Indiens Oberstes Gericht hat am Donnerstag ein Gesetz aus der Kolonialzeit gekippt, das Homosexualität unter Strafe stellt. Das berichten mehrere Medien, unter anderem die New York Times.
Im Kern war es um den Paragraphen 377 gegangen, ein Relikt der britischen Kolonialgesetzgebung aus den 1860er Jahren. Es bestraft Homosexualität als "Geschlechtsverkehr wider die Natur" mit dem Höchststrafmaß lebenslänglicher Haft. Ein örtliches Gericht in Neu Delhi hatte Homosexualität im Jahr 2009 zwar gewissermaßen legalisiert. Das Oberste Gericht führte nach Beschwerden religiöser Gruppen die Strafbestimmungen 2014 aber wieder ein.
In einem anderen Bereich zeigte sich Indiens Oberstes Gericht liberaler. Nur einen Monat nach der umstrittenen Entscheidung zum Verbot gleichgeschlechtlichen Geschlechtsverkehrs erkannten die Richter Transsexuelle offiziell als drittes Geschlecht an.
Seit 2016 wurden mehrere Anträge für die Abschaffung des Paragraphen 377 eingereicht, seit Juli hat das Oberste Gericht diese angehört. Religiöse Gruppen laufen Sturm dagegen.
Offiziellen Statistiken zufolge wurden 2016 insgesamt 2187 Fälle "unnatürlicher Vergehen" registriert. Sieben Menschen wurden verurteilt.
Gleichgeschlechtlicher Sex ist besonders in den ländlichen Gebieten Indiens ein Tabu-Thema. Homophobie ist weit verbreitet, einige sehen Homosexualität nach wie vor als Geistesstörung an. Etwa jede dritte lesbische Frau hat einer neuen Umfrage zufolge körperliche Misshandlungen und Vergewaltigungen durch Verwandte erlitten.
(pbl/afp)