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Russland: Polen und Finnland wollen Schlamm als Waffe nutzen

Soldiers drive IFVs along a muddy road during exercises of the 128th Separate Mountain Infantry Brigade at a military training area in Rivne Region, northwestern Ukraine, July 3, 2018. Ukrinform. Dril ...
Ziemlich ätzend: Schlamm.Bild: imago stock&people / Ukrinform
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Im Kampf gegen Russland: Finnland und Polen arbeiten an "Schlamm-Waffe"

Schlamm statt Soldaten: Polen und Finnland wollen mit Mooren und Sümpfen eine völlig neue Verteidigungsstrategie testen. Was absurd klingt, könnte russische Panzer im Ernstfall stoppen – und sogar dem Klima helfen. Es ist ein seltener Fall, in dem ein Rüstungsvorhaben gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt.
27.08.2025, 17:0327.08.2025, 17:03
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Polen und Finnland wollen Schlamm als Waffe gegen Russland nutzen. Erstmal mag die Idee ein wenig absurd klingen, sie fußt aber auf einer ausgeklügelten Strategie.

Und zwar wollen die Länder ausgetrocknete Moore und Sümpfe bewässern, um eine natürliche Barriere gegen Panzer und Militärfahrzeuge zu schaffen. Unwegsames Gebiet als Territorialvorteil ist keine neue Idee. Sogar die Römer setzten bereits darauf.

Schlammiges Gelände half bereits im Ukraine-Krieg

Im Ukraine-Krieg bremste morastiges Gelände russische Truppen aus. In Moschun steckten sie etwa im Schlamm fest, zeigen Drohnenaufnahmen. "Im Prinzip hat es den russischen Angriff von Norden gestoppt", erklärte Oleksandr Dmitriev, ein ukrainischer Berater, gegenüber dem US-Magazin "Politico".

Doch ukrainische Truppen litten bereits unter Geländeproblemen, etwa in der Region Kursk. Schlamm sorgte dafür, dass Einsatzkräfte Schwierigkeiten hatten, sich vernünftig fortzubewegen. Auch Kettenfahrzeuge kamen kaum voran.

Weder Finnland noch Polen sind aber aktuell Angriffsziele, stehen nicht unter Druck russischer Truppen. Mit einer Schlammbarriere können sie einen Ansturm ausbremsen, dahinter können sie wiederum Stellungen errichten.

Finnland selbst sieht in der Maßnahme gleich einen doppelten Gewinn. Es würden viele Ziele gleichzeitig erreicht werden, sagte Tarja Haaranen, Generaldirektorin im Umweltministerium, im Gespräch mit "Politico". So haben die Moore eine Schutzfunktion, können aber auch CO₂ speichern.

Während es sich bei Finnland noch um Pläne handelt, ist Polen bereits einen Schritt weiter. Teil des milliardenschweren Verteidigungsprojekt, "East Shield", umfasst auch die Renaturierung von Mooren. "Unsere Ziele stimmen überein. Für uns ist die Natur ein Verbündeter, und wir wollen sie nutzen", erklärt ein Sprecher gegenüber "Politico".

Aufrüstung anders gedacht: Schlamme als Waffe

Die Ideen lassen sich unter "Vorausschauender Politik" verbuchen. Denn letztlich handelt es sich um eine effiziente Verteidigungsmaßnahme, die langfristig einen klimapolitischen Nutzen mit sich bringt.

Selten trifft Militärlogik so harmonisch auf Klimaschutz. Schlamm als Waffe – das klingt bizarr. Doch im Ernstfall könnte genau dieser Dual-Use-Ansatz entscheidend sein: als Panzerfalle und CO₂-Speicher zugleich.

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