
Beim Netzwerktreffen Frauen100 Politics-Dinner hat Grünen-Chefin Ricarda Lang über die Frauen im Iran gesprochen.Bild: dpa / Fabian Sommer
International
01.12.2022, 17:5101.12.2022, 17:51
Noch immer gehen die Menschen im Iran auf die Straße, um für ein freieres und selbstbestimmteres Leben zu protestieren. Der Sicherheitsapparat des Regimes greift mit voller Härte durch. Mittlerweile sollen, nach Einschätzungen von Menschenrechtsaktivist:innen, mindestens 450 Demonstrant:innen getötet und knapp 18.000 verhaftet worden sein.
Weltweit solidarisieren sich Menschen mit den Protestant:innen – und auch beim Treffen des Netzwerks Frauen 100 war die angehende Revolution Thema. Eine dieser Frauen ist die Grünen-Chefin Ricarda Lang. Mit klaren Worten macht sie in ihrer Rede deutlich, was die Proteste weltweit bedeuten.
In einem Interview sei Lang gefragt worden, ob für sie jetzt im Vergleich mit den Frauen im Iran, Debatten, die in Deutschland geführt würden, irrelevant seien. Sie erklärt, dass damit die Gender-Pay-Gap und die Frauenquote gemeint gewesen seien. "Ich kann nicht für die Frauen im Iran sprechen", stellt Lang klar und fährt fort:
"Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sagen würden: 'Hört ihr mal auf, für Gleichberechtigung einzustehen, weil jetzt reicht es mal bei euch. Jetzt geht es um die echten Frauen.'"
Die Losung, Frau, Leben, Freiheit sei universell, macht Lang deutlich. In manchen Teilen der Welt werde dieser Grundsatz viel härter angegriffen – "aber in wenigen Teilen ist er wirklich vollendet", sagt Lang. Die Grünen-Chefin hat sich auch vor der Veranstaltung mit den Frauen im Iran solidarisiert.

Seit Ende September sind die Menschen im Iran auf der Straße – Auslöser der Proteste war der Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini.Bild: AP
Das Netzwerk Frauen 100 nennt sich selbst eine feministische Plattform. Bei Netzwerkveranstaltungen treffen sich Frauen aus unterschiedlichen Bereichen, um sich über Themen auszutauschen, die für Frauen besonders relevant sind.
Neben Lang waren an dem Abend auch die Menschenrechtsaktivistin Düzzen Tekkal, die ehemalige Digitalministerin Dorothee Bär (CSU) oder auch SPD-Chefin Saskia Esken im Adlon-Hotel in Berlin anwesend.
Esken erinnerte in ihrer Rede an vergangenen beiden Protestwellen – 2009 und 2019 – die beide schnell und blutig niedergeschlagen wurden. "Dieses Mal muss es anders sein", machte Esken deutlich. "Deshalb müssen wir hinsehen!"
Am Freitag sollten drei neue Verfassungsrichter:innen gewählt werden. Nach dem schwelenden Konflikt der vergangenen Tage ist die Wahl nun geplatzt. Das geht zu einem großen Teil auf die Kappe der Union und sendet ein fatales Zeichen.
Die Wahl der neuen Verfassungsrichter:innen sollte dieses Mal ein großes Thema werden. Das war seit dem Ausgang der Bundestagswahl klar: Alle Kandidat:innen müssen vom Bundestag mit Zweidrittelmehrheit bestätigt werden, wobei zum allerersten Mal die AfD hätte entscheidungstragend sein können – die schwarz-rote Regierung hat keine Mehrheit. Nicht einmal mit den Grünen.