Das hatte Angela Merkel sich anders vorgestellt: Wegen einer Panne ihres Regierungsfliegers beginnt der G20-Gipfel in Buenos Aires am Freitag ohne die deutsche Bundeskanzlerin. Die bedeutenden Arbeitssitzungen zur Lage der Weltwirtschaft und zum konfliktreichen Thema Handel wird Merkel verpassen, auch wichtige bilaterale Gespräche stehen durch ihre Verspätung auf der Kippe.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bestätigt, dass es sich bei dem technischen Defekt an ihrem Regierungsflugzeug um ein größeres Problem gehandelt hat. Nach den Ereignissen könne sie sagen: "Es war eine ernsthafte Störung", sagte Merkel am frühen Freitagmorgen in Bonn, wo sie nach dem Abbruch der Reise zum G20-Gipfel nach Buenos Aires die Nacht verbrachte.
Merkel und Scholz sollen nun am heutigen Freitag mit einem Linienflug von Madrid nach Buenos Aires fliegen, wie es aus Regierungskreisen hieß. Dabei werde Merkel nur noch von einer "sehr kleinen Delegation" begleitet.
Merkel kommt somit nicht nur mit deutlich abgespeckter Delegation zum Gipfel der großen Industrie- und Schwellenländer am Ufer des Rio de la Plata, sondern auch mit heftiger Verspätung. Den Großteil des Programms am Freitag dürfte sie verpassen. Geplant ist nun, dass Merkel am frühen Abend landet und auf jeden Fall am Abendessen teilnimmt.
Auch einige bilaterale Gespräche wie ein Treffen mit Argentiniens Präsident Mauricio Macri oder US-Präsident Donald Trump waren am Freitag geplant. Ob die bilateralen Begegnungen ausfallen oder im Verlauf des noch bis Samstag dauernden Gipfels nachgeholt werden können, war zunächst unklar.
Wichtigster Vertreter der Bundesregierung in Buenos Aires bis zum Eintreffen Merkels ist somit ihr wirtschafts- und finanzpolitischer Berater Lars-Hendrik Röller. Merkels "Sherpa" verhandelt seit Jahren vor und während internationaler Gipfel mit seinen Kollegen aus den anderen Ländern die Gipfelerklärungen. Dafür war Röller schon vorab nach Buenos Aires gereist.
Gerade beim Thema Handel ist unklar, ob die G20 sich auf eine gemeinsame Erklärung verständigen können. Hintergrund ist vor allem der heftige Handelskonflikt zwischen den USA und China. Seit Monaten überziehen sich die beiden größten Volkswirtschaften der Welt mit Strafzöllen und Drohungen.
Mit Spannung wird daher ein Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping erwartet, das am Rande des Gipfels stattfinden soll.
Ein Gespräch mit Russlands Staatschef Wladimir Putin sagte Trump nach einigem Hin und Her hingegen kurz vor Gipfelbeginn per Twitter ab. Die Entscheidung begründete der US-Präsident mit der Rolle Russlands bei der letzten Eskalation im Ukraine-Konflikt.
Der Kreml reagierte betont gelassen: Dann habe der Präsident eben ein "paar zusätzliche Stunden in seinem Programm für nützliche Gespräche", sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow. Eins davon soll ein Treffen mit Merkel sein.
(aj/afp/dpa)