Das Eis schmilzt. Bild: Getty
International
27.11.2019, 20:5628.11.2019, 15:15
Führende Klimaforscher haben in einem Fachblatt eine dramatische Warnung veröffentlicht. Die sogenannten Kipppunkte im Erdsystem könnten noch schneller erreicht werden, als bisher angenommen wurde – damit könnte die globale Erwärmung noch drastischer ausfallen.
- Mit "Kipppunkte" bezeichnen Klimaforscher Phasen in der Erdgeschichte, in denen das Erdklima von einem Zustand sprunghaft in einen anderen übergeht. Wie als würde man einen Schalter umlegen.
- Werden bestimmte Schwellenwerte erreicht, sind die Prozess unumkehrbar. Als solche möglichen Kipppunkte werden in der Klimaforschung etwa eine bestimmte geschmolzene Menge von Eis am Nord- und Südpol angenommen.
- Das Risiko solcher unumkehrbaren Veränderungen sei bislang womöglich unterschätzt worden, hieß es in einem Kommentar, den internationale Experten am Mittwoch gemeinsam im Fachblatt "Nature" veröffentlichten.
- Unter den Autoren sind auch Hans Joachim Schellnhuber und Johan Rockström vom deutschen Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Warum warnen die Forscher?
Die Autoren verweisen unter anderem auf neue Erkenntnisse über die Eisschilde rund um Nord- und Südpol sowie über den Amazonas-Regenwald. Sie warnen vor bisher möglicherweise unterschätzten Kettenreaktionen und Rückkopplungen zwischen Ökosystemen.
Dafür gibt es nach ihrer Ansicht erste Hinweise. Beispielsweise fördere die Eisschmelze in der Arktis die Erwärmung in der Region. Eis reflektiert Sonnenlicht und weist damit Energie ab. Das schnellere Abschmelzen der Gletscher auf Grönland könne wiederum wichtige Atlantik-Meeresströmungen stören, was Folgen für den Monsun in Westafrika und die Feuchtigkeit des Amazonas-Beckens mit seinen Regenwäldern habe könne.
"Wissenschaftlich gesehen ist dies ein starker Beleg für einen planetaren Notfallzustand", erklärte Rockström anlässlich der Veröffentlichung.
Schellnhuber warnte vor einem "unheilvollen Weg in die Erwärmung", der mit Kipppunkten "gepflastert" sei. Einige seien womöglich schon überschritten, ergänzte er.
Die Gruppe internationaler Wissenschaftler forderte in ihrem Kommentar energische Gegenmaßnahmen. Die Stabilität des gesamten Erdsystems sei in Gefahr, erklärten die Experten.
(ll/afp)
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