Das politische Thema Nummer eins in den USA sind aktuell die Wahlen. Kurz vor den Präsidentschaftsvorwahlen im Bundesstaat New Hampshire erhalten zahlreiche Menschen eigenartige Anrufe. Und zwar vom US-Präsidenten höchstpersönlich.
Das zumindest wollen diejenigen glauben machen, die diese Anrufe organisieren. In den Gesprächen rät die angebliche Stimme von Joe Biden den Menschen, nicht an den Vorwahlen in New Hampshire teilzunehmen. Offenbar handelt es sich dabei um Anrufe, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) generiert werden. Nun steigt die Sorge durch Wahlbeeinflussung durch KI vor der US-Wahl 2024. Ein Politiker meldet sich mit einem Brandbrief an das Justizministerium.
Eine Aufnahme eines solchen Anrufs liegt dem Sender CBS vor. Er berichtet von dem Inhalt des Gesprächs. So solle man die eigene Stimme bei den Wahlen lieber "aufsparen", lieber bis November warten. "Die Abstimmung an diesem Dienstag hilft den Republikanern nur dabei, Donald Trump erneut zu wählen", heißt es demnach in dem Anruf. Erst bei der Präsidentschaftswahl am 5. November mache die Stimme wirklich einen Unterschied.
Wer genau dahinter steckt, ist unklar. Das Wahlkampfteam von dem ehemaligen US-Präsidenten Trump teilte CBS News auf Anfrage mit, bei den Fake-Anrufen nicht die Hände im Spiel gehabt zu haben. Nicht nur Bidens Stimme wurde gefälscht, auch die Absender-Information wurde gefakt. So kam der Anruf angeblich von einem politischen Komitee von Bidens Demokratischer Partei. Dies teilte die Generalstaatsanwaltschaft von New Hampshire laut der Nachrichtenagentur dpa mit.
Die Meldungen über die Wahlbeeinflussung mithilfe KI löst große Sorge auch über die Grenzen von Hampshire hinaus aus. Am Montag hat etwa ein besorgter Politiker einen Brandbrief an das Justizministerium geschickt. Der Demokrat Joseph D. Morelle vertritt den 25. Distrikt des Bundesstaats New York im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten. Sein Brief geht aktuell auf der Meta-Plattform Threads viral.
Darin nimmt er Bezug auf die mysteriösen Anrufe in New Hampshire und schreibt: "Ich bin zutiefst besorgt über die potenziellen Auswirkungen, die von künstlicher Intelligenz (KI) generierte Inhalte auf unsere Wahlen haben können, ja bereits haben."
Mit Blick auf die Fake-Anrufe sagt der Politiker, dass er beunruhigt sei, wie unbekannte Parteien versuchten, die Wähler:innen in New Hampshire zu verwirren und zu entrechten. In Anbetracht dessen stellt er eine klare Forderung in dem Brief:
Dieser "eindeutige Versuch", die Vorwahlen in New Hampshire zu stören, erfordere eine gründliche Untersuchung und eine energische Reaktion der Bundesbehörden. Denn weitere Angriffe der KI müssten verhindert werden, um die Demokratie zu schützen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Fake-Anrufe in den USA die Wahlen beeinflussen. Wie die "Washington Post" schreibt, habe es bereits im Jahr 2020 eine Flut von falschen Anrufen und Textnachrichten gegeben. Auch damals war die Botschaft, dass die Wähler:innen lieber zu Hause bleiben sollten. Schuldige wurden damals allerdings nicht gefunden.
Die Manipulation durch KI wird in den kommenden Jahren wohl ein immer größeres Thema bei Wahlkämpfen weltweit, aber auch bei der politischen Meinungsbildung spielen. Die Technologie wird besser und es wird immer schwieriger, echt von unecht zu unterscheiden. Online sei es relativ einfach, mit einer "Armee aus Bots" falsche Informationen an viele Leute zu verteilen, sagte der amerikanische Politikexperte Ian Bremmer am Montag im US-Sender CNBC.