Am Dienstagabend traf mindestens eine Rakete polnisches Gebiet. Nach ersten Medienberichten sollen es zwei gewesen sein. Zwei Menschen sollen getötet worden sein. Der Einschlagsort liegt unweit der ukrainischen Grenze.
Sofort löste der Vorfall eine hitzige Debatte in den sozialen Medien aus. Schließlich ist Polen ein Nato-Mitglied. Der Schuldige war auch schnell gefunden. Der Finger zeigte rasch nach Russland – noch bevor die Fakten feststanden.
Auch für die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann konnten die Raketen nur von den Russen stammen. Kurz nachdem der Vorfall bekannt wurde, setzte Strack-Zimmermann einen Tweet ab, der ihr daraufhin um die Ohren fliegen sollte. Mittlerweile hat sie ihn gelöscht.
In ihrem Tweet beschuldigte Strack-Zimmermann die Russen. Der Kreml und seine Insassen müssten sich umgehend erklären, meint sie. Das sehen viele Nutzer:innen anders.
"Liebe Frau Strack-Zimmermann, vielleicht warten Sie erst mal die Untersuchungen ab", schreibt ein Nutzer in den Kommentaren. Denn zu diesem Zeitpunkt war noch immer unklar, ob es sich bei den angeblich russischen Raketen nicht um ukrainische Abwehrraketen handeln könnte. "In beiden Fällen wäre es ein Unfall und kein Angriff", führt der Kritiker fort.
So meldeten die USA, dass sie bei dem Raketeneinschlag von ukrainischen Geschossen ausgehen. "Miss Speedy Gonzales" bezeichnet ein Nutzer die FDP-Politikerin. Im Hetzen sei sie unschlagbar. Doch einer hielt zu ihr und meldete sich aus Kiew unter Stromausfall.
"Ich befürchte, nichts wird geschehen, keine ernsthaften Folgen für Russland", kommentiert der ehemalige ukrainische Botschafter Andrij Melnyk den Tweet von Strack-Zimmermann. Der Kreml wird ihm zufolge sagen: "Oh sorry, nicht gewollt, bla-bla." Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz werde diesen Vorfall unter den Teppich kehren. "Wetten, dass?", fragt Melnyk wohl rhetorisch.
Mittlerweile heißt es übereinstimmend, dass die USA entsprechende Hinweise und Erkenntnisse habe, dass es sich bei den Raketen um sogenannte S-300-Flugabwehrraketen gehandelt habe. Strack-Zimmermann zeigt Einsicht und postet am Mittwochmorgen: "Ich habe mich auf gestrige Informationen bezogen, die unklarer sind, als sie gestern bei der Übermittlung schienen." Dennoch hat sie auch eine Botschaft an ihre Kritiker:innen.
Es gelte nicht nur für sie, sondern für alle Menschen mit starker Meinung: "Der Ton macht die Musik. Auch bei Kritik, die ich immer gerne annehme", schreibt sie.