International
13.06.2018, 07:3013.06.2018, 07:43
fabian reinbold
Der grellste Stück Propaganda zum Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und Kim Jong-un kam nicht aus Nordkorea, sondern aus den USA.
Der amerikanische Präsident hat es produzieren lassen und es Kim persönlich vorgespielt. Das Video, im Stile eines Filmtrailers für einen Hollywood-Blockbuster gehalten, ist ein höchst ungewöhnliches Mittel im Rahmen einer Gipfelverhandlung.
Die Veröffentlichung hat in den USA bereits für Entsetzen gesorgt. Das linksliberale Magazin "New Yorker" beschreibt den Film als "sensationellen Schwachsinn". Der frühere US-Botschafter in Südkorea, Alexander Vershbow, gab zu Protokoll:
"Ich war sprachlos, als ich den Film sah."
Alexander Vershbow
Doch Kim könnte der vierminütige Clip beeindrucken.
In dem Video gibt es blühende Landschaften für Kim
Das Video hat zwei Helden, Kim und Trump, die Geschichte schreiben und den Lauf der Welt ändern können. "Zwei Männer, zwei Anführer, ein Schicksal", dröhnt eine tiefe Stimme. Der Film entwirft überdeutlich zwei Szenarien für den Nordkoreaner: Eine Fortführung der Politik des Raketentests und der Bedrohung führt zu Sanktionen und Armut, machen Bilder in schwarz-weiß klar.
Farbenfroh inszeniert ist hingegen die Alternative: Der Neuanfang mit dem Ergreifen der "Hand des Friedens" (gemeint ist die Trumps) führt zu einem aufstrebenden Nordkorea, illustriert durch Hochgeschwindigkeitszüge, volle Einkaufswagen, blühende Landschaften sozusagen. (Auch der Berliner Reichstag hat einen Kurzauftritt.)
Kim und Trump treffen sich – die Bilder des Singapur-Gipfels
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Kim und Trump treffen sich – die Bilder des Singapur-Gipfels
Da ist der historische Moment, auf den alle gewartet hatten: Trump und Kim unterzeichnen eine gemeinsame Vereinbarung. Was drin steht, weiß zu diesem Moment aber noch niemand. (Host Broadcaster Mediacorp Pte Ltd via AP)
quelle: host broadcaster mediacorp pte ltd pool
Alles hänge daran, heißt es zur dramatischen Musik, ob ein Anführer die richtige Entscheidung treffen wird.
"Ein großartiges Leben – oder weitere Isolierung?"
Die Veröffentlichung des Films hat Irritationen hervorgerufen. Zunächst wurde er den Reportern vor der Pressekonferenz in Singapur vorgespielt, und zwar in der koreanischen Version. Mehrere Journalisten hielten ihn zunächst für einen Propagandafilm aus Pjöngjang.
Erst danach lief die englische Version – Trump zeigte sich stolz, das Publikum irritiert. Am Dienstagabend hat ihn das Weiße Haus dann auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht.
Ein Experte für politische Werbung, Mark McKinnon, sagte der "New York Times", das Video könne für ein breiteres Publikum "offensichtlich sehr schockierend" sein, den eigentlichen Empfänger aber sehr wohl beeinflussen.
"Ich glaube, er liebt ihn"
Immerhin trägt der Film zwei der wenigen verfügbaren Erkenntnisse über Kim Rechnung: Der Diktator liebt westliche Filme – und Basketball. Auf einem der emotionalen Höhepunkte des Clips gibt es dann einen Basketballer beim Slamdunk zu sehen.
Man kann sich auch vorstellen, wie Trump in seinem früheren Leben mit ähnlichen Filmchen seine Immobilienprojekte bei Investoren beworben hat. Die aktuelle Herausforderung ist allerdings doch etwas größer.
Apropos verrückte PR-Aktionen:
Der Film verdeutlicht Trumps Strategie gegenüber Kim. Er will neben dem Aufbau einer persönlichen Beziehung zwei Punkte klarmachen: Die Vorstellung, dass die beiden gemeinsam Geschichte schreiben können. Und das Angebot, dass Nordkorea bei Aufgabe der Atomwaffen Fortschritt und Wohlstand winken.
Trump hat Kim das Werk nach eigenen Angaben gegen Ende des Treffens auf einem iPad vorgespielt. Über den Film sagte er anschließend, er habe Kim zeigen wollen, was für dessen Land möglich sei.
Zu Kims Reaktion auf den Film sagte Trump:
"Ich glaube, er liebt ihn."
Donald Trump
Aus Pjöngjang war dazu bislang nichts zu hören.
Dieser Text ist zuerst bei t-online erschienen.
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Donald Trump und Kim Jong-un - was bisher geschah
Die Grünen, die haben laut konservativen und rechten Kräften immer Schuld an allem. Oder der "woke Wahnsinn". Was für viele Revisionisten eigentlich dasselbe ist. Und was machen die Woken laut rechter und konservativer Ecke? Natürlich alles wegcanceln aka zensieren, was nicht in ihre "Ideologie" passe. Die böse "Cancel Culture" ist längst ein Kampfbegriff der Rechten geworden.