New York wählt neuen Bürgermeister: Wie Zohran Mamdani die Gen Z begeistert
Ein neues Gesicht prägt die Straßen von New York: Plakate mit dem lächelnden Mann zieren die Straßen, Slogans, die an Protestbewegungen erinnern, unzählige Freiwillige, die an Türen klopfen wie einst für Obama.
Doch diesmal geht es nicht nur um einen Wahlsieg, sondern um eine Bewegung, die das politische System herausfordert – mit ihrem Zentrum im Stadtteil Queens.
Der Kandidat dieser Bewegung ist Zohran Mamdani, Sohn ugandisch-indischer Einwanderer, Mitglied der Democratic Socialists – und Hoffnungsträger vieler, die sich in der Politik lange übersehen fühlten. Mamdani will Bürgermeister von New York werden. Dabei erhält er Unterstützung nicht nur aus der Millionenmetropole, sondern aus der ganzen Welt.
Unter den Anhänger:innen befindet sich auch Vivian Wilson – Elon Musks Tochter, die sich von ihrem transfeindlichen Vater losgesagt hat.
"Zohran verlässt sich nicht einfach darauf, nur zu sagen: 'Lasst uns New York besser machen'", erklärt die 21-Jährige gegenüber watson. Stattdessen setze er sich für eine "greifbare" Gesetzgebung ein, "die den New Yorker:innen zugutekommen würde".
Aktuell herrsche ein System, das "sich verrenkt, um einigen wenigen zu dienen – und dabei die vielen opfert". Das wolle Mamdani ändern, deshalb sei er "der beste Kandidat für diesen Posten – wegen seiner politischen Inhalte, nicht nur wegen seiner Persönlichkeit oder vager Ideale", erklärt sie.
Zentrales Thema von Mamdanis Kampagne waren die hohen Lebenshaltungskosten in der Metropole. Viele Menschen könnten sich "nicht mehr leisten, hier zu leben", erläutert Michael Magazine vom Sunrise Movement. Die Klimagerechtigkeitsbewegung gehört zu den frühen Unterstützern des linken Bürgermeister-Kandidaten.
Mamdani wirbt zudem mit einer Vision für eine gerechtere und lebenswertere Stadt. Er fordert kostenloses Busfahren, ein Mietmoratorium und fünf städtische Supermärkte, um die Grundversorgung zu sichern.
Außerdem verspricht er kostenlose Kinderbetreuung und 200.000 neue bezahlbare Wohnungen. Der Mindestlohn soll bis 2030 auf 30 Dollar steigen. Finanziert werden soll das durch höhere Steuern für Konzerne und Spitzenverdiener:innen.
Gen Z feiert Mamdani auf Social Media
Neben der sozialen Programmatik ist Mamdanis Social-Media-Auftritt maßgeblich für seinen Erfolg. Dort präsentiert er sich nahbar und nimmt sich selbst nicht allzu ernst.
Der Ursprung seiner selbstironischen Strategie liegt in einem Video, das er im Dezember 2024 mit der Influencerin und Comedian Cassie Willson aufnahm. Es war das erste seiner Art. Seitdem nahm er Hunderte Videos mit reichweitenstarken Unterstützer:innen auf. Ein Problem zu Beginn: "Ehrlich gesagt kannte ihn kaum jemand – ich hatte sogar mehr Follower", erzählt Cassie Willson gegenüber watson.
Mamdani sei "ein Millennial mit einer strahlenden, magnetischen Ausstrahlung". Sie habe Teil der Kampagne "sein müssen", weil er so "einzigartig" sei.
Mittlerweile kommt Mamdani bei Instagram und Tiktok auf 6,2 Millionen Follower:innen. Zum Vergleich: Sein Konkurrent Andrew Cuomo bringt es nur auf knapp 250.000. Follower:innen.
"Die Menschen wollen unterhalten werden. Wir sind alle so ermüdet von langweilenden Politiker:innen, die klingen wie Roboter", meint Cassie Willson.
New Yorker Juden sind sich uneins wegen Mamdanis Positionen
Viele New Yorker:innen blicken dennoch mit Sorge auf einen möglichen Sieg Mamdanis. Besonders aus Teilen der jüdischen Community kommt Kritik. Über 1000 Rabbiner warnten in einem offenen Brief vor einer Wahl des 34-Jährigen. Grund ist dessen pro-palästinensische Haltung.
Mamdani erfährt aber auch Unterstützung aus der jüdischen Community. Sein ehemaliger Konkurrent Brad Lander, der in den demokratischen Vorwahlen lediglich elf Prozent der Stimmen erhielt, sagte: "Wir sind uns nicht in allem einig, was Israel und Palästina betrifft. Aber ich glaube fest daran, dass er jüdische New Yorker:innen und unsere Rechte schützen wird".
Rund 960.000 New Yorker:innen sind jüdisch. Mamdani selbst nimmt daher die Sorgen aus der Gemeinschaft ernst. Gegenüber ABC News betonte er, stets deutlich gemacht zu haben, "dass es in dieser Stadt und in diesem Land keinen Platz für Antisemitismus gibt." Er freue sich darauf, Bürgermeister für alle jüdischen New Yorker:innen zu sein.
Innerhalb der jüdischen Community ist die Unterstützung Mamdanis auch eine Generationenfrage, wie der "Guardian" berichtete. Demnach planen rund zwei Drittel der jüdischen New Yorker:innen unter 44, Mamdani zu unterstützen – im Gesamtdurchschnitt der Befragten waren es 43 Prozent.
Gen Z wird durch Mamdani mobilisiert
Insgesamt fällt auf: Mamdani erreicht eine politische Mobilisierung der jungen Generation. Musks Tochter Vivian Wilson zufolge befindet sich die Gen Z in den USA in einer "ungewöhnlichen politischen Dynamik". Einerseits werde ihre Generation "von Bigotterie und der sogenannten Alternativ-Rechten-Pipeline verführt". Andererseits:
Für viele junge Linke, so Wilson weiter, sei Mamdani "erfrischend" in einer Demokratischen Partei, die mehrheitlich "unfähig oder unwillig ist, dem Rechtsruck entgegenzutreten".
Mit seiner klaren Sprache, seiner Nahbarkeit und seiner konsequent antikapitalistischen Haltung biete er eine glaubwürdige Alternative zum Status-Quo. "Statt bloß Unzufriedenheit zu spiegeln, bietet er konkrete Lösungen an", erklärt sie. Gleichzeitig weigere er sich, sich "den Launen des Kapitals im Austausch für Spenden zu beugen".
Mamdani gelinge es damit, die Energie einer politisierten Generation zu bündeln und in konkrete politische Organisation zu übersetzen – ein entscheidender strategischer Vorteil.
Mamdani geht es um die Zukunft der Demokraten in den USA
Zohran Mamdani und seinen Unterstützer:innen geht es um weit mehr als nur um den Einzug ins New Yorker Rathaus. Der Kandidat selbst beschreibt sich als Teil einer "Bewegung, die den Kampf um die Seele der Demokratischen Partei gewonnen hat", wie CNN berichtete. Das Ziel geht über einzelne Wahlsiege hinaus – es geht um eine ideologische Neuverortung der Partei.
Seine Unterstützer:innen tragen diesen Ansatz weiter. "Wir können innerhalb und außerhalb der Demokratischen Partei agieren", erklärt Michael Magazine, der im Wahlkampf an über 2000 Türen klopfte. Auch Cassie Willson begann selbst mit Haustürgesprächen und schulte andere Volunteers.
"Es gab so viele Möglichkeiten für Freiwillige, ihre Fähigkeiten in den Dienst der Kampagne zu stellen," erklärt Willson.
Bei seinen Unterstützer:innen hat Mamdani also einen hohen Mobilisierungsgrad erreicht. Am 4. November 2025 entscheidet sich, ob das für den Sieg bei den Bürgermeister-Wahlen ausreicht.
