Deutschland hat in der EU verhindert, Russland bereits jetzt aus dem internationalen Zahlungssystem Swift auszuschliessen. Nun werden Stimmen aus den eigenen Partei-Reihen laut.Bild: imago images / NICOLAS MAETERLINCK
International
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) stößt mit
seinem Nein zu einem Ausschluss Russlands aus dem
Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift in der eigenen Partei auf
Widerstand. Die Juso-Vorsitzende Jessica Rosenthal forderte am
Samstag, den Weg für diese besonders scharfe Sanktion frei zu machen.
"Wir dürfen nun nicht davor zurückschrecken, alle Sanktionsmittel zu
verhängen, die uns zur Verfügung stehen. Dazu gehört auch der
Ausschluss Russlands aus Swift", sagte die Chefin des
SPD-Jugendverbandes der Deutschen Presse-Agentur. "Damit können wir
der russischen Regierung richtig wehtun. Wir sollten hier der
Forderung unserer osteuropäischen Partnerländer nachkommen." Die
Jungsozialisten stellen 49 der 206 Bundestagsabgeordneten der SPD,
also etwa ein Viertel.
Europäischer Rat beschließt neues Sanktionspaket gegen Russland
In der Nacht zu Samstag ist ein umfassendes Sanktionspaket der EU
in Kraft getreten, das die Bereiche Energie, Finanzen und Transport
sowie Exportkontrollen für bestimmte Produkte umfasst. Außerdem
sollen die Vermögen des russischen Präsidenten Wladimir Putin und des
russischen Außenminister Sergej Lawrow im Ausland eingefroren werden.
Der Ausschluss Russland aus Swift ist allerdings noch nicht
enthalten. Er gilt als schärfstes Sanktionsschwert, weil damit
russische Banken praktisch vom globalen Finanzsystem abgeschnitten
würden.
Beim EU-Gipfel am Donnerstag hatte Deutschland einen solchen
Schritt abgelehnt. Auch Italien, Österreich, Ungarn und Zypern wurden
bisher zu den Gegnern gezählt. Italien, Österreich und Zypern haben
den Widerstand allerdings inzwischen aufgegeben. Scholz hatte am
Donnerstag gesagt, man müsse noch Sanktionsmöglichkeiten zurückhalten
"für eine Situation, wo das notwendig ist, auch noch andere Dinge zu
tun". Welche Situation er meint, sagte Scholz nicht.
Rosenthal fordert härtere Gangart
Rosenthal sagte, die beschlossenen Sanktionen seien zwar "ein
guter erster Schritt". Er reicht ihrer Ansicht nach aber nicht aus.
"Wir haben es jedoch mit einem Angriffskrieg zu tun. Erst vergangene
Nacht haben Putins Truppen versucht, Kiew einzunehmen", sagte die
Juso-Vorsitzende zur Begründung. "Unsere Solidarität mit der Ukraine
steht außer Frage, doch den Worten müssen unmissverständliche Taten
folgen."
(abd / dpa-afp)
Schon seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hat die Diskussion um die Wehrpflicht wieder Fahrt aufgenommen. Die Ampel änderte während ihrer Regierungszeit nichts am aktuellen System. Durch die Neuwahlen könnten aber bald schon wieder junge Menschen verpflichtet werden.