In der Diskussion um die geistige Gesundheit von Joe Biden hat sich das Lager des US-Präsidenten womöglich einen weiteren schweren Patzer geleistet. Eine als Befreiungsschlag geplante offene Fragerunde kündigten seine Pressesprecher als "Big Boy Press Conference" an. Die wohl scherzhaft gemeinte Bemerkung sorgte für Hohn und Spott.
Erstmals seit Monaten will sich Biden am Donnerstag in einer offenen Pressekonferenz den Fragen von Journalist:innen stellen. Freie Fragerunden gehören eigentlich seit Langem nicht mehr zum Repertoire des US-amerikanischen Staatsoberhaupts. Der Termin ist als Befreiungsschlag gegen die Kritiker:innen geplant, die ihm zunehmende Vergreisung vorwerfen und seine Amtsfähigkeit in Zweifel ziehen.
Üblicherweise dürfen nur ausgesuchte Fragen gestellt werden, zumeist vertraut Biden aber ausschließlich auf den Teleprompter. Bei der letzten Gelegenheit im vergangenen Februar verwechselte Biden Mexiko und Ägypten. Im Scherz bezeichnete ein enger Berater den Termin als "Big Boy Press Conference" – und fachte damit ungewollt den Spott von Medien und Rivalen an.
Der scherzhaft gemeinte Begriff habe sich im Beraterstab mit Bezug auf die Fragerunde durchgesetzt, so ein Pressesprecher. Die provokante Wortwahl eines Journalisten übernahmen bei der Bekanntgabe des Termins die beiden Sprecher des Weißen Hauses, John Kirby und Karine Jean-Pierre am Montag.
Ursprünglich hatte sich Jean-Pierre über den Fragesteller, "Bloomberg"-Redakteur Justin Sink, lustig gemacht, als dieser nach einer "Große-Jungs-Pressekonferenz" gefragt hatte. "Der große Junge Justin, hier ... stellt ein paar Große-Jungs-Fragen", scherzte die Sprecherin.
Als Kirby Tage später die Bezeichnung vor versammelter Presse aufgriff, ließ die Häme in englischsprachigen Medien nicht lange auf sich warten. Danica De Giorgio, Moderatorin beim konservativen Sender, Sky Australia, kommentierte: "Werden sie ihn als Nächstes auf dem Töpfchen trainieren?"
Knapp zwei Wochen nach der verheerenden TV-Debatte gegen Donald Trump müht sich Biden noch immer, die öffentliche Meinung herumzureißen. Selbst in den Reihen seiner demokratischen Parteifreunde wurde jüngst trotz erfolgreicher Vorwahl die Legitimität einer Kandidatur für eine zweite Amtszeit und die Präsidentschaftswahl Anfang November infrage gestellt.
Zuvor verlor der einstige Vize-Präsident von Barack Obama bei öffentlichen Auftritten wiederholt den Faden, verhaspelte sich oder goss mit greisenhafter Mimik und Gestik Wasser auf die Mühlen der Kritiker:innen.
Beim Versuch, den Eindruck aus dem verkorksten Duell mit Amtsvorgänger und Herausforderer Trump wettzumachen, leistete sich Biden erneut einen schweren Aussetzer. In einem live gesendeten Telefonat mit einem Radiosender bezeichnete sich Joe Biden selbst als "die erste schwarze Frau", die im Weißen Haus diente.