sie. Das sehen viele Nutzer:innen anders.
screenshot: watson/twitter
Twitter-Nutzer werfen Strack-Zimmermann voreilige Schlüsse vor
"Liebe Frau Strack-Zimmermann, vielleicht warten Sie erst mal die Untersuchungen ab", schreibt ein Nutzer in den Kommentaren. Denn zu diesem Zeitpunkt war noch immer unklar, ob es sich bei den angeblich russischen Raketen nicht um ukrainische Abwehrraketen handeln könnte. "In beiden Fällen wäre es ein Unfall und kein Angriff", führt der Kritiker fort.
So meldeten die USA, dass sie bei dem Raketeneinschlag von ukrainischen Geschossen ausgehen. "Miss Speedy Gonzales" bezeichnet ein Nutzer die FDP-Politikerin. Im Hetzen sei sie unschlagbar. Doch einer hielt zu ihr und meldete sich aus Kiew unter Stromausfall.
Andrij Melnyk springt Strack-Zimmermann bei
"Ich befürchte, nichts wird geschehen, keine ernsthaften Folgen für Russland", kommentiert der ehemalige ukrainische Botschafter Andrij Melnyk den Tweet von Strack-Zimmermann. Der Kreml wird ihm zufolge sagen: "Oh sorry, nicht gewollt, bla-bla." Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz werde diesen Vorfall unter den Teppich kehren. "Wetten, dass?", fragt Melnyk wohl rhetorisch.
Der ehemalige ukrainische Botschafter Andrij Melnyk kommentierte ebenfalls den Tweet von Strack-Zimmermann.Bild: dpa / Michael Kappeler
Strack-Zimmermann rudert zurück und zeigt Einsicht
Mittlerweile heißt es übereinstimmend, dass die USA entsprechende Hinweise und Erkenntnisse habe, dass es sich bei den Raketen um sogenannte S-300-Flugabwehrraketen gehandelt habe. Strack-Zimmermann zeigt Einsicht und postet am Mittwochmorgen: "Ich habe mich auf gestrige Informationen bezogen, die unklarer sind, als sie gestern bei der Übermittlung schienen." Dennoch hat sie auch eine Botschaft an ihre Kritiker:innen.
Es gelte nicht nur für sie, sondern für alle Menschen mit starker Meinung: "Der Ton macht die Musik. Auch bei Kritik, die ich immer gerne annehme", schreibt sie.
Russland und das abgeschottete Nordkorea nähern sich politisch immer weiter an. Im Juni dieses Jahres besuchte der russische Machthaber Wladimir Putin Nordkorea. Es waren 24 Jahre seit seinem ersten Besuch vergangen.