"Stadtbild"-Debatte: Grünen-Politikerin rudert nach Döner-Post zurück
"Stadtbild" und "Töchter" – vor etwas mehr als einer Woche wären diese Worte noch mit wenig anderem als ihrer eigentlichen Bedeutung assoziiert worden. Doch jetzt ist die Lage anders.
Beides – das deutsche Stadtbild sowie deutsche Töchter – sieht Kanzler Friedrich Merz als bedrohte Existenzen an. Die Gefahr, das implizierte Merz sehr eindeutig in zwei Aussagen, gehe von Migrant:innen aus, vorrangig irregulären. Doch genau da liegt eins der Probleme: Wie erkennt Merz, wenn er durch die Städte Deutschlands wandert, wer ein irregulärer Zuwanderer ist?
Oder schmeißt er womöglich alle Nicht-Weißen Menschen – unabhängig ihres legalen Status sowie ihrer Staatsangehörigkeit – in ein und denselben Topf?
Seit mehr als einer Woche wird Merz nun dafür kritisiert, dass er erst suggerierte, Probleme im "Stadtbild" würden durch Abschiebungen gelöst werden und dann nachlegte, dass deutsche "Töchter" Angst vor den gleichen Leuten hätten (wer auch immer damit nun gemeint sein soll).
Auch am Mittwoch rissen die Debatten der Merz-Kritiker:innen und -Verteidiger:innen in Medien und auf Plattformen nicht ab. Grünen-Abgeordnete Katrin Göring-Eckardt leistete sich dabei einen Fauxpas und ruderte anschließend zurück.
Merz-Kritik prallt zurück: Grünen-Politikerin für Döner-Post kritisiert
Göring-Eckardt, die in der Vergangenheit Fraktionschefin der Grünen im Bundestag sowie Bundestagsvizepräsidentin war, postete am späten Dienstagabend zu der Debatte ein Foto eines Döners auf X. Dazu schrieb sie kryptisch: "Ich hatte heute Stadtbild. Töchter waren keine."
Doch das intendierte Feedback blieb daraufhin aus. Stattdessen kritisierten gleich mehrere User:innen, dass Göring-Eckhardt, ob gewollt oder ungewollt, Migrant:innen oder speziell Türk:innen auf einen Döner reduziert.
So schreibt ein User:
Andere User:innen pflichten bei oder weisen darauf hin, dass die knappe Caption des Posts unverständlich ist.
Göring-Eckardt: Grünen-Politikerin rudert nach Post zurück
Anschließend sah sich Göring-Eckardt zu einer Klarstellung gezwungen. Am Mittwoch legte sie auf X nach, dieses Mal mit einem sehr viel längeren Statement. Als Begründung für ihre Ausführungen schrieb die Grünen-Abgeordnete: "Twitter dreht etwas durch."
Es sei ihr nicht darum gegangen, "Menschen auf irgendwas zu reduzieren", sondern darum, "auf Realitäten hinzuweisen". Göring-Eckardt gab sogar zu: "Man konnte meinen Post missverstehen." Gleichzeitig mahnte sie, "andere Perspektiven in dieser Debatte zuzulassen und die Großstadtblasen mal zu weiten".
Ihr Blick in dem Erklär-Post richtete sich vor allem in den Osten. In einer dortigen Provinz habe sie das Döner-Bild auch aufgenommen. In vielen solcher ostdeutschen Provinzen gäbe es laut Göring-Eckardt ohne "den einen Döner-Imbiss im Ort" kaum mehr Treffpunkte.
Die Betreiber:innen würden eine wichtige "Anlaufstelle" schaffen und sich vor diesem Hintergrund fragen, ob sie – sowie ihre Töchter – von Merz mitgemeint seien.
Dennoch nahmen nicht alle User:innen unter diesem Post Göring-Eckardts Erklärung ernst. In einem Kommentar wurde etwa der Wunsch geäußert: "Einfach mal zugeben, dass der Take nicht besonders schlau war und man selbst vielleicht auch nicht ganz frei von Stereotypen ist."