"Hauptsache ist für mich, dass ich mich nicht an diesen Verbrechen beteilige", sagt ein junger Russe, der vor wenigen Tagen angeblich Fahnenflucht beging. Sein Name soll Maksim Kuzminow sein, mutmaßlich ein russischer Hubschraubpilot.
Laut Medienberichten entschied sich der 28-jährige Kuzminow aus freien Stücken dazu, Russland den Rücken zu kehren. Nach eigenen Angaben habe er lange Zeit Vorbereitungen getroffen und mögliche Fluchtwege ausgekundschaftet – am Ende habe ihm der ukrainische Geheimdienst geholfen.
Kuzminow, der angibt, Mitglied der Militäreinheit 13984, Tschernihiwka, Primorskij Krai gewesen zu sein, packt nun über die Zustände im russischen Militär aus. Dabei teilt er eine besonders kuriose Story über die Katze eines Generals.
In einem Interview teilt der mutmaßliche Pilot die Einzelheiten seiner Flucht. Er habe Dokumente vorbereitet, um die ukrainische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Dann entführte er einen Mi-8-Hubschrauber und flog auf ukrainisches Territorium.
Die Ukrainerin Maria Drutska, die nach eigener Angabe im ukrainischen Verteidigungssektor arbeitet, schreibt auf X, ehemals Twitter: "Der Pilot hatte den Telegram-Kanal der GUR abonniert und beschloss, einen anonymen Chat mit Vertretern des Geheimdienstes zu starten." Dies habe den Beginn der Sonderoperation "Synytsia (Meise)" markiert.
Laut Drutska war die Operation etwa über sechs Monate geplant worden. Als der Pilot die ukrainische Grenze in der Region Charkiw überquerte, spürte er, dass der Hubschrauber mit Handfeuerwaffen beschossen wurde, heißt es. Außerdem seien an Bord noch weitere Vertreter der russischen Streitkräfte gewesen, die jedoch nach der Landung auf ukrainischem Territorium wohl in Richtung russische Grenze geflohen sein sollen.
Laut "Euronews" habe der geflohene Russe eigentlich ein angenehmes Leben gehabt. Er verdiente gutes Geld, besaß zwei Wohnungen. Aber am Ende war wohl sein Gewissen ausschlaggebend. Laut des Berichts sagt Kuzminow: "Ich war mir voll und ganz bewusst, was da geschah. Ich habe für mich entschieden, dass da Kriegsverbrechen begangen wurden und dass ich mich nicht daran beteiligen würde."
In einem Interview wird ihm die Frage gestellt, ob es in Russland Fälle von unlogischen, absurden Einsätzen von Piloten und Flugzeugpersonal gebe. "Es gibt viele solcher Fälle", antwortet Kuzminow. Als Beispiel nennt er den Transport der Katze seines Kommandeurs.
Es habe sich um ein reinrassiges Tier gehandelt, erinnert sich Kuzminow. Wertvoll genug, um sie mit zwei Teams in zwei Militärhelikopters von Rostow am Don nach Jeisk im Gebiet von Krasnodar zu transportieren. Das wären laut Google Maps etwa fünf Stunden Autofahrt.
"Der Mi-8 flog und der Mi-24 gab Deckung", erklärt er die Operation "Katzentransport". Aber warum, will sein Gesprächspartner wissen. "Es wäre schade um die Katze", antwortet der Russe mit einem Schmunzeln. Er fügt hinzu, dass sechs Soldaten für diesen "Auftrag" im Einsatz waren. Der Flug habe etwa eine Stunde gedauert und viel Treibstoff verbraucht.
Diese Geschichte kann unabhängig nicht überprüft werden. Allerdings soll der nun übergelaufene russischer Pilot eine Prämie von einer halben Million US-Dollar (rund 463.000 Euro) erhalten.
Der ukrainische Militärgeheimdienstsprecher Andrij Jussow sagt im Fernsehen, dass das Geld in der Landeswährung Hrywna ausgezahlt werde. Er rief andere russische Militärangehörige auf, dem Beispiel zu folgen. Seit Tagen berichten die ukrainischen Medien über den Fall des 28-jährigen Piloten, der immer wieder öffentlich auftritt.