In der Nacht von Donnerstag auf Freitag (03.00 Uhr MESZ; 20.00 Uhr Ortszeit) treffen die beiden Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Joe Biden im dritten und letzten TV-Duell aufeinander. Nach dem chaotischen ersten Duell gelten nun neue Regeln: Zu jedem der sechs Themenkomplexe dürfen die beiden zunächst zwei Minuten Stellung nehmen. Das Mikro des anderen bleibt dabei stumm. Das kündigte die zuständige Kommission am Montag an. Diese Maßnahme solle eine "zivilisierte Debatte befördern" und verhindern, dass sich Trump und Biden ständig ins Wort fallen.
Die zweite Debatte, die für vergangene Woche geplant war, wurde nach Trumps Corona-Infektion abgesagt. Der Amtsinhaber liegt weniger als zwei Wochen vor der Wahl am 3. November in Umfragen hinter seinem demokratischen Herausforderer. Das finale Duell dürfte für ihn eine der letzten Gelegenheiten sein, unentschlossene Wähler für sich zu gewinnen.
Die erste TV-Debatte Ende September war vor allem wegen Trumps ständiger Unterbrechungen ins Chaos abgeglitten. Die Zuschauerinnen und Zuschauer dürften daher gespannt sein, wie sich der Präsident nun präsentieren wird. Viele hoffen auf mehr Gesprächskultur und Inhalte. Dabei wird Trump vor allem auf drei Themen setzen.
Ein Thema, das Trump definitiv unterbringen will, sind die zuletzt erneut aufgekommenen Korruptionsvorwürfe gegen Joe Biden. Der Sprecher von Trumps Wahlkampfteam, Tim Murtaugh, sagte am Mittwoch im Sender Fox News über den Demokraten: "Er erlaubte seinem Sohn, durch die Welt zu reisen und Zugang zu ihm zu verkaufen, während er Vizepräsident der Vereinigten Staaten war." Trump werde Biden beim TV-Duell fragen, ob dieser "durch die kommunistischen Chinesen kompromittiert ist".
Biden wies die Vorwürfe gegen sich und seine Angehörigen zurück. "Es ist der letzte Versuch in dieser verzweifelten Kampagne, mich und meine Familie zu verleumden", sagte er dem Sender WISN. Bei den Vorwürfen, die keinerlei Grundlage hätten, handele es sich um "Müll".
Hintergrund sind fragwürdige Auslandsgeschäfte von Sohn Hunter Biden, vor allem in der Ukraine und in China. Das "Wall Street Journal" schrieb am Mittwoch in einem Kommentar, Joe Biden schulde den Wählern Antworten, statt die Vorwürfe pauschal abzutun. Das gelte besonders mit Blick auf mögliche frühere Geschäfte seines Sohnes mit China.
Der Kampf gegen die Corona-Pandemie wird auch im dritten TV-Duell Thema sein. Trump hatte das Virus nach seiner durchgemachten Corona-Infektion erneut verharmlost und sich bereits wenige Tage nach seiner Einlieferung in das Krankenhaus als Virus-Besieger inszeniert.
Bei einer Wahlkampfveranstaltung Anfang Oktober behauptete Trump, nun lebenslang immun zu sein. "Sie hassen es, es zuzugeben, weil ich es hatte", schrie er den Leuten entgegen. Früher habe es stets geheißen, dass nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung lebenslange Immunität bestehe, behauptete Trump. Experten gehen davon aus, dass Menschen nach einer Corona-Infektion vermutlich immun sind – für wie lange und wie absolut ein Schutz existiert, ist aber noch unklar.
Es ist zu erwarten, dass Trump auch sein Versprechen nach einem Corona-Impfstoff zum Ende des Jahres wiederholen wird. Experten halten das für unrealistisch. Biden versprach dagegen, mehr und kostenfreie Corona-Tests zur Verfügung zu stellen. Er hatte die Corona-Politik des Präsidenten immer wieder kritisiert und ihm vorgeworfen, weiterhin "nichts" gegen die Corona-Pandemie zu unternehmen. Trump versicherte dagegen, die USA seien "dabei, über den Berg zu kommen".
Ein weiteres Streitthema wird "Nationale Sicherheit" sein. Nach den Ausschreitungen bei Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt hatte Trump immer wieder betont, die Demonstranten seien eine Gefahr für die nationale Sicherheit und sie als "radikale Linke" und "Anarchisten" bezeichnet. Außerdem beschuldigte er die von Demokraten geführten Stadtregierungen, die Ausschreitungen nicht in den Griff zu bekommen und damit das Land zu zerstören.
Auf die "Law and Order"-Rhetorik, mit der er versucht, Angst bei weißen Wählern zu schüren, wird er wohl auch im anstehenden TV-Duell setzen. Joe Biden beschuldigte er, sich der Forderung der Demonstranten, der Polizei die Finanzierung zu entziehen, anzuschließen. Tatsächlich vertreten die Demokraten diese Forderung nicht, sprechen sich aber für eine Reform der Polizei aus.
Auch von mehreren deutschen Fernsehsendern wird das Duell live übertragen. So sendet die ARD ab 2.40 Uhr früh einen "Weltspiegel extra: Das TV-Duell". Phoenix überträgt ab 2.45 Uhr unter "phoenix vor ort" den Schlagabtausch. Der Nachrichtensender "Welt" schaltet sich von 2.50 Uhr bis 4.35 Uhr zu. Auch ntv überträgt ab 3.00 Uhr die Debatte. Einordnende Analysen der Sender ergänzen die Berichterstattung.
(lau/mit Material von afp und dpa)