Nachdem Metzger in Frankreich zunehmend zum Ziel von Angriffen offenbar militanter Veganer wurden, hat die französische Polizei ihnen jetzt Unterstützung zugesichert.
Seit über einem Jahr ereignen sich nächtliche Angriffe auf Käsereien, Fischläden, Restaurants und Metzgereien. Scheiben wurden eingeworfen und die Läden mit Parolen beschmiert ("Milch ist Vergewaltigung", "Mörder", "Go Vegan").
Die Stimmung war so angeheizt, dass die Gewerkschaft der Metzger zuletzt sogar den Innenminister des Landes um Schutz bat. Den scheinen sie jetzt zu bekommen.
Wir erklären den ganzen Eklat in Kurzform.
Seit über einem Jahr kommt es in Frankreich zu Angriffen auf Nicht-Vegane Läden. Dabei handelt es sich vorrangig um Vandalismus: Eingeschlagene Fenster und Graffiti an den Scheiben.
Für die Ladenbesitzer eine Katastrophe. In den vergangenen Fällen wurden nämlich besonders Einzelhändler Ziel der Attacken.
So wie die Besitzer einer Käserei in Lyon, die sich nach einem Angriff zu Wort meldeten:
Im nordfranzösischen Lille waren im Frühjahr eine Metzgerei und ein Fischgeschäft verwüstet worden, die Schaufenster anderer Läden wurden mit falschem Blut bespritzt. Die Inhaber machen ebenfalls militante Veganer verantwortlich.
In der Nacht auf Dienstag um drei Uhr sollen mehrere Aktivisten die Scheiben eines Metzgers in Yvelines eingeschlagen und das Geschäft mit den Worten "stop spécisme" (sinngemäß: Stoppt die Diskriminierung anderer Spezien) beschmiert haben, das berichtete der "parisien".
Am vergangenen Montag reichte es der Fleischern. In einem öffentlichen Brief an Innenminister Gérard Collomb, bat der Metzger-Gewerkschaftschef Jean-François Guihard um Hilfe des Staates.
Die 18.000 Vertreter des Berufstandes bekämen die "Folgen des Medienhypes um die vegane Lebensart" zu spüren, heißt es in dem Schreiben.
Er sei "schockiert", dass ein Teil der Bevölkerung "der großen Mehrheit ihre Lebensart - um nicht zu sagen ihre Ideologie - aufdrängen will".
Sein Ziel? Ein Treffen mit dem Innenminister, um seine Bedenken vorzutragen und "dass wir in Ruhe arbeiten können. Dass die Franzosen essen dürfen, was sie wollen."
Als Reaktion auf das Hilfegesuch der Gewerkschaft meldete sich "269 Life France" zu Wort, eine vegane Vereinigung:
"Die wahren Opfert sind nicht die Vitrinen, die aus ersetzbarem Glas gemacht sind (...). Die Opfer der Unterdrückung sind die Tiere, deren zerstückelte Körper in den Schaufenstern ausgestellt werden. (...) Veganismus ist nicht extrem (...), was extrem ist, ist die Entscheidung, mit Organen zu handeln, sensible Wesen zu töten und zu konsumieren, obwohl wir andere Möglichkeiten hätten."
Im Internet reagierten viele Veganer aber auch mit Unverständnis. Tenor: Die militanten Aktionen würden ihrer Bewegung mehr schaden, als nützen.
Der prominente französische Tierschützer, Sébastian Arsac, sagte gegenüber CNN, dass er die Aktivisten "sehr nervig" fände. "Ich verstehe, warum diese Angriffe als vernichtend empfunden werden", sagte er weiter. Schließlich wären die betroffenen Geschäfte oft traditionelle Familienunternehmen.
Die französischen Metzger haben jetzt tatsächlich Unterstützung von der Polizei zugesichert bekommen.
Am Dienstag trafen sich Berater des Innenministers eine Stunde lang mit Jean-François Guihard, der sich danach zufrieden zeigte: "Ich denke, dass die Straflosigkeit aufhören wird", sagte er.
Die Berater hätten "wirklich genau zugehört". Der Minister selbst nahm nicht teil. "Wir haben niemals verlangt, vor jedes Geschäft einen Polizisten zu stellen", fügte Guihard hinzu. "Aber die Berater des Ministers haben uns versichert, dass die Präfekturen in den Verwaltungsbezirken das Nötige bei der örtlichen Polizei und Gendarmerie veranlassen werden", sagte er.
(mit afp/dpa)