Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg spaltet die Gesellschaft mit einem umstrittenen Aufruf.Bild: imago images / Emilie Holtet
International
Vier junge Menschen halten mit ernster Miene Plakate in die Kamera. Die Farben Rot-Schwarz-Grün stechen ins Auge und das bekannte Gesicht einer der jungen Frauen. Es handelt sich um die wohl berühmteste Klimaaktivistin der Welt: Greta Thunberg.
Immer wieder sorgt sie für Aufsehen mit ihren Protestaktionen. Die Bewegung Fridays for Future geht auf die Schwedin zurück. Von den einen wird sie verehrt, von den anderen mit Hass überschüttet. Nun sorgt sie erneut für Furore – allerdings nicht aufgrund einer Demonstration, Blockade oder der Festnahme durch Polizist:innen.
Stattdessen teilt Greta offen ihre Meinung zum Israel-Krieg.
Greta Thunberg spricht sich für Palästina aus
"Heute streiken wir in Solidarität mit Palästina und Gaza", lauten die Worte in Gretas Post auf X, ehemals Twitter. Dabei hält sie ein Plakat mit drei Worten hoch: "Stand with Gaza". Eine Frau neben ihr ist offenbar selbst Jüdin, denn sie protestiert mit dem Aufruf: "Diese Jüdin steht an der Seite von Palästina."
"Die Welt muss ihre Stimme erheben und einen sofortigen Waffenstillstand, Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und alle betroffenen Zivilisten fordern", fordert Greta. Anbei empfiehlt sie einige Konten, auf denen ihre Follower weitere Informationen über die Situation in Gaza finden.
Während einige den Post feiern, überschütten ihn andere mit harscher Kritik. Bereits in den ersten Tagen nach dem Hamas-Terrorangriff auf Israel musste sich Greta auf Social Media der Kritik stellen, dass sie sich nicht zu den brutalen Angriffen auf israelische Zivilist:innen positionierte.
"Teile der Klimabewegung sind gerade dabei, ihre wichtigen Verdienste zum Klimaschutz vollständig in die Tonne zu treten", schreibt etwa Grünen-Politiker Danyal Bayaz auf X. Laut ihm steht Greta diesmal auf der falschen Seite der Geschichte und ist "komplett lost".
Greta Thunberg löst eine hitzige Debatte mit ihrer Stellung zu Palästina aus. Bild: imago images / Thomas Krych
Greta erhielt bereits heftigen Gegenwind, als sie vor einigen Tagen einen Aufruf von der Gruppierung "palestinespeaks" (zu deutsch: "Palästina Spricht") in ihrer Instagram-Story mit ihren etwa 15 Millionen Followern teilte. Darin rief die Organisation zu einem "globalen Generalstreik in Solidarität mit Palästina" auf.
Brisant: Die Organisation "Palästina Spricht" veröffentlichte zuvor bereits einen Spruch, der als Aufruf zur Auslöschung Israels verstanden werden kann. In den Kommentaren ihres jüngsten Posts interpretieren einige Nutzer:innen unter anderem, dass Greta damit indirekt die radikal-islamistische Terrorgruppe Hamas unterstützen würde.
Der stark emotionalisierte, hoch komplexe Konflikt überschattet wohl zunehmend die Grauzone zu Gunsten eines ausgeprägten Schwarz-Weiß-Denkens. Davor warnt etwa Politikwissenschaftler Heinz Gärtner.
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Experte warnt: Nicht alle Palästinenser unterstützen die Hamas
In einem früheren Gespräch mit watson zeigt sich Gärtner besorgt, dass jetzt alle Palästinenser:innen in einen Topf geworfen werden. Der Experte betont: Die Hamas ist kein Vertreter der Palästinser:innen. Im Gegenteil: "Am Ende nimmt die Terrorgruppe Opfer unter den Palästinensern in Kauf als Antwort auf ihre blutigen Angriffe", sagt er.
Denn sie wussten, Israel würde solch ein grausames Blutbad nicht unbeantwortet lassen. Gärtner ist Vorsitzender des Beirates des International Institute for Peace (IIP) und am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Wien tätig.
Expertenstimmen weisen immer wieder darauf hin, dass die Hamas die Zivilbevölkerung als Schutzschild missbrauche. Jüngst trat ein hochrangiger Beamter im US-Außenministerium der Biden-Regierung von seinem Posten zurück, da er die Unterstützung Israels in diesem Ausmaß nicht unterstützen könne. Klar sei aber auch: Israel hat ein Recht darauf, sich zu verteidigen.
Wird ein Staat angegriffen, hat er das Recht zur "Selbstverteidigung". Gegenüber anderen Staaten garantiert das Artikel 51 der UN-Charta. Allerdings muss Israel hierbei die Regeln und die Grenzen, die das humanitäre Völkerrecht vorgibt, einhalten.
Nach der Parlamentswahl in Österreich hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen zunächst offengelassen, wen er mit der Regierungsbildung beauftragen wird.