Eins ist bereits sicher: Die Menschen wollen Carola Rackete offensichtlich helfen. Klar, auf Social Media wütet der übliche rechte Shitstorm gegen die Hilfsarbeit der Kapitänin des Rettungsschiffs "Sea-Watch 3", vor allem AfD-nahestehende Accounts und neurechte Medien nutzen die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Schicksal der inhaftierten Rackete, um die "Flüchtlingsdebatte" als solche wieder heauszukramen.
Die Zahlen aber sprechen eine klare Sprache.
Der Spendenaufruf von Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf hat in Deutschland mittlerweile mehr als 700.000 Euro eingebracht. Mehr als 26.000 Menschen spendeten.
Auch in Italien hat eine Spendenaktion über 410.000 Euro eingebracht. Interessanterweise stecken dort keine prominenten Fernsehstars hinter dem Aufruf, sondern offenbar vor allem italienische antifaschistische Gruppen rund um den "Rete Nazionale Antifascista" – also das "italieniasche antifaschistische Netzwerk".
Auf Nachfrage bestätigte das Netzwerk, das Fundraising mit zu organisieren und voll und ganz hinter der Kapitänin zu stehen. "Sie kann uns jederzeit anrufen", sagte ein Sprecher und fügte hinzu:
"Wir werden Carola nicht mit den Faschisten alleine lassen"
Was passiert jetzt eigentlich mit dem Geld?
Eine Million Euro, die Böhmermann, Klaas und die Gruppe in Italien gesammelt haben, erscheinen viel für das Rechtsverfahren gegen eine Kapitänin – von dem bisher noch nicht einmal richtig sicher ist, ob es tatsächlich stattfindet. Heute soll Rackete voraussichtlich zum ersten Mal einem Richter präsentiert werden. Wie sich ihr Fall entwickelt, ist noch gänzlich ungewiss, auch, ob der politische Druck der deutschen Regierung Auswirkungen haben wird.
Was plant die Organisation "Sea-Watch" also mit dem unverhofften finanziellen Support?
"Das kommt ganz darauf an, wo das Geld genau gelandet ist", sagt Sprecher Chris Grodotzki von den Seenotrettern gegenüber watson. Ein Großteil der Spenden befinde sich jetzt im "Sea-Watch-Rechtshilfefonds".
Grodotzki erklärt dazu:
"Auch wenn Carola jetzt frei käme, laufen ja weiterhin ein oder mehrere Verfahren gegen sie, die finanziert werden wollen."
watson
Sea-Watch scheint dabei mit einem Puffer zu planen, was kommende Verfahren betrifft. "Wir machen uns wenig Illusionen, dass in Zukunft nicht potenziell weitere Rechtskosten auf uns oder andere zivile Seenotretter*innen zukommen", sagt Grodotzki. Dazu gehöre etwa die "Iuventa 10". Dafür könne man das Geld gut gebrauchen.
Lest hier noch einmal unsere Geschichte zum Thema:
In einen zweiten Topf wandern Spenden, die nicht zweckgebunden abgegeben wurden. Hier spricht der Sea-Watch-Sprecher die Möglichkeit an, einen Ersatz für das beschlagnahmte Schiff "Sea-Watch 3" zu besorgen, dem die Niederlande (dort ist das Schiff registriert) noch zusätzlich die Zulassung enziehen wollen.
Grodotzki sagt:
"Insofern müssen wir uns da vielleicht bald auch nach Alternativen umsehen. Und je besser die Finanzierung, desto besser die Einsatzmittel."
watson
Auch hier sei finanzielle Kooperation wichtig, weil auch Partner-Organisationen immer wieder finanzielle Hürden zu bewältigen hätten. Wer also jetzt der "Sea Watch" gespendet hat, könnte demzufolge auch andere Organisationen unterstützen, die im Mittelmeer Flüchtende retten wollen.
Strukturelle Stärkung der Seenotrettung?
Das alles klingt, als würde die öffentlichkeitswirksame Inhaftierung von Carola Rackete und die anhaltende Solidariät der Spender dazu führen, die Seenotrettung strukturell zu stärken. Die italienische Regierung rund um Matteo Salvini wollte sicher das Gegenteil, nämlich ein Exempel an ihr statuieren. Es sieht nicht so aus, als ob das funktioniert hätte.
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